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Opfer leidet bis heute Opfer leidet bis heute: Zahnarzt wegen heimlichen Aufnahmen aus Arztpraxis vor Gericht

09.08.2013, 10:35
Ein Zahnarzt (re.) sitzt Anfang Juli im Verhandlungssaal des Amtsgerichtes in Gera (Thüringen) neben seinem Rechtsanwalt Andreas Bönisch.
Ein Zahnarzt (re.) sitzt Anfang Juli im Verhandlungssaal des Amtsgerichtes in Gera (Thüringen) neben seinem Rechtsanwalt Andreas Bönisch. dpa/ARCHIV Lizenz

Gera/dpa. - Im Prozess um intime Bildaufnahmen, die ein Zahnarzt heimlich von seinen Angestellten gemacht haben soll, haben Opfer von ihren psychischen Leiden berichtet. Sie sei schockiert gewesen, als sie sich bei der Polizei auf den Bildern wiedererkannt habe, erzählte eine junge Frau am Freitag vor dem Amtsgericht Gera. Sie hatte schon vor Bekanntwerden der heimlichen Videoaufzeichnungen im Umkleideraum der Frauen gekündigt. Der Grund: Der Arzt hatte ihr gedroht, sie gegen ihren Willen unter die Dusche zu stecken. Solche Übergriffe habe es in der Praxis öfter gegeben, sagte sie. Deswegen habe sie keinen Zweifel gehabt, dass er Ernst machen würde.

Die junge Frau erläuterte, sie leide seither unter Depressionen, habe sich aber bisher geschämt, einen Psychologen aufzusuchen. Entschuldigt habe sich der Arzt, der weiter in Gera praktiziert, bis heute nicht. Auch eine andere Frau, die einige Zeit in der Praxis saubergemacht hat, erkannte sich auf den Bildern wieder. „Als ich das erfahren habe, ging es mir ein paar Tage richtig mies“, berichtete sie. Zumal sie ohnehin an Depressionen leide. Auch sie warte bis heute auf eine Entschuldigung.

Im Prozess am Amtsgericht schweigt der Arzt. Ein Freund sagte vor Gericht aus, dass er ihn einmal auf die Berichte angesprochen habe. „Er hat gesagt, dass da was war. Wir haben aber nicht weiter über Details gesprochen.“ Die Polizei hatte in seinem Büro mehrere Tausend Dateien gefunden, die aus der jahrelangen heimlichen Videoüberwachung des Umkleideraumes stammen sollen. Die Anklage lautet auf Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch Bildaufnahmen in 73 Fällen. Der Prozess soll am Mittwoch (14. August) fortgesetzt werden.