MZ-Interview mit Halles Uni-Rektor Udo Sträter MZ-Interview mit Halles Uni-Rektor Udo Sträter: "Das Land muss sich entscheiden"

Halle (Saale)/MZ - Das Konzept für die künftige Hochschulstruktur des Landes Sachsen-Anhalt ist lange erwartet worden. Cornelia Fuhrmann sprach mit Halles Uni-Rektor Udo Sträter darüber.
Herr Sträter, was ist Ihre Meinung zum Hochschulstrukturpapier?
Sträter: Es ist ein sehr knappes Papier. Es enthält auch keine wirklichen Überraschungen, aber es enthält natürlich eine Reihe von Problemen, die gelöst werden müssen.
Sehen Sie Potenzial darin, eigene Vorschläge einzubringen? Wie sehen die konkret aus und bis wann sind Sie einzureichen?
Sträter: Wir werden in jedem Fall ab sofort eine sehr intensive Diskussion haben. Die Zielvereinbarungen müssen in der zweiten Jahreshälfte verhandelt werden und bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Und das heißt, die Hochschulentwicklungspläne, die die einzelnen Hochschulen als Reaktionen auf das Strukturpapier vorlegen, müssen im Sommer da sein.
Auffallend ist, dass die Lehramtsausbildung in Halle gestärkt werden soll, allerdings zu Lasten der normalen Studiengänge in den Sportwissenschaften und der Geografie.
Sträter: Die Stärkung der Lehramtsausbildung ist beabsichtigt. Solche Überlegungen, wie sie zu Sport oder Geografie getroffen worden sind, setzen voraus, dass man sich auf der Länderebene einigt. Das ist bis jetzt noch nicht in klarer Weise passiert. Es wird die Geografie genannt, aber die Zahlen betreffen im Grunde das gesamte Institut für Geowissenschaften, das ja nicht nur Geografie als Studiengang hat.
Inwiefern werden Kooperationen noch wichtiger, beispielsweise für die Medienwissenschaften, und wieso helfen diese nicht beim Sparen?
Sträter: Das Strukturpapier greift einige Anregungen aus dem Wissenschaftsratsgutachten auf, in dem man auf die Stärkung solcher Kooperationen hinweist - zwischen Universitäten und Fachhochschulen, aber auch der Fachhochschulen untereinander. Das hat aber in erster Linie gar nichts mit Kürzungen zu tun. Wenn man das Wissenschaftsratsgutachten liest, dann findet man sogar den Hinweis, dass hier zusätzliche Koordinatorenstellen vom Land geschaffen werden müssten.
Das findet man im Strukturpapier natürlich nicht. Ich hatte zum Beispiel den Vorschlag gemacht, dass wir mit den Medien- und Kommunikationswissenschaften eine Plattform aufmachen und hier über Kooperationsmöglichkeiten mit Merseburg, mit der Burg, mit der Hochschule Anhalt nachdenken. Es wäre sowieso eine neue Ausrichtung, eine neue Profilierung des Departments Medien- und Kommunikationswissenschaften nötig. Das Strukturpapier sieht eine solche Kooperationsplattform vor, aber Halle ist da nicht dabei. Wir müssen mal gucken, ob es dabei bleibt.
Ist es so, dass die einzusparende Summe völlig utopisch ist?
Sträter: Auf jeden Fall ist es sehr schwer, heranzukommen. Es sollen 2,4 Millionen Euro eingespart werden. Dazu kommt aber die Beseitigung des strukturellen Defizits der Universität, das bei 6,5 bis sieben Millionen Euro liegt. Hinzu kommen in den nächsten Jahren die Steigerungen durch Inflation und Tariferhöhungen, von denen zehn Prozent die Universität tragen muss. Wenn man alles zusammenrechnet, sind es bis 2025 etwa 25 Millionen Euro, die wir sparen müssten. Das Land muss sich entscheiden, ob es eine Volluniversität mit nationalem und internationalem Renommee will.
Wünschen Sie sich mehr Zusammenarbeit mit dem Bund? Geld ist ja eigentlich da.
Sträter: Es ist viel Geld da, aber es bedürfte der grundgesetzlichen Änderung des Kooperationsverbotes und der Bereitschaft des Bundes, jetzt auch wirklich in die Grundfinanzierung der Hochschulen einzusteigen. Es ist bloß im Moment kein deutliches Anzeichen dafür zu erkennen. Es gibt immer Überlegungen, und die sind in den letzten Monaten auch verstärkt geäußert worden, dass man bestimmte Bereiche wie die „kleinen Fächer“ vom Bund her in einer Gesamtverantwortung stärkt. Das wäre natürlich eine große Hilfe, gerade auch für unsere Universität, weil wir eine erhebliche Anzahl „kleiner Fächer“ haben, die eigentlich weltweit Bedeutung haben und immer mehr verschwinden aus der Landkarte, weil die Länder beschließen, dass sie sich das eigentlich nicht mehr leisten können.
Wie werten Sie die Aussage von Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU), dass die Maßnahmen keine Studienplätze kosten sollen?
Sträter: Eines ist völlig klar: Wenn man Strukturen abbaut und Personal abbaut, baut man damit automatisch auch Studienplätze ab. Das geht gar nicht anders.
