Markenrechte Markenrechte: Viele Vereine sind nicht Inhaber ihrer Namen und Logos
Halle/München/MZ. - Dass es so schnell gehen würde, hätte Manfred Jansen natürlich auch nicht gedacht. "Aber mir war schon klar, dass ich damit nichts falsch machen kann", sagt der Mann aus Karlsruhe, der in den letzten Tagen als Inhaber der Markenrechte am DDR-Wappen, am Namen DDR und dem Ministerium für Staatssicherheit Schlagzeilen machte.
Jetzt ist Jansen schon wieder gefragt, denn er besitzt auch alle Rechte am Signet des 1. FC Lokomotive Leipzig - dem Verein, der sich 1991 in VfB Leipzig umbenannt hatte, nach seiner zweiten Pleite mit dem alten, neuen Namen Lokomotive Leipzig einen Neuanfang starten will.
Wird nichts werden ohne Jansen, denn der lebt von den Lizenzen, die er für die Nutzung seiner Marken vergibt. Marken, die er auf dem Schrottplatz der Geschichte zusammenklaubt. "Ich hebe nur auf, was andere nicht mehr wollen", sagt der 52-Jährige, "da muss sich niemand ärgern, lieber sollten die Leute selber ihre Augen aufmachen."
Fündig würden sie auch in Sachsen-Anhalt schnell werden. Denn Vereine wie der Eishockeyclub Saaleteufel oder das Kabarett Die Kiebitzensteiner, deren Namen Marken sind, bleiben hierzulande die Ausnahme. Viel lieber vertrauen die Vereine darauf, dass sich kein anderer für Namensrechte wie Grün-Weiß Wolfen oder Dessau 05 interessieren wird. Anderswo ist man nicht so vertrauensselig. Grün-Weiß Minden, im deutschen Handball nicht eben ein Name wie Donnerhall, hat seine Rechte ebenso gesichert wie die Fußballer des Zweitligavereins Mainz 05. "Rechte sind doch das, wovon man lebt", heißt es in der Geschäftsstelle.
Eine Erkenntnis, die Edeltraud Rosenfeld sofort umsetzte, als sie vor zwei Jahren die Idee hatte, eine Krawattenmanufaktur zu gründen. "Meine Sachen sind alle selbst entworfen und handgenäht", sagt die Hallenserin. Für sie sei es da nur logisch gewesen, "Die Krawatterie" als Marke eintragen zu lassen. "Schließlich stelle ich Markenware im besten Sinne des Wortes her." Das scheinen nicht viele in Sachsen-Anhalt von ihren Produkten zu meinen. Ob "neues theater" in Halle, der Begriff "Bachstadt Köthen" oder "Laternenfest" - sie alle sind beim Patent- und Markenamt in München nicht eingetragen.
Doch Versäumnisse können teuer zu stehen kommen. So mussten die Fußballer der ehemaligen SG Dynamo Eisleben jetzt feststellen, dass Manfred Jansen das alte Wappen besitzt, das die Männer um Ex-Spieler Peter Schmidt im Juni zum 50. Jubiläum nutzen wollten. Es brauchte erst einen Anruf in Karlsruhe, um die Fete zu sichern. Dergleichen Nachrichten haben auch die Chefs des Halleschen FC aufgeschreckt. Zwar ist der Fußball-Oberligaklub Besitzer aller Rechte an Logo und Namen, doch auch die Rot-Weißen können auf Schatzsuche in der Geschichte gehen. Im Traditionskabinett wartet das alte Signet des DDR-Vorgängers HFC Chemie, das sich bei den Fans bis heute größter Beliebtheit erfreut.
"Spätestens in zwei Jahren zum 40. Geburtstag wird das alte Emblem Kult sein", schätzt HFC-Fan Michael Müller. Der Markt reagiert jetzt schon: Im Internet werden alte Aufnäher, nach der Umbenennung zu 50 Pfennig aus den Lagern gekehrt, inzwischen zu Liebhaber-Preisen von bis zu acht Euro gehandelt. Geld, das der HFC gut gebrauchen könnte. "Wir werden sehr schnell handeln", kündigte HFC-Vizepräsident Rüdiger Sachse an. Am Nachmittag war die Anmeldung des HFC für das alte Logo schon unterwegs.
Ende gut, alles gut auch in Leipzig. Zwar habe sich noch keiner vom neuen 1. FC Lok bei ihm gemeldet, sagt Manfred Jansen. "Aber an mir soll der Neustart nicht scheitern." Er sei gern bereit, der neuen Lok, die nächste Saison durch die Kreisliga dampfen wird, eine Lizenz zur Logo-Nutzung zur Verfügung zu stellen. Irgendwann werde der Verein ja wieder weiter oben spielen. "Und dann kann ich immer noch was verdienen."