Leckere Früchtchen Leckere Früchtchen: Erdbeeren - eine rote Versuchung

Sie ist klein, rot und süß und sie ist keine Beere! Erdbeeren zählen tatsächlich zu den Sammelnüssen und zwar deshalb, weil die eigentlichen Früchte der Pflanze die kleinen grünen Pünktchen auf der Oberfläche sind - winzige Nüsse eben, in denen der Erdbeer-Samen steckt. Das rote Fruchtfleisch ist der Blütenboden. Viel wichtiger jedoch: Nach dem Apfel gelten Erdbeeren als beliebteste Frucht der Deutschen.
Knapp drei Kilogramm oder umgerechnet rund 150 einzelne Erdbeeren verspeist jeder Einwohner im Schnitt in zwölf Monaten. Obwohl sie in den Supermärkten mittlerweile das ganze Jahr über angeboten werden, erwartet die Kundschaft sehnsüchtig die Freilandsaison. Denn dass die künstlich aufgebrezelten Supermarktschönheiten geschmacklich nicht immer mit ihrem Äußeren mithalten können, hat sich herumgesprochen. Und so geht der Kunde ab Anfang Mai sogar freiwillig mit tiefer Verbeugung in die Hocke. Selbstpflücken ist chic, vor allem aber schmecken die roten Versuchungen einfach besser, wenn sie in der Heimat unter freiem Himmel gewachsen sind.
Das tun sie hierzulande auf mindestens 14.000 Hektar, so groß war die Anbaufläche im Jahr 2013. Klitzeklein, so wie sie früher einmal waren, sind sie heute nicht mehr. Der französische Kapitän Amédée Francois Frézier hat dafür gesorgt. Er spähte im 18. Jahrhundert für Ludwig XIV. in Chile spanische Häfen aus - und entdeckte wohl in seiner Freizeit an Chiles Küste große, dicke Erdbeerfrüchte. Die Pflanzen dazu grub er aus und nahm sie mit nach Hause, wo sie schließlich in holländische Züchtungen eingekreuzt wurden. Die chilenischen Importe brachten den Erfolg: Aus den winzigen in Europa heimischen Walderdbeeren, die sich bis dato widersetzten, größer gezüchtet zu werden, wurden nun die dicken roten Aromabomben.
Selbstpflücker sind besser dran
Aus den 13 Erdbeer-Arten, die es weltweit gibt, gingen inzwischen rund 1000 verschiedene Sorten hervor und die Bemühungen nach Neuzüchtungen dauern an. Einerseits geht es darum, die Saison immer weiter zu verlängern, andererseits darum, wieder für mehr Geschmack zu sorgen, der im Laufe der Zeit mitunter auf der Strecke geblieben ist. Welche Sorten er bekommt, dafür braucht der Kunde allerdings mitunter detektivischen Spürsinn.
Im Supermarkt ist kaum erkennbar, zu welcher Familie die Früchtchen gehören. Sortenangaben sind nicht vorgeschrieben und mehrere Sorten meist auch gar nicht nebeneinander im Angebot. Zudem müssen an den Ladenregalen sowieso die größten Kompromisse geschlossen werden, denn Supermarkt bedeutet immer auch Transport und Lagerung und das kann durchaus nachteilig sein für die Eigenschaften der Erdbeeren. Eine gewisse Härte ist vonnöten, mitunter befinden sie sich auch in einem, höflich ausgedrückt, nun ja, sehr frühem Reifestadium - alles auf Kosten des Geschmacks.
Da ist der Selbstpflücker oder Ab-Hof-Käufer besser dran, vom Gartenbesitzer und Selbstanbauer ganz zu schweigen. An diesen Orten ist die Sorte bekannt und damit auch etwas zu erfahren über die zu erwartenden Eigenschaften der Ernte. Die Klassiker und Nummer Eins unter den Gartenerdbeeren sind die bekannten Senga Sengana und Mieze Schindler. Am meisten verbreitet bei Großerzeugern ist in Deutschland die Sorte Elsanta. Bei den Hofverkäufern gelten Lambada-Erdbeeren mit besonders süßem Aroma als Renner, immer stärker nach vorn drängt hier auch Malwina mit ihren glänzend roten Früchten und der Haupterntezeit Juli. Ebenfalls im Kommen: die bis zum Herbst reifende Ostara.
100 Gramm Erdbeeren enthalten 32 Kilokalorien
Im Quedlinburger Julius-Kühn-Institut sind Forscher schon seit Jahren auf der Spur der perfekten Sorte. Schmecken soll sie nach dem idealen Aroma der Mieze Schindler, allerdings nicht so empfindlich sein wie diese, sondern transport- und lagerfähig. Eine solche Züchtung gibt es bisher noch nicht, womit wir wieder beim Selbstpflücken wären. Hier beschränkt sich der Transport meist auf kurze Zeit und überschaubare Kilometer, so dass die Anbauer auf die aromatischen, aber eben empfindlichen Sorten setzen können.
Also: am besten fragen am Feldrand, was da wächst. Und dann hemmungslos naschen! Das geht ohne Reue, denn 100 Gramm Erdbeeren enthalten gerade einmal 32 Kilokalorien. Gesund sind die roten Früchtchen selbstverständlich auch noch. Folsäure, Kalium und Magnesium stärken das Herz. Nach neuesten Erkenntnissen soll der regelmäßige Verzehr von Erdbeeren gar dem geistigen Abbau im Alter entgegen wirken. Ganz zu schweigen vom Vitamingehalt: Schon 150 bis 200 Gramm decken den Tagesbedarf an Vitamin C. Zitrusfrüchte und Stachel- oder Johannisbeeren etwa kommen da nicht mit.
Doch naschen auf dem Feld oder im Garten ist das eine . Und sonst? Gibt es schier unendlich viele Möglichkeiten, sich erdbeerlichen Genüssen hinzugeben. Natürlich sind die Klassiker Torte, Konfitüre und Bowle der Renner. Ungeahnte Erfolge lassen sich aber auch mit anderen originellen Kombinationen erzielen: im Salat mit Ziegenkäse, als Erdbeer-Pfeffer-Dressing oder Erdbeer-Chutney zum Lammbraten. Vielleicht darf es auch eine sommerliche Pizza mit Erdbeere, Basilikum und Büffel-Mozzarella sein? Es hilft nichts, ausprobieren muss das jeder selbst.