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Umzug in Annaburg Umzug in Annaburg: Bekenntnis zur Bibliothek

Von Frank Grommisch 11.06.2018, 07:19
Die Bibliothek Annaburg wurde an ihrem neuen Standort feierlich eingeweiht. Dazu spielte Dorothea Schulze Harfe.
Die Bibliothek Annaburg wurde an ihrem neuen Standort feierlich eingeweiht. Dazu spielte Dorothea Schulze Harfe. F. Grommisch

Annaburg - Das Bekenntnis fällt eindeutig aus. „Ja, wir wollen uns noch eine Bibliothek leisten“, erklärt Annaburgs Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos). Gesagt hat er das zur offiziellen Eröffnung der Bibliothek Annaburg an neuem Standort. Sie hat das historische Amtshaus verlassen (die MZ berichtete) und ist einige Häuser weiter gezogen.

Barrierefreier Zugang

Das neue Domizil, das Dritte nach Hinterschloss und Amtshaus in den vergangenen Jahren, bietet mehrere Vorteile. Die Bibliothek ist nun barrierefrei erreichbar. Ein leerstehendes Objekt am Markt wird wieder mit Leben erfüllt, wie es der Bürgermeister formulierte. Es wäre schön, wenn das bei anderen Objekten auch so einfach gelänge, merkte er noch an.

Und zum Dritten wird durch den Auszug der Bibliothek dem Deutschen Roten Kreuz die Möglichkeit gegeben, seine Pläne für eine Tagespflegeeinrichtung im gesamten Erdgeschoss des Amtshauses zu verwirklichen.

„Bücher sind ein grundlegender Bestandteil unserer Kultur. Mit Büchern transportieren wir Geschichte und Geschichten. Mit Büchern können wir in die Vergangenheit blicken, wir können die Gegenwart besser verstehen und vielleicht auch manchmal für ein paar kurze Stunden aus der Realität entfliehen und wir können unsere Traditionen und Werte mit Büchern in die Zukunft transportieren.“

Nicht jedes Buch lasse sich durch ein E-Book ersetzen, ist Klaus-Rüdiger Neubauer überzeugt. Und für ältere Einwohner sei die Bibliothek eine feste Größe. Sie würden den Besuch auf dem Markt öfter mit der Suche nach einem neuen Buch verbinden. Die Stadt sei trotz der nicht rosigen finanziellen Lage bemüht, den Medienbestand kontinuierlich zu erneuern.

Dass der ziemlich umfangreich ist, bekamen die Beteiligten am Umzug der Einrichtung zu spüren. Immerhin waren etwa 10.500 Medien ein- und wieder auszupacken. 105 Regale mussten bewegt werden. Der Bürgermeister dankte Bibliothekarin Kathrin Marx, allen Unterstützern, dem Bauhof etwa und Vermieter Detlef Schulze. Er habe der Stadt als „Bauleiter“ viel Koordination vor Ort abgenommen.

Auch wenn jetzt die offizielle Eröffnung erfolgte, regelmäßig geöffnet hat die Bibliothek schon länger. Seit Mitte Mai kann sie wieder aufgesucht werden. Aber auch davor stellten sich Leser ein, die unbedingt Lesestoff benötigten und sich zuweilen gar aus den Umzugskartons etwas heraussuchten, berichtete Kathrin Marx. Zu den neuen Räumlichkeiten hat sie bislang ausschließlich positive Meinungen gehört.

Alle Besucher hätten sich angenehm überrascht gezeigt. Mit dem Umzug ist die Hoffnung verbunden, dass in noch zentralerer Lage die Zahl der Nutzer, die bei etwa 530 liegt, weiter ansteigt. Hoffnung gibt, dass sich jüngst acht Kinder anmeldeten. Vorgesehen ist noch, die Ausstattung der Bibliothek zu komplettieren, so mit einem Teppich, auf dem sich Kinder etwa bei Buchlesungen niederlassen können.

Vor Jahrhunderten Treffpunkt

Dorothea Schulze musizierte zur kleinen Eröffnungsfeier auf der Harfe. Die Vermieterin erinnerte daran, dass sich früher an diesem Standort die Marktschenke zum schwarzen Hirsch befunden hat, in der die damaligen Lochauer nach der Weltuntergangsankündigung von Pfarrer Michael Stifel ihr Hab und Gut versoffen.

An dieser Stelle existierte also lange Zeit ein Treffpunkt. Nun sei das Haus zu einer Begegnungsstätte für jene Leute geworden, „die ein echtes Buch in den Händen halten wollen“. (mz)