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Trauer in Leipzig Leipzig: Trauer um Ex-OB Hinrich Lehmann-Grube

06.08.2017, 18:28
Hinrich Lehmann-Grube ist gestorben.
Hinrich Lehmann-Grube ist gestorben. dpa-Zentralbild

Leipzig - Geschätzt und verehrt: Der frühere Oberbürgermeister von Leipzig, Hinrich Lehmann-Grube, ist tot. Der SPD-Politiker starb am Sonntag mit 84 Jahren in seiner sächsischen Wahl-Heimatstadt.

„Hinrich Lehmann Grube war für Leipzig ein ungeschreiblicher Glücksfall“, sagte Amtsinhaber und Parteifreund Burkhard Jung. Nach einem Bericht der „Leipziger Volkszeitung“ erlag er einer Krebserkrankung. Er hinterlässt seine Ehefrau, vier erwachsene Kinder sowie Enkel. Lehmann-Grube war das erste Leipziger Stadtoberhaupt nach dem Fall der Mauer und baute dort bis 1998 eine moderne Verwaltung auf.

Hinrich Lehmann-Grube: Vater des „Leipziger Modells“ tot

Die Stadt trauert um den Bürgermeister, der in entscheidenden Jahren die Fundamente für den Wiederaufstieg Leipzigs legte, wie Jung betonte. Mit seinem Namen seien der „Elan des Aufbaus, das Sich-Besinnen auf die eigene Kraft, die pragmatische Unaufgeregtheit, die Vertrauen einflößte“, verbunden. Er habe nie den Zeigefinger gehoben, sondern Demokratie vorgelegt, sei immer offen gewesen für neue Ideen und bereit, dafür Altbewährtes aus dem Westen beiseite zu wischen. Mit ihm, so Jung, „verliere ich auch persönlich einen wichtigen Ratgeber und Freund“.

Lehmann-Grube stammte aus Königsberg (damals Ostpreußen), die Familie flüchtete Ende des Zweiten Weltkrieges nach Hamburg. Dort machte er Abitur und studierte Jura. Er arbeitete für den Deutschen Städtetag, war Beigeordneter der Stadt Köln und ab 1979 Oberstadtdirektor in Hannover (Niedersachsen), bis ihn die Bitte der jungen Leipziger SPD erreichte, für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren.

Im April 1990, noch vor der Kommunalwahl, wurde er Bürger der DDR. Damit machte er deutlich, dass Leipzig für ihn keine Episode, sondern eine Entscheidung fürs Leben ist. 1994 wurde er direkt von den Leipzigern im Amt bestätigt - mit deutlicher Mehrheit.

Trauer in Leipzig um Ex-OB Lehmann-Grube

„Er war eine große, von Grund auf ehrliche Persönlichkeit und einer der wichtigsten Wegbereiter für die Messestadt: Ohne ihn wäre Leipzig heute nicht die florierende und attraktive Großstadt, die wir kennen und lieben“, würdigte ihn SPD-Landesvorsitzender Martin Dulig. „Du hattest das Ohr an der Masse, das Herz am richtigen Fleck & warst ein weiser Ratgeber“, twitterte er.

Sein Andenken werde Ansporn und Inspiration sein, „in schwierigen Zeiten nie aufzugeben, sondern immer aufrecht zu bleiben“, sagte der SPD-Fraktionschef im Landtag, Dirk Panter.
Der Name des Sozialdemokraten, der die Bratsche beherrschte und mehr als 35 Jahre in einem Streichquartett spielte, steht für das „Leipziger Modell“. Sein Versuch, in parteiübergreifender Kooperation und damit auf neue Art Politik zu machen, hatte Erfolg. Angesichts einer heruntergewirtschafteten Kommune mit nahezu gelähmter Vertwaltung wurde nach der sachgerechtesten Lösung drängender Probleme gesucht.

Seine Kampagne „Leipzig kommt!“ war mehr als ein Slogan - ein Statement, das trotz aller Wenns und Abers Realität wurde, so die Stadt. Kantig, konsequent, pragmatisch sei Lehmann-Grube gewesen, „mit einem gar nicht so spröden Sinn für Humor, der immer genau auf den Punkt traf, und auch mit Freude am Karnevalstreiben“. (dpa)