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Magdeburg Magdeburg: Aus der Traum vom Zwiebelturm

Von ANNE PASSOW 23.03.2009, 21:16

MAGDEBURG/MZ. - Nachdem die Stadt das Grundstück, auf dem die Kirche errichtet werden sollte, nun zurückfordert, ist die russisch-orthodoxe Gemeinde in Schwierigkeiten. "Eine halbe Millionen Euro haben wir bisher in den Bau gesteckt", berichtet Boris Ustimenko, der Erzpriester der russisch-orthodoxen Gemeinde Magdeburgs. Etwa 200 000 Euro kamen von der Lotto-Totto-Stiftung Sachsen-Anhalt, weitere 300 000 schoss die Kirche in Moskau zu dem Drei-Millionen-Euro-Projekt dazu. Doch bislang steht nur das Fundament der Kirche. Dabei sollte der Bau bereits vor sechs Jahren fertig sein.

Bislang steht nur das Fundament

Im Januar 2002 fing alles an. Damals überließ die Stadt der russisch-orthodoxen Gemeinde ein Grundstück auf dem Gelände der ehemaligen Deutsch-Reformierten Kirche in der Alten Neustadt. Im Gegenzug verpflichtete die Gemeinde sich, bis Juni 2003 eine Kirche in traditioneller Holzbauweise zu errichten, berichtet Cornelia Poenicke, Sprecherin der Stadt Magdeburg.

Doch der Bau lief nicht wie geplant. Immer wieder kam es zu Verzögerungen. Es gab Probleme mit der Statik, mit der Finanzierung - und zuletzt mit dem Holz. "Wir haben vier Kubikmeter Holz aus Russland bekommen, das von Pilzen befallen war", berichtet der Erzpriester. Anfangs zeigte die Stadt noch Verständnis, räumte der russisch-orthodoxen Gemeinde immer neue Fristen ein. Auch nach den neuesten Problemen, schickte Ustimenko einen Brief an Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) und bat um Aufschub. Doch die Verantwortlichen hatten anscheinend die Nase voll. "Nach diesem langen Zeitraum war nicht mehr davon auszugehen, dass der Kirchenbau realisiert wird", so Poenicke.

Schock für die Gemeinde

Im März entschied der Stadtrat, das Grundstück zurückzufordern. - Ein Schock für die russisch-orthodoxe Gemeinde. "Für uns heißt das, dass wir unser Fundament wieder abreisen müssen", so Ustimenko. Außerdem befürchtete er, dass er Spendengelder zurückzahlen muss. Dass von der geplanten Kirche am Ende nichts anderes übrig bleibt, als ein Haufen Schulden will der Erzpriester nicht glauben. Zu sehr hatte er darauf gesetzt, dass seine Gemeinde endlich aus der alten Villa ausziehen kann, in der sie provisorisch untergebracht ist. Zu sehr hatte er gehofft, den Gottesdienst bald in einem prächtigen Sakralbau abzuhalten. Doch Boris Ustimenko wird seine Predigten wohl weiterhin in dem 30 Quadratmeter kleinen Raum der alten Villa halten müssen, in dem sie seit Jahren stattfinden.