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Neuer Baumwipfelpfad im Harz Neuer Baumwipfelpfad im Harz: Bei Bad Harzburg durch die Wipfel alter Bäume

Von Matthias Brunnert 05.05.2015, 08:36
Luftaufnahme der neu angelegten Anlage «Baumwipfelpfad Harz», aufgenommen am 04.05.2015 vom Burgberg in Bad Harzburg (Niedersachsen).
Luftaufnahme der neu angelegten Anlage «Baumwipfelpfad Harz», aufgenommen am 04.05.2015 vom Burgberg in Bad Harzburg (Niedersachsen). dpa Lizenz

Bad Harzburg - Eine gewaltige Stahlkonstruktion ragt am Eingang zum Kalten Tal in den Himmel. Im Inneren des Kolosses führt in einer sanft ansteigenden Spirale, die auch für Rollstühle und Kinderwagen geeignet ist, ein Holzweg in die Höhe bis zu einer Aussichtsplattform. Dort beginnt Niedersachsens erster Baumwipfelpfad. Die Anlage in Bad Harzburg, die am Donnerstag eröffnet wird, soll jährlich zehntausende von Besuchern anlocken. In Deutschland gibt es bislang rund ein Dutzend entsprechende Anlagen, vorwiegend in Süddeutschland.

„Mir nach“, sagt Eva Ronkainen, die den Baumwipfelpfad leitet. Es riecht nach Holz. Die Sonne strahlt durch das frische Grün. Unten im Tal murmelt ein Bach. Von allen Seiten dringt Vogelgezwitscher ans Ohr. Rechts und links Baumkronen: Buche, Bergahorn, Lärche, Eiche. Der Pfad aus Lärchenholz führt mitten durch die Kronen. Auf halber Strecke geht es über das dunkle Wasser des Schweineteichs. Die 30 Meter lange Brücke scheint ein wenig zu schwanken.

Bereits viele Anmeldungen

Rund 1000 Meter lang ist der Pfad, der unterhalb des Burgbergs an der Grenze zum Nationalpark entlang in etwa 20 Metern Höhe durch das Kalte Tal führt. „Der Pfad ist eine sehr schöne Ergänzung des touristischen Angebots“, sagt Carola Schmidt, Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes. Sie rechne mit einem Besucheransturm.

„Wir gehen von bis zu 100.000 Gästen pro Jahr aus“, sagt Ronkainen. Schon lange vor der offiziellen Eröffnung stapeln sich bei ihr die Buchungen. „Vor allem Schulklassen und Jugendgruppen haben sich angemeldet, aber auch viele Einzelreisende.“

Zu sehen bekommen sie nicht nur Baumkronen. Auf dem Pfad befinden sich rund 30 Stationen zur Natur des Harzes. Besucher lernen die verschiedenen Bäume zu unterscheiden, sie können hören, wie Luchse fauchen, knurren und grollen. Sie können einer Harzer Kiepenfrau lauschen, die berichtet, wie sie als Lastenträgerin in früheren Zeiten die Menschen im Oberharz mit dem Nötigsten versorgt hat.

Auch kritische Stimmen

Sie können Hirsch, Reh, Fledermaus oder Wildkatze beobachten, den Blick auf das Nest eines Spechts in einer Baumhöhle werfen, Granit, Korallenkalk und andere Gesteine anfassen. Es gibt Quiz-Aufgaben und Gelegenheiten zum Balancieren.

Auch wenn in Bad Harzburg einige kritische Stimmen zum Baumwipfelpfad laut wurden: Widerstand von Naturschützern gegen das Projekt gab es nicht. Der Pfad sei zwar mit erheblichen technischen Eingriffen in die Natur verbunden, sagt Friedhart Knolle vom BUND. „Er dient aber dem Naturerleben. Und er liegt stadtnah bei Bad Harzburg an der richtigen Stelle und vermittelt wichtige Inhalte.“

Die Kosten des Baumwipfelpfades betragen rund 4,5 Millionen Euro. Die EU gibt 2 Millionen Euro, den Rest bringen die städtischen Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe (KTW) Bad Harzburg auf. Die Kosten seien verglichen mit anderen Baumwipfelpfaden niedrig, meint KTW-Geschäftsführer Bernd Vollrodt. Wegen der Nähe zur Stadt mussten nämlich keine zusätzlichen Parkplätze gebaut werden. Und weil auf dem nahen Burgberg eine moderne Gastronomie eröffnet hat, sei auch dafür kein Geld nötig gewesen. (dpa)