Streit um Kliekener Aue Streit um Kliekener Aue: Viehhändler weist Vorwürfe zurück

Klieken - Ein Streit in Klieken wird derzeit nicht zuletzt via Briefkästen ausgetragen. Dort landeten in den vergangenen Tagen Informationsblätter - zum einen vom Heimatverein „Kliekener Aue - Bürger für Bürger“, zum anderen von dem Unternehmen, um das es geht: die Wehr GmbH, Nutz- und Schlachtviehhandlung.
Verein sammelt Unterschriften
Stein des Anstoßes ist die Sorge um die Kliekener Aue, zum Teil Naturschutzgebiet, um Transporte und Wege dort: „Wir Kliekener“, fährt der Heimatverein schweres Geschütz auf, „werden unter Lärm, schlechter Luft, verschlechterter Sicherheit auf den Straßen und eingeschränkter Erholung in der Aue leiden und dieses Leid auch noch bezahlen.“
Das Schreiben endet mit der Aufforderung, per Unterschrift Nein zu sagen zu einer Viehsammelstelle in der Kliekener Aue.
Der, der gemeint ist, Hans Georg Wehr, versteht die Welt nicht mehr, sieht sich als „Bösen“ hingestellt und verkündet: „Wir sind weder Umweltsünder noch ein Investor, der Ihren Lebensraum herunterwirtschaften will.“ Er verweist vielmehr auf den Beitrag, den sein Unternehmen leistet zum Erhalt der Infrastruktur und dementiert Größen, die der Heimatverein nennt - sowohl was die Zahl der Tiere betrifft als auch die der Transporte.
Seine Rechnung geht ganz anders und kommt zu folgendem Ergebnis: „Wir belasten die Aue nicht, sondern entlasten sie und zahlen, damit sie erhalten bleibt.“
Wehr bezieht sich auf die Transporte, die vor 2009, also bevor er die landwirtschaftliche Anlage übernommen hatte, nötig gewesen seien - als noch Kühe dort gehalten und gemolken wurden. Der Firmenchef kommt auf rund elf Lkw-Fahrten die Woche, bei ihm selber seien es lediglich acht.
Wehr ist mit seinem Betrieb, einer Viehhandlung, die er in dritter Generation führt, schon seit Anfang der 1990er Jahre in der Region aktiv. Der gelernte Großhandelskaufmann kommt aus Uffenheim bei Würzburg und pendelt noch immer regelmäßig.
Er fing in Calbe an der Saale an, war zeitweise in Thießen, 2009 griff er zu, als die Milchviehanlage in der Aue bei Klieken zum Verkauf stand. Die passe ideal zu seinem Geschäft, erklärt er, sowohl was die Lage (an der Autobahn) als auch die Größe betrifft: „Schöne Anlage, schöne Gegend, ein schönes Stück Land.“
Das Unternehmen erbringt Dienstleistungen für Landwirtschaftsbetriebe. Es kauft Vieh auf und transportiert es, zum Beispiel zum Schlachter. Oft werden die Tiere zuvor gesammelt, daher der Name. In Klieken ist das Geschäft erweitert worden, Jungvieh wird aufgekauft für Mast und Zucht - und später wieder verkauft, nicht selten an die einstigen Besitzer.
„Zurzeit“, sagt Wehr, dem es um Transparenz geht, um die Vorwürfe zu entkräften, „haben wir hier 230 Jungrinder im Alter von 80 Tagen bis zwei Jahren.“ Hinzu kommt eben der Viehhandel, den sein Großvater schon betrieb.
Aufgekauft werden Rinder im Umkreis von etwa 70 Kilometern, meist aber 30 bis 40 Kilometer. Sind 30 Tiere beisammen, werden sie zum Schlachter nach Altenburg gebracht. Nach Wehrs Angaben kommen pro Woche sechs Transporte an - mit Zwölftonnern, zwei 40-Tonner verlassen den Hof in Richtung Schlachthof: Dienstag früh und Mittwochabend. Nicht hundert Tiere würden pro Woche in die Aue gebracht, sondern deutlich weniger.
Ausweichbuchten geplant
Bei dem Antrag, der jetzt bei den Behörden liegt, gehe es um die veränderte Nutzung, die nun gewerblich sei. Wehr weist darauf hin, dass eine Einigung erzielt worden sei, was die genutzten ländlichen Wege betreffe: Neun Ausweichbuchten sollen angelegt werden, damit die Natur an den Rändern nicht beeinträchtigt wird, fünf zahle das Unternehmen, vier die Stadt Coswig.
Zudem beteilige sich die Wehr GmbH zehn Jahre an der Unterhaltung des Kliekener Auewegs. Der Vertrag als Bedingung für die Umnutzung sei ausgehandelt, aber noch nicht unterschrieben.
Der Firmenchef hofft, dass der Streit in Klieken sich nicht weiter hochschaukelt, er will auch, wie er sagt, auf den Heimatverein zugehen. „Wir machen nichts verkehrt“, versichert Wehr. Er muss übrigens auch Bäume pflanzen - fünf hochstämmige Hauspflaumen als Kompensation für die vereinbarten Ausweichbuchten. Das verlangt der Fachdienst Umwelt des Landkreises. (mz)