Lehrermangel in Sachsen-Anhalt Lehrermangel in Sachsen-Anhalt: Mehr Unterrichtsausfall und weniger Vertretungen

Magdeburg/MZ - In Sachsen-Anhalts Schulen fallen seit dem Jahr 2005 immer mehr Unterrichtsstunden aus oder werden nicht adäquat vertreten. Dies geht aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bildungspolitikerin Claudia Dalbert hervor.
Das Ministerium nannte damit erstmals öffentlich Zahlen zur Unterrichtsversorgung im Land und bestätigte im Wesentlichen Erhebungen der Bildungsgewerkschaft GEW vom März dieses Jahres. Damals hatte Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) die Angaben zum Unterrichtsausfall noch als „Horrorszenarien“ bezeichnet. Vor allem bei nicht planmäßig erteilten Stunden ist es in den vergangenen zehn Jahren zu einer deutlichen Erhöhung gekommen.
Gestiegenes Durchschnittsalter
Betroffen sind vor allem Gesamt- und Förderschulen mit über 13 Prozent Vertretungsstunden am Gesamtunterricht. „Die überwiegende Ursache dafür ist die Erkrankung von Lehrkräften“, sagte Ministeriumssprecher Martin Hanusch der MZ. Dies sei wiederum auf das gestiegene Durchschnittsalter der Lehrer zurückzuführen.
Mit Ausnahme der Berufsschulen ist an allen Schulformen gleichzeitig der Anteil infolge von Krankheit oder Klassenfahrten zu vertretender Unterricht durch einen Ersatzlehrer im Schnitt um acht Prozentpunkte gesunken. Das heißt: Immer öfter fehlt ein geeigneter Vertretungslehrer. Das Kultusministerium beruhigt hingegen: „Der Anteil der vertretenen Stunden liegt noch immer auf einem hohen Niveau“, sagte Hanusch. „Im Schuljahr 2012/13 konnte im Schnitt für 73 Prozent aller nicht planmäßig erteilten Unterrichtsstunden eine Vertretungslösung gefunden werden.“
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Die GEW war hingegen zu deutlich schlechteren Ergebnissen bei der „regulären Abwesenheitsvertretung“ gekommen - diese läge nicht bei 75 Prozent in den Grundschulen, sondern bei gerade einmal 29 Prozent. „Das Ministerium rechnet zum regulär vertretenen Unterricht alles Mögliche hinzu“, sagte Dalbert. „Doch eine Zusammenlegung von Klassen, der Unterricht in einem anderen Fach oder gar ein Beschäftigungsangebot sind für mich keine reguläre Vertretung“, kritisierte die Politikerin. Das Kultusministerium räumte ein, dass sich infolge fehlender Lehrer auch die Möglichkeiten für Vertretungen reduzierten.
Ersatzlos gestrichen
Das führt wiederum dazu, dass auch der Anteil ersatzlos ausgefallener Stunden immer weiter steigt. Besonders betroffen sind Gesamt-, Förder- und Berufsschulen, wo durchschnittlich fünf Prozent aller Unterrichtsstunden ersatzlos gestrichen werden. Dass die Zahlen im vergangenen Jahr besonders hoch waren, begründete das Ministerium jedoch mit der Hochwasserkatastrophe und dem Lehrerstreik.
Gleichzeitig dürfe aber von Ausfall- und Vertretungsstunden nicht auf eine sinkende Qualität geschlossen werden: „Dass die Unterrichtsqualität stimmt, zeigen die letzten Vergleichsstudien“, sagte Hanusch.
