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Pilot setzte noch Notruf ab Thomas Wagner ( 38): Ließ Vereisung die Piper des Internet-Millionärs abstürzen?

Von Steffen Höhne 16.07.2016, 10:00
Eine Piper 32 startet mit Ziel Leipzig in Venedig. Unterwegs gibt es Probleme - die Maschine stürzt in einen Wald und brennt aus. Der Pilot und die drei Passagiere an Bord sterben - darunter ist der Chef des Internet-Konzerns Unister.
Eine Piper 32 startet mit Ziel Leipzig in Venedig. Unterwegs gibt es Probleme - die Maschine stürzt in einen Wald und brennt aus. Der Pilot und die drei Passagiere an Bord sterben - darunter ist der Chef des Internet-Konzerns Unister. EPA

Leipzig - Um 10.51 Uhr ist die Piper PA-32R am Donnerstag vom Radar verschwunden, eine halbe Stunde nach dem Start in Venedig. In der sechssitzigen Maschine saßen der 73-jährige Pilot, Unister-Chef Thomas Wagner (38), Unister-Gesellschafter Oliver Schilling (39) und ein 65-jähriger Banker. Wenig später stürzte das Kleinflugzeug in einem gebirgigen Gelände bei der slowenischen Stadt Predmeja in einen Wald.

Vereisung von Tragflächen bei Kleinflugzeugen mit die häufigste Absturz-Ursache

Was genau bei dem Flug, der um 14.45 Uhr am Flughafen Leipzig/Halle enden sollte, schief lief, ist noch unklar. Der Pilot soll kurz vor dem Absturz in einem Notruf an die slowenische Luftraumüberwachung über Vereisung geklagt haben. Die Ermittler prüfen das nun.

Die Vereisung von Tragflächen zählt bei Kleinflugzeugen zu den häufigsten Absturz-Ursachen. Wie der Privatpilot und Chef des Luftfahrtmuseums Wernigerode, Clemens Aulich, erklärt, muss jeder Pilot vor dem Flug die Wetterkarten genau studieren. „Sogenannte Vereisungsgebiete sind absolut zu meiden.“ Sinkt die Temperatur unter null Grad und ist die Luftfeuchtigkeit hoch, kann sich an den Tragflächen Eis bilden. „Dies ist vielfach nicht so schnell zu erkennen“, erklärt Aulich. Durch die Eisbildung wird das Flugzeug schwerer und verliert an Aerodynamik. Dadurch kann es ins Trudeln geraten.

Flug-Experte: Piper für Temperaturen wie am Absturztag nicht geeignet

Für große Passagiermaschinen hat die Vereisung ihren Schrecken verloren. Warme Luft aus den Triebwerken wird auf die Tragflächen geleitet. Bemerkt ein Pilot eines Kleinflugzeuges Eisbildung, muss er schnell in tiefere - und damit wärmere - Luftschichten absinken. Maschinen wie die Piper fliegen meist in 1.000 Metern. Sie können aber auch bis 4.000 Meter steigen. Dann wird für die Passagiere allerdings die Luft zu dünn.

Als die Piper PA-32R vom Radar verschwand, soll sie in 3.200 Metern Höhe geflogen sein. Alpenflüge sind für solche Maschinen keine Herausforderung, am Donnerstag jedoch zog durch das Hochgebirge eine Regenfront, zudem war es sehr kühl. Miha Repovz, Vorstandsmitglied der slowenischen Luftfahrtvereinigung LZS, erklärte bereits: Die einmotorige Piper sei für das Fliegen bei derartig niedrigen Temperaturen wie an dem Absturztag nicht geeignet. (mz)