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Ohrekreis Ohrekreis: Atommüll lagert in altem Bergwerk

Von Kai Gauselmann 19.12.2006, 19:10

Magdeburg/MZ. - Die Bundesregierung unter der damaligen Umweltministerin und heutigen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) plante noch 1998 auf Jahre hinaus dort neuen Müll einzulagern. Ein 4 000-Tonnen-Salzblock beendete 2001 die Debatte endgültig: Der stürzte in dem Bergwerk ein, seitdem wird die Anlage stillgelegt - aus Sicherheitsgründen.

Die jetzt vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) geplante Anlage soll an das bestehende Lager grenzen. Das alte Endlager ist ein ehemaliges Salzbergwerk. Es besteht aus 22 Kammern in gut 500 Metern Tiefe. 1970 fing die DDR an, dort strahlenden Abfall aus Kernkraftwerken, Kliniken und Forschungsanlagen einzulagern.

Nach der Wende wurde auch Atommüll aus Westdeutschland deponiert. Über die Jahre kam die riesige Menge von 37 000 Kubikmetern an schwach- bis mittelradioaktiven Abfällen zusammen. Seit dem Absturz des Salzblocks wird daran gearbeitet, weitere Einstürze und Risse zu verhindern. Die Kosten dafür betragen zwei Milliarden Euro.

Die nun geplante oberirdische Anlage wäre die einzige ihrer Art in Deutschland. Sie soll das Verwahrlager im hessischen Hanau ersetzen, das Ende 2005 geschlossen wurde. Die neue Anlage soll nach MZ-Informationen "für eine unbestimmte Dauer" betrieben werden. Was genau eingelagert werden soll, ist noch unklar. Da die Planungen aber lediglich den Bau einer Halle vorsehen, kann nur wesentlich weniger Müll als im unterirdischen Lager untergebracht werden.

Laut Landes-Umweltministerin Petra Wernicke (CDU) kommt dafür auch Müll aus Sachsen-Anhalt in Frage. So seien bei einer insolventen Firma in Gommern (Jerichower Land), die geologische Tiefenbohrungen durchführte, "21 Plutonium-Berillium-Quellen" angefallen, die nach der Firmepleite der Staat entsorgen muss. Ob Risiken davon ausgehen und wie groß die Menge ist, konnte Wernicke am Dienstag nicht sagen. Der Atommüll sei aber derzeit sicher in einem unterirdischen Bunker untergebracht. "Das ist aber keine Dauerlösung", so Wernicke.