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Leser-Reaktionen Leser-Reaktionen: Hausaufgaben schaden nicht

Von Martin Paul 26.08.2013, 16:52
Stephan Dorgerloh (SPD), Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, informiert während einer Pressekonferenz in Magdeburg über das neu beginnende Schuljahr.
Stephan Dorgerloh (SPD), Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt, informiert während einer Pressekonferenz in Magdeburg über das neu beginnende Schuljahr. dpa Lizenz

Halle/MZ - Hausaufgaben in betreute Unterrichtszeiten zu verschieben und damit den Arbeitsdruck von den Kindern zu Hause zu nehmen - dies ist das Anliegen von Landeselternräten, Landesschülervertretungen und der Bildungsgewerkschaft GEW in Sachsen-Anhalt.

Vorausgegangen war ein Vorschlag der Berliner Sozialwissenschaftlerin Jutta Allmendinger, Hausaufgaben abzuschaffen und dafür die Lernbetreuung in Ganztagsschulen anzubieten. Im Interview gegenüber dem Deutschlandfunk betonte die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, dass mit einer Abschaffung die soziale Ungleichheit im Bildungssystem gemildert werden könne.

Wer Hausaufgaben für Schüler abschaffen will, findet in Kultusminister Dorgerloh keinen Unterstützer. „Ich glaube, Hausaufgaben gehören maßvoll dazu“, sagte er am Montag in Magdeburg. Die Schüler sollten sie aber auch allein bewältigen können.

„Wenn man in der elften Klasse als Elternteil noch bei Physik und Chemie mithelfen soll, dann ist das schon durchaus anspruchsvoll. Oder wenn man eine zweite Fremdsprache begleiten soll, die man selber nie gelernt hat, dann kommen auch bildungswillige Eltern an ihre Grenzen.“ Vor allem Elternvertreter hatten sich zuletzt für den Verzicht auf Hausaufgaben ausgesprochen. (dpa)

Leser der Mitteldeutschen Zeitung zeigten sich aber zumeist kritisch zu den Vorschlägen der Initiative. In einer Umfrage der MZ sind 71 Prozent der Leser dagegen, Hausaufgaben abzuschaffen. Nur 29 Prozent der Teilnehmer halten die Initiative für sinnvoll.

Pro und Kontra der Leser

„Hausaufgaben sind sinnvoll, sie sollen helfen den Unterrichtsstoff zu festigen und kritisch zu hinterfragen“, kommentiert Helga Rüdiger auf Facebook. Auch Sven Lübbers spricht sich für die heimische Schularbeit aus: "Wir Eltern sollten ja wohl die Zeit haben, uns mit unseren Kindern hinzusetzen und wenigstens die paar Hausaufgaben mit ihnen zu machen. Es hat uns nicht geschadet und schadet auch unseren Kindern nicht, im Gegenteil, es fördert die Überschaubarkeit der Bildungsentwicklung und eventueller Lernschwächen unserer Kinder. Somit können wir als Eltern dazu beitragen, dass eventuelle Lernschwächen ausgebessert werden."

Dass die sinnvolle Wirkung von Hausaufgaben stark von Eltern und Lehrern abhängt, bemerkt Tina Spinka auf Facebook: „Zumindest bin ich für die Abschaffung von Hausaufgaben, welche die Arbeit des jeweiligen Lehrers ersetzen. Manche Pädagogen sollten sich ernsthaft überlegen, wie lang der 'Arbeitstag' für so manches Kind ist.“

Dies ist auch ein Argument für Iris Bongoll, sich gegen Schulaufgaben zu Hause zu positionieren: „Die Kinder haben genug Stress in der Schule. Sie sind überfordert und bekommen dann noch fast in jedem Fach Hausaufgaben auf. Ich bin für die Abschaffung, damit die Kinder auch Freizeit haben und abschalten können.“

Leser Anhaltiner kommentiert auf mz-web.de, dass er die Tendenz einiger Lehrer erkenne, Hausaufgaben den Kindern nur zu geben, um verpassten Lehrstoff nachzuarbeiten. Und dies nur „um am Ende des Schuljahres sagen zu können, dass bestimmter Lehrstoff eben doch durchgenommen wurde.“ Und Kathrin Jerichow ergänzt: „Hausaufgaben, die soziale Kompetenzen und Empathie fördern, wären sinnvoll.“

Gesamtschule, Ganztagsschule und Inklusion

Um das gemeinsame Lernen zu fördern, will die Landesregierung in Sachsen-Anhalt verstärkt auf das gemeinsame Lernen setzen. Insgesamt 13 Schulen werden zum neuen Schuljahr 2013/2014 als Gemeinschaftsschule geführt. Auch die Zahl der Ganztagsangebote wird auf insgesamt 101 Schulen erhöht. Hinzukommen „Schulen mit inklusivem Schulprofil“: Zum Schuljahresbeginn wird insgesamt 24 öffentlichen allgemeinbildenden Schulen, davon 18 Grundschulen und sechs Sekundarschulen, dieses Zertifikat verliehen.

Kultusminister Stephan Dorgerloh zeigt sich positiv zu der Entwicklung im Land. „Die Anzahl der Starterschulen zeigt uns, dass wir mit der Einführung der Gemeinschaftsschule einen richtigen Weg eingeschlagen haben. Diese Schule ist vor Ort gewollt. Damit wird der Bedarf nach einer Schulform deutlich, die für das längere gemeinsame Lernen steht“, erklärte er anlässlich der Schuljahrespressekonferenz am 26. August in Magdeburg die Veränderungen im Schulsystem.

Schüler der Evangelischen Gesamtschule in Wittenberg stellen ihre Projekte vor.
Schüler der Evangelischen Gesamtschule in Wittenberg stellen ihre Projekte vor.
Klitzsch/Archiv Lizenz