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Verkehrschaos in Söllichau Verkehrschaos in Söllichau: Straßenbau bringt Ärger

Von Marcel Duclaud 26.06.2019, 10:10
In Söllichau sind wichtige Straßen voll gesperrt, sie werden auf Vordermann gebracht. Die Einschränkungen bringen Probleme mit sich.
In Söllichau sind wichtige Straßen voll gesperrt, sie werden auf Vordermann gebracht. Die Einschränkungen bringen Probleme mit sich. Thomas Klitzsch

Söllichau - Der Unmut in Söllichau ist groß. Grund sind die aktuellen, mit Vollsperrung verbundenen Straßenbauarbeiten, die den Ort lahmlegen und ihm zugleich Verkehr verschaffen, wo bislang kaum welcher war.

„Das Verkehrschaos muss dringend geregelt werden“, schreibt Michail Michailow in einer Mail an die Redaktion. Laster, berichtet er, hätten bisweilen keine Möglichkeit zur Weiterfahrt, aber eben auch nicht zum Wenden. „Sie sind gezwungen, Hunderte Meter rückwärts zu fahren.“

Fleischer macht zu

Als Ursache nennt der Söllichauer eine „miserable Beschilderung“ auf den Zubringerstraßen. Was er überdies kritisiert, ist die mangelnde und späte Information der Haushalte und Gewerbetreibenden im Ort. Michailow fordert unter anderem regelmäßige Kontrollen der Polizei an den Knotenpunkten und verweist darauf, dass zum Beispiel der Fleischer im Ort bereits das Handtuch geworfen und sein Geschäft geschlossen hat.

Thomas Hefter, der die Fleischerei-Filiale in Söllichau betreibt, bestätigt das: „Die Kunden kommen schwer heran an den Laden. Bei uns ist die ganze Straße aufgerissen. Es lohnt sich einfach nicht, das Geschäft offen zu halten.“

Was ihn ärgert, ist natürlich der Umsatzeinbruch für sein Unternehmen, den Thomas Hefter mit etwa einem Drittel beziffert, aber eben auch die Kurzfristigkeit der Ankündigung: „Wir wurden etwa fünf Tage vor dem Start der Bauarbeiten benachrichtigt.“ Allerdings verspricht er, dass die Filiale wieder öffnen wird, wenn der Straßenbau vor seiner Tür beendet ist.

Dass der Ort zurzeit ein Verkehrsproblem hat, räumt die Bad Schmiedeberger Stadtverwaltung ein. Bürgermeister Martin Röthel (SPD) verweist zwar auf die großräumige Umleitung über Kemberg: „Viele suchen aber den kürzesten Weg.“ Dabei würden auch kleine Straßen oder Wege genutzt, die nicht geeignet sind. „Wir als Stadt haben aus diesem Grund drei Feldwege bereits gesperrt, auch deshalb, um die Staubentwicklung zu minimieren.“

Auf eigene Kosten, obwohl die Kommune nicht Bauherr ist. Röthel: „Es gibt natürlich eine Mehrbelastung für die Anwohner.“ Dass bei Problemen die Baufirmen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und es regelmäßige Bauberatungen gibt, betont er: „Die Firmen sind kompromissbereit und bemüht, bei Sonderfällen zu helfen.“

Robby Leuker, Chef des Ordnungsamtes in Bad Schmiedeberg, sagt: „Die Leute suchen Umwege mit ihren Navis und landen dann auf schmalen Straßen sowie Wald- und Feldwegen.“ Es habe deshalb Unfälle gegeben. Leuker berichtet überdies von Anwohnern, die Strichliste führen und schon mal 500 Autos in drei Stunden gezählt haben.

Die Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt Ost sieht unterdessen keine größeren Schwierigkeiten. Man stehe in engem Kontakt mit der Stadt Bad Schmiedeberg. „Danach gibt es keine massiven Beschwerden, sondern lediglich Rückfragen zur Baustelle und deren Organisation“, schreibt Regionalbereichsleiter Oliver Grafe auf Anfrage der MZ. Er teilt auch mit, dass sich keine nennenswerten Verzögerungen im Bauablauf ergeben hätten.

Bis Mitte September

Wenn das so bleibt, haben die Anwohner und natürlich auch die Verkehrsteilnehmer, die jetzt eine lange Umleitung in Kauf nehmen müssen, zumindest den Trost, dass die Arbeiten in absehbarer Zeit erledigt sind. Wie berichtet wurden sie in zwei Bauabschnitte untergliedert.

Bis Mitte Juli soll die Brunnenstraße grundhaft erneuert sein, bis Mitte September dann auch die Schmiedeberger Straße. Beide bekommen auf rund 1 300 Meter eine neue Asphaltdecke, zuvor muss teilweise die alte Betonfahrbahn abgefräst werden. Entwässerungs- und Nebenanlagen werden ebenfalls erneuert.

Die Stadt beteiligt sich unter anderem mit Gehwegen und Leitungen, heißt es aus dem Rathaus. Verkehrsminister Thomas Webel hatte die Gesamtkosten der Bauarbeiten, die 2018 verschoben werden mussten, mit eineinhalb Millionen Euro angegeben.

(mz)