Magdeburg Magdeburg: «Hausmeister-Prozess» wird neu verhandelt
Karlsruhe/dpa. - Der Indizienprozess gegen einen Hausmeister ausMagdeburg, der aus Habgier eine alte Frau ermordet haben soll, wirdneu aufgerollt. Der Bundesgerichtshof (BGH) hob am Donnerstag denFreispruch des 63-Jährigen auf. Das Landgericht Magdeburg habe starkbelastende Hinweise nicht ausreichend gewürdigt, entschied der BGH inKarlsruhe. Im Mittelpunkt stehen aus Sicht der obersten Strafrichterdabei DNA-Spuren am Elektrokabel, mit dem die 87-Jährige im Januardes vergangenen Jahres in ihrer Wohnung erdrosselt worden war. Sieweisen mit mehr als 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf denHausmeister hin. Eine andere Strafkammer des Landgericht muss nunerneut verhandeln.
Trotz einer ganzen Reihe belastender Indizien hatte dasLandgericht beim Urteil im Dezember 2008 die Beweise für nichtausreichend erachtet. So hatte der - wegen mehrerer schwererGewaltdelikte vorbestrafte - Hausmeister einen Generalschlüssel zurWohnung der Frau und war zudem in der Nähe des Tatorts. Zudem hatteder notorische Spieler laut Landgericht Geldsorgen und konnte nachder Tat plötzlich Schulden an seine Lebensgefährtin zurückzahlen; ausder Tatwohnung waren fast 500 Euro verschwunden. Im Gesicht desOpfers wurden DNA-Spuren gefunden, die ebenfalls wahrscheinlich vomHausmeister stammen. Ausgerechnet am Tag des Verbrechens ließ er sichbeim Friseur Haare und Bart schneiden.
Dennoch lehnte das Landgericht eine Verurteilung ab. Stattdessenhielten die Richter es für denkbar, dass die 87-Jährige am Vortageinen Unbekannten kennengelernt und diesen freiwillig in die Wohnunggelassen habe - obwohl sie nach Zeugenaussagen die Tür oft nichteinmal für Freunde öffnete. Es bestehe der Eindruck, dass sich dasLandgericht zu schnell auf eine eher fernliegende Version festgelegthabe, befand der BGH.