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Übergabe in Oranienbaum Übergabe in Oranienbaum: Eine Institution im Pflegedienst geht

Von Ilka Hillger 11.01.2018, 11:52
Maskottchenübergabe. Zum 15. Januar übergibt Ute Czesnat ihren Krankenpflegedienst an Tim Ressel und dessen Ehefrau Theresa.
Maskottchenübergabe. Zum 15. Januar übergibt Ute Czesnat ihren Krankenpflegedienst an Tim Ressel und dessen Ehefrau Theresa. Thomas Klitzsch

Oranienbaum - Viele kennen ihren Nachnamen gar nicht. Sie ist einfach Schwester Ute und das seit 30 Jahren. Ihren etwas schwierigen Nachnamen - Czesnat - muss man sich nun aber auch nicht mehr zwingend merken. Nach 30 Jahren im Beruf gibt Ute Czesnat ihre Häusliche Krankenpflege Oranienbaum am kommenden Montag an ihren Nachfolger Tim Ressel weiter.

Die Leuchtreklame in der Oranienbaumer Leopoldstraße 14 ist schon entsprechend geändert, Ressel selbst ist bestens vorbereitet auf die neue Herausforderung. „Wir haben uns vor einem Jahr das erste Mal darüber unterhalten“, sagt der 32-Jährige, der vor viereinhalb Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau Theresa im Krankenpflegebetrieb von Ute Czesnat zu arbeiten begann.

Ressel und seine Frau hatten sich als Auszubildende im Dessauer Klinikum kennengelernt, dann in unterschiedlichen Krankenhäusern gearbeitet. Drei Schichten und zwei kleine Kinder ließen sich jedoch selten gut koordinieren. Insofern kam damals das Angebot, in der Heimatstadt Oranienbaum neu zu starten, gerade richtig.

Davon, dass Ressel als Geschäftsführer und seine Frau weiterhin als Mitarbeiterin genau die Richtigen sind, ist Ute Czesnat überzeugt. „Jetzt muss mal was Junges ran und Tim und Theresa sind total motiviert. Es hätte nicht besser passieren können“, findet Czesnat.

So ganz ohne ist für die 56-Jährige der Abschied dann aber doch nicht. „Ich liebe eben meine Oranienbaumer“, sagt Schwester Ute und die Stimme zittert ein wenig, wenn sie von den vielen schönen Erlebnissen in ihrem Beruf erzählt. „Die schönsten Jahre waren die als Gemeindeschwester“, sagt sie.

Da fuhr sie mit dem Rad durch Oranienbaum und Goltewitz zu den Patienten, den Schwesternkoffer auf dem Gepäckträger und über dem Schürzenkittel den grauen Mantel. „Eine Haube hatte ich allerdings nicht mehr“, so Czesnat, die habe es lediglich in ihrer Zeit zuvor als Krankenschwester in der Lungenklinik gegeben.

Beim Lieblingsfilm muss Ute Czesnat schließlich auch nicht lange überlegen. Es ist natürlich „Schwester Agnes“, der DDR-Kultfilm mit Agnes Kraus in der Titelrolle. „Den liebe ich wirklich“, sagt die Berufskollegin aus Oranienbaum, die 1978, also drei Jahre nach der Filmpremiere, ihre Schwesternausbildung begann.

Für Czesnat hat sich seitdem viel geändert. Zum einen wuchs ihr Pflegedienst, den sie im November 1992 gründete, auf inzwischen 21 Mitarbeiter. Aber auch die Aufgaben wurden vielfältiger. Längst geht es nicht mehr nur um die Krankenpflege im eigenen Heim.

Die Mitarbeiter helfen beim Einkauf, in der Hauswirtschaft und bei der Betreuung. Und dann hat natürlich die Digitalisierung Einzug gehalten. „Die Zeit ist viel schnelllebiger geworden. Alles ist digitalisiert, aber das bin nicht mehr ich. Man muss nicht alles mitmachen und auch loslassen können“, meint Ute Czesnat deswegen.

Für Fragen will sie auch künftig gern bereit stehen, aber vor allem mit Mann und Hund einmal richtig ausspannen. „Es geht gleich zum Urlaub an die Ostsee“, verrät sie und freut sich dann aber auch schon wieder auf ihr Oranienbaum, in dem sie fast jedes Haus kennt.

„Wenn ich meinen Kirchturm sehe, dann bin ich glücklich“, so Ute Czesnat. Und rund um diesen Kirchturm wird nun Tim Ressel als Chef unterwegs sein. „Schwester Ute ist hier im Ort eine Institution, ich muss es mir noch erarbeiten, würdig ihre Nachfolge anzutreten. Sie hat die Messlatte ziemlich hoch gelegt.“ (mz)