1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. MDR: MDR: Sender bedauert Auftritt in Grosny

MDR MDR: Sender bedauert Auftritt in Grosny

Von Markus Decker 17.10.2011, 20:32

Berlin/MZ. - Die hatte es dann aber in sich. "Der MDR bedauert, dass vier Damen und zwei Herren der MDR Deutsches Fernsehballett GmbH am 5. Oktober 2011 in Grosny anlässlich einer Gala aufgetreten sind", heißt es gleich zu Beginn. "Dieser Aufritt hat dem Ballett, seinen Gesellschaftern und dem MDR in der Öffentlichkeit großen Schaden zugefügt."

"Bild am Sonntag" hatte berichtet, das Ballett habe an einer Gala zu Ehren des tschetschenischen Diktators Ramsan Kadyrow teilgenommen. Der schwerer Menschenrechtsverletzungen verdächtige Kadyrow feierte seinen 35. Geburtstag und ließ dazu - neben US-Stars wie Hilary Swank, Kevin Costner und Seal, Partner von Heidi Klum, - das Fernsehballett antanzen. Bilder des Auftritts waren bei Facebook zu sehen. Der Geschäftsführer des Balletts, Bodo Bergmann, bekannte freimütig, über Menschenrechtsfragen habe man sich keine Gedanken gemacht. Vielmehr sei es um die Frage gegangen, ob denn die Reise für Mitglieder des Ensembles wohl sicher genug sei. Oscar-Preisträgerin Swank sah sich später zu einer Entschuldigung genötigt. "Spiegel online" titelte: "Beinchen hoch für Brüderchen Diktator."

So ließ der Sender am Montag wissen, man sei mit nur 40 Prozent an der Fernsehballett GmbH beteiligt und dieses sei "grundsätzlich frei am Markt tätig". Es sei "über eine externe Agentur als Umrahmung für einen zwanzigminütigen Auftritt eines Zauberkünstlers in Grosny für ein marktübliches Honorar im mittleren vierstelligen Bereich gebucht worden". Auch sei die Veranstaltung "als Einweihung eines Gebäudekomplexes angekündigt" gewesen. Kurzum: Man pocht auf mildernde Umstände.

Gleichwohl will der MDR bei einer Gesellschafterversammlung Konsequenzen beraten und die Geschäftsführung ermahnen, künftig ein schärferes Auge auf Veranstalter zu werfen. Denn trotz nur 40-prozentiger Beteiligung an dem Ballett beträgt der Imageschaden 100 Prozent - für den MDR. Der Vorsitzende des Rundfunkrates, Johannes Jenichen, sagte der MZ: "Das geht nicht. Man kann sich schlecht auf eine 40-prozentige Beteiligung rausreden, wenn das Ballett den Namen des MDR trägt. Man muss darüber nachdenken, wie so etwas in Zukunft vermieden werden kann." Derlei Skandale beeinträchtigten den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk. "Der Rundfunkrat ist da wachsam."

Der Vorsitzende des Bundestags-Ausschusses für Menschenrechte, Tom Koenigs (Grüne), schimpfte: "Die sind von allen guten Geistern verlassen. Der MDR ist eine öffentliche Anstalt, die eine gewisse Verantwortung hat." Er fügte hinzu: "Ich will der Sache nachgehen - zunächst durch Anfragen im Auswärtigen Amt und dann im Ausschuss." Das Tänzchen für Kadyrow reiche über eine Geschmacklosigkeit weit hinaus.