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Leipzig Leipzig: Vermisster Mitja ist tot

Von Denni Klein 24.02.2007, 17:44
Ein Teddybär und ein Zettel liegen am Sonntag vor dem Haus der Eltern des neunjährigen Mitja in Leipzig. (Foto: dpa)
Ein Teddybär und ein Zettel liegen am Sonntag vor dem Haus der Eltern des neunjährigen Mitja in Leipzig. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Er kaufte Mitja noch ein Stück Kuchen. Dann wurde der neunjährige Junge aus Leipzig missbraucht und anschließenderstickt - vermutlich von einem verurteilten Kinderschänder. AmSamstagabend zerstörte die Nachricht vom Fund seiner Leiche in einer Gartenlaube die Hoffnung seiner Eltern und seiner sieben Geschwister, Mitja lebend wiederzusehen. Nur wenige Stunden später waren sich die Ermittler sicher: Mitja ist gewaltsam getötet worden. Noch am Sonntag wurde Uwe K. als Tatverdächtiger ermittelt. Am Abend fehlte von ihm jede Spur. Es war das erste Mal, dass Mitja mit der Straßenbahn allein vom Hort nach Hause kommen durfte. Dort kam er aber nie an. Der Neunjährige war seit Donnerstag vermisst worden.

Nur zwei Polizeiwagen vor der Kleingartenanlage am Rande Leipzigsdeuteten am Morgen nach dem grausigen Fund noch auf die Tat hin.Ansonsten war es gespenstisch ruhig: Verwaiste Spielplätze, kaumMenschen auf den Straßen, ein verregneter Sonntag eben. Ein einzelnerTeddybär und ein Kinderbild mit der Aufschrift «Wir trauern um Mitja»vor dem Haus der Eltern lassen eine Tragödie erahnen.

«Meine Frau lässt mich unsere zwei Kinder jetzt wieder mit demAuto zur Schule bringen. Eigentlich sind sie mit der Bahn die paarStationen gefahren. Aber selbst das ist heute nicht mehr sicher»,sagte der geschockte Mario Winkler. Er hat eine Laube in derKleingartenanlage, in der die Leiche gefunden wurde. Der Garten desgesuchten Tatverdächtigen sei nicht besonders gepflegt gewesen. «Aberwir hatten nie Ärger mit ihm», berichtete Winkler.

Ein anderer Gartennachbar erkannte Uwe K. auf einemveröffentlichten Foto einer Überwachungskamera in der Straßenbahn.Das Bild ist das letzte Dokument, auf dem Mitja lebend zu sehen ist.Er galt als aufgeweckter und kontaktfreudiger Junge. Auch auf demFoto der Überwachungskamera schien er zu lächeln. «Er machte einenvertrauten Eindruck», sagte auch Chefermittler Bernd Merbitz von derPolizeidirektion Westsachsen. Statt an seiner Haltestelleauszusteigen, fuhr Mitja mit der Bahn weiter: ein, zwei, dreiStationen. Auch die Bäckersfrau, bei der der spätere Mörder demJungen Kuchen kaufte, bemerkte von der Gefahr nichts.

Weil er nicht als Ausreißer bekannt war, startete die Polizei nocham Donnerstag eine groß angelegte Suchaktion. Es folgte dieVerhaftung eines Unschuldigen, nachdem die Eltern des Jungen den Mannauf dem Foto irrtümlich für einen Bekannten gehalten hatten. Als diePolizei noch mit Polizeihubschraubern und Spürhunden nach Mitjasuchte, war er schon tot. Erstickt. Die Umstände sind noch unklar.

Der mutmaßliche Täter vergriff sich nach Angaben der Ermittlerbereits vor zehn Jahren an einem Kind. Damals wurde er zu zwei JahrenHaft verurteilt. «Danach war er nie mehr auffällig», sagte RicardoSchulz von der Leipziger Staatsanwaltschaft. Seit der Tat war der 43 Jahre alte Arbeitslose auf der Flucht.

Fassungslos sind Nachbarn und Passanten. «Dass so etwas hier beiuns passiert, war unvorstellbar», sagte ein älteres Ehepaar. Es sah,wie die Polizei den Weg von der Haltestelle zum Wohnhaus desTatverdächtigen mit Spürhunden abging. Die Tiere sollten helfen,anhand eines Schuhs den letzten Weg des Kindes zu rekonstruieren.