Waldbaden bei Bad Schmiedeberg Waldbaden bei Bad Schmiedeberg: Nico Fliegner ist der Bademeister des Waldes

Bad Schmiedeberg - Nico Fliegner ist der Bademeister des Waldes. Auch wenn er nicht wirklich baden geht, tritt er mit der Natur sehr intensiv in Kontakt. Er fühlt das grüne Moos, drückt die kräftigen Bäume und nimmt die einzelnen Gerüche des Mischwaldes in der Dübener Heide wahr. „Wie riecht es für euch?“, fragt der 41-jährige Naturliebhaber in die Runde und hält den Wanderern einen kleinen Haufen mit feuchtem Laub unter die Nase.
„Ein wenig modrig, nach Erde“, stellt Simone Heiser aus Eilenburg fest. Gemeinsam mit vier weiteren Wanderern nimmt sie an der Erlebnistour durch den Bad Schmiedeberger Stadtwald teil.
Lehrgang im Taunus
Fliegner darf sich offiziell seit November 2018 „Waldbader“ nennen. Hauptberuflich arbeitet der Bad Dübener als Redakteur für die Leipziger Volkszeitung, doch in seiner Freizeit zieht es ihn oft in die Natur. Vor etwa zwei Jahren stieß er dann durch Zufall in einer Zeitschrift auf das Waldbaden. „Das hat mich sehr interessiert. Ich habe daraufhin im Taunus an einem Lehrgang zum Waldbader teilgenommen“, berichtet Fliegner.
In dieser einen Woche lernte er den Wald von einer ganz anderen Seite kennen: Er begann, den Wald und die Natur mit allen Sinnen zu spüren und in die besondere Atmosphäre einzutauchen. „Der Wald tut uns gut“, findet Fliegner, der bereits seit einigen Jahren im Naturparkverein Dübener Heide aktiv ist. Er verweist auf die fernöstliche Tradition „Shinrin-yoku“ - das ist Japanisch und steht für Wald(luft)bad.
Die Japaner empfehlen traditionell die Therapie des Waldbadens, da diese zur Vorbeugung und Bekämpfung von Stress und Erkrankungen dienen soll. „In meinem Arbeitsalltag habe ich oft stressige Situationen. Ein Spaziergang im Wald hilft mir dabei, diesen Stress wieder abzubauen und gleichzeitig neue Energie zu tanken“, erklärt der 41-Jährige.
Und das möchte er auch anderen ermöglichen. Daher veranstaltet er einmal im Monat eine dreieinhalbstündige Sinnes-Wanderung durch den Wald in der Dübener Heide. „Es geht nicht darum, möglichst viel Strecke zurückzulegen“, berichtet Fliegner, sondern entspannt zu schlendern und der Natur aufmerksam zu begegnen.
Gut gerüstet
Selbst das Regenwetter, das am Sonntagnachmittag zum Waldbaden einsetzt, kann die kleine Gruppe nicht abschrecken. Die Waldbader-Neulinge versammeln sich zunächst vor der „Schönen Aussicht“ bei Bad Schmiedeberg. Mit wetterfester Kleidung, Stiefeln und Regenschirmen sind sie gut gerüstet für die Tour durch den Mischwald.
Und schon stellt Fliegner die erste Aufgabe: „Sucht euch bitte im Wald einen Gegenstand und nehmt ihn bis zur nächsten Station mit!“ Die Teilnehmer sammeln daraufhin Stöcker, Blätter und kleine Zweige. Wenige hundert Meter weiter bei einer Schlucht sollen sie diese Gegenstände hinlegen.
„Dieser Gegenstand in euren Händen steht symbolisch für einen Vorsatz, den ihr einhalten wollt, aber bisher noch nicht geschafft habt“, erklärt Fliegner und nennt ein Beispiel. „Das kann unter anderem sein, weniger zu rauchen oder weniger vor dem Handy zu sitzen.“ Denn ein Waldbad könne manchmal auch kleine Wunder vollbringen. (mz)