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Leipzig Leipzig: Ein Geständnis und viele Fragen

Von ALEXANDER SCHIERHOLZ 10.03.2009, 10:40

LEIPZIG/MZ. - Den Mord an der achtjährigenMichelle aus Leipzig hat Daniel V. gestanden.Doch einen Tag nach seiner Festnahme bleibenviele Fragen offen. So bestätigte die Schulaufsicht,die sächsische Bildungsagentur, am Dienstag, dassder 18-Jährige tatsächlich ein Praktikum ander Grundschule des Mädchens absolviert hatte."Er war im Herbst 2006 oder im Herbst 2007ein oder zwei Wochen lang im Hort beschäftigt",sagte Roman Schulz von der Bildungsagenturder MZ. Im einzelnen müsse dies noch geprüftwerden.

Bei dem Praktikum könnte V. Michelle kennengelernt haben. Unklar ist allerdings, ob diePolizei von dem Praktikum wusste. Und wennja, warum sie den jungen Mann nicht schonlängst vernommen hat. Entsprechende Anfragender MZ blieben am Dienstagunbeantwortet.

"Einer von vielen"

Ein Sprecher bekräftigte lediglich, V.sei aus polizeilicher Sicht bislang "unbescholten"gewesen, er sei auch nicht durch pädophileNeigungen aufgefallen. Deshalb habe es keinenGrund gegeben, früher auf ihn zuzugehen. Inseinem Viertel sei er "einer von vielen" gewesen,dessen Befragung jetzt an der Reihe gewesensei. Wie berichtet, wohnt V. nur rund 100Meter von Michelles Elternhaus entfernt. Amvergangenen Sonntag sollte er bei der Polizeiaussagen, wenige Stunden vorher stellte ersich selbst - offenbar hielt er dem Druckder Ermittler nicht mehr stand.

Unterdessen korrigierte ein PolizeisprecherAngaben vom Vortag, wonach das Gelände, aufdem Michelles Tasche gefunden wurde, bishernicht durchsucht worden sei. Vielmehr seienauch dort Beamte gewesen. Es müsse noch überprüftwerden, ob die Suchmannschaften die Tascheübersahen oder "ob sie so blöd lag, dass mansie gar nicht finden konnte". Allerdings seidies momentan ein "Randproblem". Erst dermutmaßliche Mörder führte die Ermittler zuder Tasche - was die Polizei als Indiz gegenihn wertet. "Er hat damit Wissen preisgegeben,das nur der Täter haben kann", sagte der Sprecher.Unter anderem dies habe das Amtsgericht bewogen,Haftbefehl gegen ihn zu erlassen.

Wo war der Tatort?

Offen ist auch nach wie vor, wo Michellegetötet wurde. Auch am Dienstag waren Kriminaltechnikerin der Wohnung von V. und seiner Mutter damitbeschäftigt, Spuren zu sichern. Offenbar istdas Mädchen aber nicht im Affekt ermordetworden. Diesen Schluss ließen die Aussagendes 18-Jährigen zu, sagte Sachsens LandespolizeipräsidentBernd Merbitz laut Agentur ddp. Die Vernehmungvon V. wurde dagegen am Dienstag nicht fortgesetzt.Erst solle sein Anwalt Gelegenheit bekommen,die Akten zu studieren, erklärte Merbitz.Derweil werde geprüft, ob es einen Zusammenhangzu weiteren Missbrauchsfällen in Leipzig gebe.

Nach Angaben der Bildungsagentur hat DanielV. in Michelles Grundschule nicht nur einPraktikum absolviert, sondern die Schule alsKind auch selber besucht. "Einige Lehrer kennenihn deswegen noch, das hat erneut für großeBetroffenheit gesorgt", sagte AgentursprecherSchulz. Wie der MDR berichtet, wollen MichellesEltern in einem Prozess gegen V. als Nebenklägerauftreten.

Vor dem Wohnhaus des mutmaßlichen Mörders der kleinen Michelle aus Leipzig stehen Polizeibeamte in Leipzig. (FOTO: DPA)
Vor dem Wohnhaus des mutmaßlichen Mörders der kleinen Michelle aus Leipzig stehen Polizeibeamte in Leipzig. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild
Kinder gehen in Leipzig über die Straße vor der 25. Grundschule (Archivfoto vom 19.08.2008). Der mutmaßliche Mörder der kleinen Michelle aus Leipzig hat als Grundschüler die gleiche Schule wie sein Opfer besucht. (FOTO: DPA)
Kinder gehen in Leipzig über die Straße vor der 25. Grundschule (Archivfoto vom 19.08.2008). Der mutmaßliche Mörder der kleinen Michelle aus Leipzig hat als Grundschüler die gleiche Schule wie sein Opfer besucht. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild