1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Leipzig: Leipzig: Europas größtes Denkmal bröckelt

Leipzig Leipzig: Europas größtes Denkmal bröckelt

Von Tobias Chmura 03.02.2010, 10:55
Das Leipziger Völkerschlachtdenkmal im Abendlicht und mit Baugerüsten - der Förderverein will bis 2013 6,5 Millionen Euro für die Sanierung des Denkmals sammeln. (FOTO: DPA)
Das Leipziger Völkerschlachtdenkmal im Abendlicht und mit Baugerüsten - der Förderverein will bis 2013 6,5 Millionen Euro für die Sanierung des Denkmals sammeln. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - Er selbst ist Vorsitzender des Fördervereins und will bis 2013 mindestens 6,5 Millionen Euro sammeln, um den Koloss zu sanieren. «Nach der praktischen Arbeit meiner Vorfahren trage ich nun sozusagen auf der theoretischen Ebene zum Erhalt bei», sagt der 56-Jährige.

Krieg und Wetter haben an dem Mahnmal zur Erinnerung an dieVölkerschlacht von 1813 ihre Spuren hinterlassen, zu DDR-Zeiten wurde nur notdürftig renoviert. Stadt und Land investieren zwar schon 17 Millionen Euro in Europas größtes Denkmal. Damit kann aber nur das Bauwerk restauriert werden, die Außenanlagen wie Haupttreppe und dasgroße Wasserbecken bleiben außen vor. Dabei soll das Wahrzeichen dersächsischen Messestadt zum Doppeljubiläum - 200 Jahre Völkerschlacht,100 Jahre Einweihung - in neuer Pracht erstrahlen. Dort, wo 500 000Soldaten in einer der bis dahin größten Schlachten derMenschheitsgeschichte gekämpft hatten. Napoleon hatte dabei gegenalliierte Truppen aus Preußen, Russland, Schweden und Österreichverloren.

Mit Stifterbriefen im Wert von 500, 1000 und 2013 Euro soll nunKapital gewonnen werden, um die Außenanlagen zu sanieren. Auch Karl-Heinz Gerstenberger hat einen Brief gekauft. Der 75-Jährige lebt inden USA und verbrachte bis 1947 seine Kindheit in Leipzig, spieltebeim VfB Leipzig Fußball. «Zum Training hieß es dann, mit derStraßenbahn am Denkmal vorbeizufahren», sagt er. Als er vomFörderverein erfuhr, nahm er Kontakt auf und kaufte einenStifterbrief. Seiner und die Namen anderer Stifter sollen künftig aufeiner Messingtafel am Fuße des Denkmals stehen, das nicht nur Mahnmalfür den Frieden sei. «Es erinnert auch an die 120 000 Opfer derSchlacht, darunter auch viele Zivilisten», sagt Rohrwacher.

Dem Steinmetz ist es wichtig, die Hülle zu erhalten, dennbauhistorisch sei das Völkerschlachtdenkmal einzigartig. «Es ist daserste dieser Größenordnung, das in der Betonstampfbauweise entstand.»Für den 91 Meter hohen und 300 000 Tonnen schweren Koloss wurden120 000 Kubikmeter Stampfbeton verbaut. Wer davor steht, fühlt sichvon dem massigen Denkmal geradezu erdrückt, das jährlich von rund190 000 Menschen besucht wird. An seinem Fuß zeigt ein 19 Meter hohesund 60 Meter breites Relief den Erzengel Michael, der auf einem Wagenüber das Schlachtfeld fährt. In der riesigen Kuppelhalle - an derWand Abbilder von 324 fast lebensgroßen Rittern - halten 9,50 Meterhohe Ritterfiguren Totenwache.

Schon bei der Errichtung hatte ein Verein geholfen - der vonArchitekt Clemens Thieme 1894 gegründete «Deutsche Patriotenbund»,der bis zu 90 000 Mitglieder hatte. Dieser sammelte unter anderem miteiner Lotterie Geld. Heute soll neben den Stifterbriefen auch derVerkauf des «Völkerbrotes» bei sächsischen Bäckern 20 Cent pro Stückeinbringen.

Noch ist der Verein von seinem Ziel, 6,5 Millionen Euro für dieAußenanlagen aufzutreiben, weit entfernt, hofft wegen der Jubiläenaber auf wachsendes Interesse. Zunächst soll die Haupttrepperestauriert werden - Kosten: rund 800 000 Euro. Ein Drittel der Summesoll bis zum Sommer auch aus Mitteln des Vereins zusammenkommen. Dannhofft Rohrwacher auf Geld von Land und Stadt, aber auch aufFördermittel der EU. «Schließlich war die Völkerschlacht eineuropäisches Ereignis.»