Netzwerk in Sachsen-Anhalt Netzwerk in Sachsen-Anhalt: Ein Engel für Firmengründer
Bad Lauchstädt/MZ. - Bernhard von Reiche ist Unternehmer in Bad Lauchstädt. Von seinem Erfolg profitieren junge Firmengründer. Als Business Angel, als Unternehmens-Engel, unterstützt von Reiche Existenzgründer mit Kapital, Erfahrung und Kontakten. Das ist ein Ergebnis seiner Entscheidung, nach der Wende aus seiner Manager-Laufbahn auszusteigen und zu den Wurzeln seiner Familie zurückzukehren.
Der Berufsweg führte von Reiche zunächst in ganz andere Bereiche. 1956 im niedersächsischen Celle geboren, besuchte er das Internat Louisenlund in Schleswig, studierte Betriebswirtschaft und fing beim Autobauer BMW an zu arbeiten. Innerhalb weniger Jahre stieg er vom Assistenten zum Leiter der Region Nordamerika auf. "Es war ein Leben auf der Überholspur, als junger Mann konnte ich schnell viel erreichen", erzählt von Reiche.
US-Posten aufgegeben
Mit der Deutschen Einheit kam für von Reiche eine Wende. Seine Familie, die in Bad Lauchstädt vor dem Zweiten Weltkrieg einen großen Hof betrieben hatte, wollte zurückkehren. "Es war eine schwere Entscheidung, den Posten in den USA aufzugeben", sagt der heute 51-jährige. Dennoch beschloss er, zusammen mit seiner Familie den Besitz zurückzukaufen. "Wir wollten Eigentum und Vermögen schaffen", sagt von Reiche. Dies konnte BMW in dieser Form nicht bieten. Heute schimmert in Bad Lauchstädt das Gut der Familie in freundlichen gelben Farben. An den Wänden des Konferenzraums hängen Bilder von Firmengebäuden und Einfamilienhäusern wie kleine Trophäen. "Wir haben nie billig gebaut", erklärt von Reiche.
Ein Blick aus dem Fenster genügt: Neben dem Gut entstand eine kleine Siedlung mit Mehrfamilienhäusern und Tennisplatz. Insgesamt hat die Firmengruppe in den zurückliegenden Jahren mehr als 500 Wohnungen und 50 Gewerbeobjekte in Bad Lauchstädt und Halle gebaut. Die Landwirtschaft wurde neu eingerichtet. "Wir sind ein solider Mittelständler geworden", sagt von Reiche.
Zu anderen Firmenchefs und der Politik in der Region pflegt er gute Kontakte. Doch das Agieren auf nationalem und internationalem Parkett wie bei BMW fehlt dem Unternehmer. Daher hat er sich entschieden, in junge Technologiefirmen zu investieren. Nicht als aktiver Unternehmer, sondern als Türöffner für junge Gründer. Ein Business Angel eben, für von Reiche ein "gebender Mensch, der unternehmerisch denkt und eine langfristige Rendite erzielen möchte".
Bereits 1999 investierte von Reiche in die von Universitätsprofessoren ausgegründete Magdeburger Technologiefirma INB Vision AG. Die kleine Firma hat eine optische dreidimensionale Messtechnik entwickelt, die zur Qualitätskontrolle von Oberflächen dient. "Wir haben oft nächtelang gesessen, um aus der Idee ein tragfähiges Geschäftskonzept zu entwickeln", sagt von Reiche. Wissenschaft und Betriebswirtschaft seien nicht immer unter einen Hut zu bekommen. Nach vielen Hürden und Rückschlägen sei das Unternehmen nun auf einem guten Weg.
Fragen und Ideen
Von Reiche sieht seine Rolle als Business Angel ähnlich die eines Vaters: Neben der finanziellen Unterstützung muss ein Business Angel den Jungunternehmern Kontakte vermitteln, kritische Fragen stellen und Ideengeber bei der Firmenentwicklung sein. "Das Tagesgeschäft müssen die Gründer aber selbst leiten", sagt er. Der ersten Investition sollen nun weitere folgen. Dafür ist von Reiche dem Business Angels Netzwerk Sachsen-Anhalt beigetreten.
Der Vater von drei Töchtern sagt: Sachsen-Anhalt braucht mehr junge Existenzgründer. Viele gut ausgebildete Menschen würden nach der Universität schnell von Großunternehmen angeworben.
Aus der sicheren Angestelltenposition wage dann kaum einer den Sprung in die Selbstständigkeit. Eine wesentliche Ursache dafür sieht von Reiche in der Unternehmensstruktur des Landes. "Jungen Gründern fehlen oft die etablierten Mittelständler, mit denen sie kooperieren können." Daher engagiert er sich. "Mit einem guten Konzept und Kontakten lässt sich die immer gegebene Gefahr des Scheiterns minimieren." Als Kaufmann fügt er hinzu: "Meist zahlt sich Unternehmertum aus." Und blickt auf die Bilder im Konferenzraum.