TuS Radis TuS Radis: Die Wunder-Dachse kommen

Radis - Die HSG Freiberg, die am Sonnabend ab 18 Uhr in der Gräfenhainichener Sporthalle Lindenallee im Topspiel der Mitteldeutschen Handball-Oberliga auf Gastgeber TuS Radis trifft, sorgt derzeit für viel Furore - und das nicht nur in Liga vier. „Aufgrund unserer offensiven Abwehrarbeit und dem dynamischen Angriff sind wir ein willkommenes Anschauungsobjekt in Deutschland und vor allem im Ausland“, sagt Trainer Andreas Bolomsky.
Die Dachse brechen alle Rekorde: 248 Tore in fünf Spielen! Das Portal „Handball-World“ hält die Partie zwischen Freiberg und Werratal (60:46) im September für das torreichste Ligaspiel überhaupt. „Das Ergebnis ist für mich nichts Ungewöhnliches“, sagt der Übungsleiter aber den Journalisten. Ganz im Gegenteil. Der Sportlehrer ist mit der Leistung seiner Sieben eher unzufrieden. Er hat 30 Fehlwürfe registriert.
Auch auswärts kaum zu stoppen
Aber Zufall ist das alles nicht. Vorige Woche schlägt Freiberg Oebisfelde 59:37. Und auch auswärts ist der Torhunger der Dachse kaum zu stoppen. 46 Mal rappelt es im Zwickauer Gehäuse. Das Erfolgsgeheimnis ist offensichtlich das 3:3-Abwehrsystem. „Damit erzielen wir unglaublich viele einfache und und vor allem saubere Ballgewinne. Wir haben aber auch gar keine andere Alternative bei einer Körpergröße unserer Spieler zwischen 1,80 und 1,85 Meter“, so der Übungsleiter. Freilich, und darauf macht TuS-Pressesprecher Stephan Hirsch sofort aufmerksam, hat Freiberg bereits 209 Gegentreffer kassiert. „Es ist ein unglaublich weit verbreiteter Fehler, der Abwehrarbeit ein schlechtes Zeugnis zu geben. Gerade die Abwehr hat uns die vielen Ballgewinne beschert“, sagt dazu Bolomsky, der der Vater der Wunder-Dachse ist.
„Er hat mit 40 Kindern in der F-Jugend angefangen und das Team bis in den Männerbereich begleitet“, lobt HSG-Geschäftsführer Klaus Stürzenbecher. Und dieses Team sorgt schon in A-Jugendzeiten in der Bundesliga für eine unglaubliche Euphorie. „Die Partien gegen Hamburg, die Berliner Füchse und Magdeburg waren ausverkauft“, so Stürzenbecher. 624 Zuschauer fasst die Halle offiziell. Es sollen derzeit zu den Spielen in der Handball-Oberliga noch viel mehr kommen, das will aber Stürzenbecher nicht kommentieren. Und die Ziele der Torjäger sind ambitioniert. „Bei unseren Trainer spukt die 3. Liga schon im Hinterkopf“, meint der Chef. Der Übungsleiter reagiert überrascht. „Da fehlt unserem Kindergarten die Konstanz“, meint Bolomsky, „wir wollen uns stabilisieren und den Zuschauern ein tolles Spiel bieten.“ Und der Geschäftsführer verspricht Torwürfe „mit akrobatischen Einlagen“.
Aber es geht natürlich auch um Ergebnisse. Die Freiberger - derzeit auf Rang zwei - waren auch schon zwei Wochen Tabellenführer. „Eine schöne Momentaufnahme. Damit waren wir es schon mal länger, als Paderborn in der Fußball-Bundesliga“, so Bolomsky. Staßfurt sorgt für die erste Niederlage der Dachse. Darüber reden die Verantwortlichen nicht so gern. „Nicht jeder“, sagt Stürzenbecher, „verkraftet unsere ungewöhnliche Spielweise.“ Das Freiberger Urgestein spricht von einer Weiterentwicklung im Handballsport und lobt auch Gegner Radis. „Wir haben im vorigen Jahr beide Spiele verloren“, sagt der Geschäftsführer, und erwähnt nicht, dass dies aber ein ganz anderes Team war.
Bolomsky hält die TuS für einen Aufstiegskandidaten
Und Bolomsky hält die TuS - derzeit auf Rang fünf - sogar für einen Kandidaten für den Aufstieg. Dem Radiser Trainer plagen da ganz andere Sorgen: Wie kann die Trefferflut der Freiberger und - so formuliert es Hirsch - das „brutal schnelle“ Spiel gestoppt werden? Übungsleiter Ralf Stojan hat in dieser Woche neue Elemente trainieren lassen. „Wir haben einige Dinge ausprobiert“, sagt der Trainer, will sich aber nicht genauer in die Taktik-Karten schauen lassen. Tempo-Drosselung ist aber ein erklärtes Ziel. „Um mit der Geschwindigkeit der Freiberger mitzuhalten, fehlen uns unsere beiden Schnellsten, die verletzten Patrick Heddrich und Vladimir Latsouk“, sagt Stojan. Auch ein bewusstes körperbetontes Agieren sei zu riskant. „Die Gefahr von Zeitstrafen ist zu groß“, sagt Stojan, für den ein eigener Erfolg schon „eine Überraschung“ wäre.
Hirsch ist da deutlich optimistischer. „Wir wollen nicht nur wieder einen großen der Liga ärgern.“ Doch wie viele Tore sind für den Erfolg notwendig? Die Frage stellt sich für Stojan nicht. Ein Gegentreffer weniger als der Kontrahent heißt seine Siegformel. Mithelfen soll dabei Tamas Toth. Der Mann von der der Zweiten verstärkt das Oberligateam. Das Vorspiel am Sonnabend bestreiten ab 15.15 Uhr in der Verbandsliga die Reservisten von Radis und dem HC Burgenland. (mz)