Thomas-Cook-Pleite im Landkreis Wittenberg Thomas-Cook-Pleite im Landkreis Wittenberg: Sie wollen ihr Geld zurück

Wittenberg - Hätte alles planmäßig funktioniert, dann wären Renate und Uwe Nandzik aus Wittenberg zusammen mit ihrem Enkelsohn am 14. November von Berlin-Tegel über München nach Mexiko geflogen. Zwei Wochen Urlaub hatten sie gebucht, die Kosten für drei Erwachsene beliefen sich auf 5985 Euro. Viel Geld. Doch sollte die Reise auch eine Anerkennung sein für den Enkel und dessen Ausbildungsende.
Am 22. März, einen Tag nach der Buchung in einem Wittenberger Reisebüro, haben sie die Anzahlung getätigt, im Mai den Rest überwiesen. Im Herbst ging der Reisekonzern Thomas Cook pleite, bis heute sitzen die Nandziks auf ihren Kosten.
Wie es im Einzelnen weiter geht, ist offen, eins aber steht fest: „Wir wollen unser Geld zurück“, sagt Renate Nandzik zur MZ - und auch, dass sie sich natürlich auf den Sicherungsschein verlassen haben. Danach haftet der Reiseveranstalter Cook für Pauschalreisen bis zu einem Betrag von 110 Millionen Euro. Für die Abwicklung von Ansprüchen hat die zuständige Zurich Versicherung die Kaera AG beauftragt.
Von dort haben Nandziks inzwischen einen Brief erhalten, in dem ihnen mitgeteilt wird, dass der versicherte Haftungsmaximalbetrag „bei weitem nicht ausreichen wird, um die Ersatzansprüche aller Kunden der insolventen Thomas-Cook-Gesellschaften vollständig zu befriedigen“. Wie andere Betroffene rechnen auch die Nandziks lediglich mit einer anteiligen Entschädigung. Sie wären jedoch auch bereit, den Klageweg zu beschreiten.
Nichts zu klagen gibt es offenbar über die Betreuung nach dem Schadensfall im Reisebüro. Dort wurden schnell alle notwendigen Unterlagen zusammengestellt und an die Versicherung weitergeleitet. Wie es vom Reisebüro auf eine Nachfrage der MZ am Dienstag hieß, sind die Eheleute Nandzik nicht die einzigen Geschädigten.
Bei weitem nicht. Das bestätigen andere Reisevermittler in der Region. Beispielsweise Cindy Theimer von Sara-Reisen, einem Unternehmen mit drei Filialen im Landkreis. Allein im Geschäft in der Wittenberger Altstadt seien zwischen 30 und 50 Buchungen betroffen - die ersten schon in der heißen Phase. Jene also, die während ihres Urlaubs von der Pleite des Veranstalters überrascht wurden. „Wir hatten sofort Kontakt aufgenommen“, berichtet die junge Frau.
Keiner musste vorzeitig aus dem Urlaub zurückkehren, einige mussten aber vor Ort im Hotel noch nachzahlen. Sara-Reisen kümmert sich für die Kunden um das Einreichen der Unterlagen bei der Insolvenz-Versicherung. Dass bislang noch kein Geld zurückgezahlt wurde und niemand derzeit wisse, wie viel tatsächlich erstattet wird, räumt auch sie ein. „Wie hoffen, dass es so viel wie möglich ist.“
Gleichwohl, die Kunden reagieren nach den Worten von Cindy Theimer überwiegend mit Verständnis. Mehr noch: Viele lassen sich die Reiselust nicht nehmen und buchen erneut. Bei den betroffenen Kunden, die eine Pauschalreise gewählt hatten, seien es bestimmt 80 Prozent, die es mit einem anderen Anbieter versuchen. Dennoch, eine gewisse Skepsis sei nicht zu überhören, weiß die Mitarbeiterin des Reisebüros. Der Zweifel an der Sicherheit von Veranstaltern sei gewachsen.
„Für uns bedeutet die Thomas-Cook-Pleite mehr Arbeit, Geld geht ebenfalls verloren“, nennt sie weitere Auswirkungen. Allerdings gibt es auch einen positiven Effekt für Reisebüros, die mit Online-Buchungen konkurrieren. „Die Leute haben gemerkt, dass wir für sie da sind.“ (mz)