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Landwirtschaft im Land Landwirtschaft Sachsen-Anhalt: Spargelbauern unter Druck

Von Fabian Wölfling 09.04.2018, 08:00
Die Spargel-Saison beginnt.
Die Spargel-Saison beginnt. Symbol/cco

Halle (Saale) - Für Patrick Wolter war es eine böse Osterüberraschung. „In den Supermarkt-Regalen lag Import-Spargel für 2,50 oder drei Euro das Kilo. So etwas zerstört das Preisempfinden der Kunden“, schimpft der Betriebsleiter der Agrargenossenschaft Hohenseeden im Jerichower Land. Die zählt mit 160 Hektar Anbaufläche zu den größten Spargelproduzenten Sachsen-Anhalts. Doch wie lange noch?

Die Genossenschaft spürt den Preisdruck. Importprodukte aus Peru und Griechenland engen den Markt für regionale Anbieter massiv ein, klagt Wolter. Um 25 Prozent sei der Gewinn der Agrargenossenschaft in den vergangenen Jahren zurückgegangen. „Wir sind im gefährlichen Bereich“, sagt der Betriebsleiter.

Spargel in Sachsen-Anhalt: Lohn für Erntehelfer steigt

Wie der Genossenschaft Hohenseeden geht es vielen Spargelproduzenten in Sachsen-Anhalt. Die bereiten sich gerade auf die Saison vor, in dieser Woche sollen vielerorts die Spargelstecher ans Werk gehen. Zum Saisonstart treiben die Bauern aber Existenzängste um. Denn zum Preisdruck durch die Importware kommen wachsende Produktionskosten, vor allem durch das steigende Gehalt für die Erntehelfer.

Seit Januar gilt auch in der Landwirtschaft der Mindestlohn. Eine bis dahin geltende Sonderregelung lief zum Jahresende aus. 8,84 Euro müssen Betriebe den Saisonarbeitern jetzt mindestens zahlen, Tendenz steigend.

Die regionalen Spargelbauern bringt das in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Erich Hedicke besitzt einen Spargelhof im Landkreis Anhalt-Bitterfeld, baut auf 2,5 Hektar Fläche das Edelgemüse an. „Wir sitzen hier nicht in einem Speckgürtel“, sagt er. „Die steigenden Produktionskosten können wir daher nicht komplett auf den Preis umlegen.“ Im ländlichen Raum gebe es zu wenig Kaufkraft. Würden die Preise voll an die steigenden Produktionskosten angepasst, griffen die Kunden zum billigeren Importspargel.

Daher sind Hedickes Produktionskosten zwar gestiegen, der Umsatz aber nahezu gleichgeblieben. Die logische Folge: „Der Gewinn ist in den vergangenen fünf Jahren drastisch zurückgegangen“, sagt der Spargelbauer. Drastisch, das heißt in diesem Fall: Um die Hälfte ist der Gewinn eingebrochen. „Da überlegt man schon, ob man aus dem Spargelgeschäft aussteigt.“

Viele Betriebe in Sachsen-Anhalt haben diesen Schritt bereits vollzogen. Zwar erhöhte sich die Zahl der Spargelbetriebe laut Statistischem Landesamt zuletzt von 44 im Jahr 2016 auf 45 Betriebe 2017. Langfristig zeigt der Trend aber nach unten. 2012 zählte das Landesamt noch 56 Spargelbetriebe in Sachsen-Anhalt. In den vergangenen fünf Jahren verringerte sich auch die Anbaufläche von 702 auf 622 Hektar.

Spargelanbau in Sachsen-Anhalt: Standortvorteil für Bauern im Süden

Als einer der wenigen regionalen Produzenten kann Ingo Hindorf bisher erfolgreich den erschwerten Bedingungen trotzen. In Langeneichstädt im Saalekreis baut er auf inzwischen 50 Hektar Fläche Spargel an. „Ich habe die Anbaufläche erweitert und finanziell kann ich mich auch nicht beklagen“, sagt er.

Der Spargelbauer erklärt seinen Erfolg mit einem Standortvorteil. Im nördlichen Sachsen-Anhalt konkurrieren viele regionale Spargelbetriebe, laut statistischem Landesamt beispielsweise 16 allein im Landkreis Stendal. Dagegen gebe es im südlichen Sachsen-Anhalt kaum Mitbewerber. „Die Kunden, die Regionalität wollen, kommen daher zu uns“, sagt Hindorf.

Der Landwirt prognostiziert, dass sich die Entwicklung in Sachsen-Anhalt in diese Richtung fortsetzt. „Es wird nur noch vereinzelt regionale Anbieter geben“, sagt er. Die würden in ihrem Gebiet dann jeweils das Kundenbedürfnis nach regionalem, aber auch teureren Spargel abdecken. Der Großteil des Markts werde künftig aber durch den billigen Import-Spargel bestimmt, glaubt Hindorf. (mz)

Beliebt, edel und teuer - es ist wieder Spargelzeit.
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dpa