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Der Chronist Wie ein Mann über Jahrzehnte die Geschicke des VfB 1921 Zahna dokumentierte

Hubert Hiller hielt über Jahrzehnte als Spielberichterstatter die Geschichte des VfB 1921 Zahna fest.

Von Annette Schmidt Aktualisiert: 08.11.2021, 10:23
Die erste Fußballmannschaft des VfB Zahna nach dem Zweiten Weltkrieg:  Spieler und Hubert Hiller trafen sich über Jahre.
Die erste Fußballmannschaft des VfB Zahna nach dem Zweiten Weltkrieg: Spieler und Hubert Hiller trafen sich über Jahre. Foto: Hiller

Zahna-Elster/MZ - Mit Hubert Hiller zu reden, ist, wie auf ein lebendiges Geschichtsbuch zu treffen. Namen, Fakten, Daten des VfB 1921 Zahna - er kennt sie alle. Neben seiner Frau Gisela hat der 83-Jährige zwei Leidenschaften: Sport und Geschichte. Diese vereinte er über viele Jahrzehnte in seiner Arbeit als Chronist und Spielberichterstatter des VfB Zahna.

Alles notiert

Am 26. April 1954 verfasste der damals 15-Jährige seinen ersten Bericht, dem im Laufe der Jahrzehnte 1.214 folgten. Jeder Einzelne wurde in einem kleinen blauen Notizbuch notiert. Hubert Hiller verbrachte ganze Wochenenden neben dem Spielfeld und reiste mit der Mannschaft zu Auswärtsspielen. Er kann zu jedem Spiel das jeweilige Datum und den Spielstand nennen. Der pensionierte Schuldirektor bewahrt die Original-Protokollbücher, die ab 1922 geführt wurden, auf. In seinem Besitz befinden sich auch einmalige Fotos der Vereinsgeschichte, wie die Boxstaffel von 1948 bis 1962 oder der ersten Fußballmannschaft nach dem Zweiten Weltkrieg.

„Ich kannte sie alle gut“, sagt Hubert Hiller und blickt auf ein Foto, das die Landespokalsieger von 1950 auf der Wiese vor der Umkleide zeigt. Er nahm immer an den Traditionstreffen teil. Der Verein feierte in diesem Jahr sein 100. Jubiläum. Wenn er eingeladen worden wäre, hätte er die Bücher mit den Protokollen gerne dem Verein zur Feier überreicht, „aber es hat ja keiner daran gedacht“, sagt Hiller ohne Groll. In den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts schrieb und veröffentlichte er die „Geschichte der fünf Fußballvereine“. „Ich habe die über 100 Protokolle studiert“, sagt Hiller, der in seiner Chronik das Fußballerleben des VfB, dessen Name fünfmal wechselte, nachzeichnet.

Hubert Hiller, hütet die Geschichte des VfB 1921 Zahna. Der 83-Jährige bewahrt einmalige Zeitzeugnisse.
Hubert Hiller, hütet die Geschichte des VfB 1921 Zahna. Der 83-Jährige bewahrt einmalige Zeitzeugnisse.
Foto: Schmidt

Eine neue Heimat

Zum Verein kam Hubert Hiller als kleiner Junge. Er war, wie er sagt, als Siebenjähriger am 15. August 1945 in Zahna gestrandet. Dem schmächtigen kleinen Jungen, der mit seiner Familie aus der schlesischen Heimat hatte fliehen und nur wenige Tage später die Luftangriffe auf Dresden von einem Wald aus hatte mitansehen müssen, gab der Verein ein Gefühl der Zugehörigkeit. Als Junge spielte er in der A- und B-Jugend, aber wie der Sektionsführer Herrmann zu ihm sagte, war er ein besserer Schreiber als Spieler.

Sportlich herausragend war Hiller beim Kegeln. „Mein Rekord von 756 Holz ist ungebrochen.“ Der Junge Hubert Hiller fand in dem kleinen Verein Kameradschaft und Zusammenhalt. Werte, die ihm bis heute wichtig sind. Obwohl er nicht mehr an der Seitenlinie steht, ist Hubert Hiller sportlich aktiv, er und seine Frau haben die Welt nach Kilometern per Rad zweimal umrundet. „Auch heute fahren wir noch täglich“, sagt Hubert Hiller, obwohl er hinzufügt, dass sie mittlerweile motorisierte Unterstützung haben.