Messerstecherei im Naumburger Uta-Center Messerstecherei im Naumburger Uta-Center: Viele offene Fragen nach tödlichem Polizei-Einsatz

Naumburg - Es ist kein üblicher Einkaufsdonnerstag im Uta-Center in der Rosa-Luxemburg-Straße in Naumburg (Burgenlandkreis). Das Gelände ist großflächig mit rot-weißem Band abgesperrt, Polizeifahrzeuge sind aufgefahren. Am Eingang des Marktes hängen Decken und eine Plastikfolie. Zwei Autos der Kriminaltechnik stehen hinter dem Gebäude.
Ein Kriminaltechniker bedient eine Kamera, die das Gelände großflächig aufnimmt. Schaulustige haben sich in Gruppen in der Nähe einer Pizzeria versammelt. Es gibt nur ein Thema im Uta-Center und in der Stadt: Ein 27-jähriger Naumburger ist in den frühen Morgenstunden gegen 4?Uhr von einem Polizisten erschossen worden.
Er hatte zunächst die Angestellte einer Spielothek mit einem Messer verletzt. Dort hatte es vorher offenbar Streit gegeben, die Polizei wurde gerufen. „Als drei Beamte eintreffen, beginnen sie mit der Befragung mehrerer Personen, unter denen sich auch der Tatverdächtige befand“, sagt Hans-Jürgen Neufang, Sprecher der Staatsanwaltschaft Halle. Anschließend soll der junge Mann eine weitere Frau verletzt haben, die den Polizisten den Hinweis auf den Tatverdächtigen gab. „Die Frau ist spurlos verschwunden. Wir fahnden inzwischen nach ihr“, so Neufang.
Dann gerät das Geschehen außer Kontrolle: Der Mann verletzt nach Angaben der Staatsanwaltschaft zwei der Polizisten, nimmt die Angestellte eines Fitness-Studios als Geisel und sticht ihr mit dem Messer in den Rücken. Einer der Polizeibeamten greift daraufhin zur Waffe. „Es fielen mehrere Schüsse, der im Eingangsbereich des Einkaufszentrums stehende Angreifer wurde getroffen. Er erlag wenig später seinen Verletzungen“, so der Staatsanwalt.
Die Frau wurde ins Naumburger Klinikum gebracht. Sie arbeitet als Reinigungskraft im dortigen Fitness-Studios „Life“. „Sie hat mir eine Nachricht auf dem Handy hinterlassen“, sagt „Life“-Geschäftsführer Frederik Sandner und spielt das Ton-Dokument ab, auf dem die Frau mit tränenerstickter Stimme über den Vorfall berichtet.
Die Ermittlungen laufen inzwischen auf Hochtouren, auch zum genauen Hergang des Geschehens. „Geführt werden sie unter Leitung der Staatsanwaltschaft, einbezogen ist der Zentrale Kriminaldienst der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Süd,“ sagt Polizeisprecherin Antje Hoppen. In die Polizeiarbeit schalten sich auch die Direktion Ost und das Innenministerium ein. Ermittelt wird ebenso gegen die Polizisten, weshalb die Schüsse fielen.
Im sozialen Netzwerk „Facebook“ gibt es Diskussionen zum Motiv des 27-Jährigen. Dort wird geäußert, es sei eine Beziehungstat gewesen. Der mutmaßliche Täter soll zur Geisel, bevor er sie mit dem Messer bedrohte, „sorry“ gesagt haben. Auch werden Vermutungen geäußert, der Mann habe unter Drogen gestanden, weil er auf ein zur Abwehr eingesetztes Reizgas nicht reagiert habe.
Für die Ermittlungsbehörden ist das Motiv indes noch immer nicht eindeutig. „Raub können wir ausschließen, da der Mann die Spielothek ohne Beute verließ“, so Neufang. Sicher sei jedoch, dass der Mann bislang weder der Polizei noch der Staatsanwaltschaft bekannt war. Eine Obduktion soll nun klären, ob der Tatverdächtige unter dem Einfluss von Alkohol oder Betäubungsmitteln gestanden hat. (mz)
