Nach Terror-Anschlägen Nach Terror-Anschlägen : Touristen aus Mitteldeutschland meiden Türkei und Tunesien
Halle (Saale) - Günstig und mit sicherem Gefühl Urlaub machen: Beides können Touristen aus Mitteldeutschland in diesem Jahr nicht haben. Durch Terror-Anschläge und Flüchtlingswanderungen verschieben sich die Reiseströme. Die Türkei, Ägypten und Tunesien verlieren massiv Gäste, dort stehen die Hotels teilweise leer. Spanien, Portugal und Bulgarien gewinnen hinzu. Das zeigt auch eine Auswertung der Passagierzahlen des Flughafens Leipzig/Halle für die MZ.
Türkei: Das Land ist der große Verlierer im Sommer 2016. Nachdem sich ein Selbstmordattentäter am 12. Januar in der Istanbuler Altstadt inmitten einer deutschen Touristengruppe in die Luft gesprengt hatte, strichen viele Pauschal-Urlauber auch die Türkische Riviera von ihrer Reiseliste. Von Januar bis Ende Mai zählte der mitteldeutsche Airport 91.800 Fluggäste in und von der Türkei. Das ist ein Minus von 34 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Die Reiseveranstalter reagierten bereits. Acht wöchentliche Flüge von Leipzig/Halle in die Türkei wurden gestrichen. „Viele unserer Kunden waren verunsichert. Erst langsam steigen die Buchungszahlen wieder“, sagt Wolfgang Kober, Inhaber des Reisebüros Kober. Durch die Rückgänge, auch die Russen meiden wegen politischer Konflikte das Land, sind die Preise für Pauschalreisen nach Antalya massiv gesunken. „Zwei Wochen im Fünf-Sterne-Hotel gibt es pro Person im September ab 1.000 Euro“, sagt André Bachmann, Chef des gleichnamigen Reisebüros. Im Vorjahr hätte dies 1.600 Euro gekostet.
Ägypten und Tunesien: Eingebrochen sind auch die Passagierzahlen vom Flughafen Leipzig/Halle nach Ägypten und Tunesien. „Tunesien spielt im Reisegeschäft keine Rolle mehr“, sagt Bachmann. Bei einem Terror-Anschlag am Strand des Badeorts Sousse im Juni 2015 starben 39 Menschen. Davon hat sich das Tourismus-Geschäft bis heute nicht erholt. Der Reisehinweis des Auswertigen Amtes klingt beunruhigend: „In Tunesien besteht weiterhin ein erhöhtes Risiko terroristischer Anschläge.“
Spanien, Bulgarien, Griechenland: Der Gewinner der Saison ist Spanien. Von Leipzig/Halle legte die Zahl der Passagiere bis Ende Mai um knapp 20 Prozent auf 195.600 zu. Vor allem die Urlaubsziele auf den Kanarischen Inseln sind laut Deutschem Reiseverband sehr gut gebucht. Reisebüro-Chef Bachmann spricht sogar von einer „überhitzten Nachfrage.“ Es gebe kaum noch Angebote, deren Qualität gehe auch merklich zurück. Das wirke sich auch auf die Preise aus. „Last-Minute lassen sich in Spanien keine Schnäppchen mehr ergattern.“ Im Kommen sehen Bachmann und Kober auch Bulgarien. Das Land wird von einigen Veranstaltern als Türkei-Ersatz angepriesen. Die Qualität der Angebote liegt aber unter denen im Nachbarstaat. An den Stränden des Schwarzen Meers wird es eng, da auch viele Russen Bulgarien für sich als Reiseland entdeckt haben. Zuwächse dürfte auch Griechenland in diesem Jahr verbuchen. „Die Inseln Kreta, Rhodos und Kos sind gefragt“, sagt Kober. „Die Kunden schauen sich auch genau die Flüchtlingssituation an“, so Kober. Vor allem bei Kos sei dies der Fall. Boote mit Flüchtlingen wollen die allermeisten Touristen nicht sehen.
Deutschland: Das beliebteste Reiseziel der Deutschen bleibt das eigene Land. Ein Drittel macht hierzulande Urlaub. Der Reiseverband erwartet sogar noch leichte Zuwächse. Vor allem Ost- und Nordseeküste sind beliebt. „An der Ostsee noch ein freies Hotelbett zu finden, ist gar nicht so einfach“, sagt Kober. (mz)