Schutz- und Gebrauchshunde Schutz- und Gebrauchshunde: Malinois und Mantrailer aus Trebitz

Trebitz - Tante Ilse vom Holzhäuser Flur ist derzeit nicht vorzeigbar. Vor einem Monat bekam sie Nachwuchs. Sage und schreibe elf kleine Welpen beim ersten Wurf. Angesichts solcher Strapazen war schon lange vorher klar, dass die Malinois-Hündin ein Jahr bei den Landesmeisterschaften der Schutz- und Gebrauchshunde pausieren und ihren Titel des Vorjahrs nicht verteidigen wird.
„Sie braucht die Erholung“, sagt Besitzerin Stephanie Marx, während die Welpen um ihre Füße tollen. Zwölf kleine Malinois, eine belgische Schäferhundrasse, halten die Züchterin und Hundesportlerin aus Trebitz derzeit auf Trab. Zum Elferwurf von Ilse gesellte sich noch ein Junges von Mutter Larsi. Damit ist das Dutzend an Neuzugängen im Anwesen komplett.
Ilses Pausieren erlaubt es Stephanie Marx, nun als Richterin an den Landesmeisterschaften teilzunehmen, die am 11. und 12. Mai auf dem Hundesportplatz in Coswig ausgetragen werden. Der dortige Verein ist auch das Zuhause von Marx.
„Dort stimmt es einfach mit den Leuten“, sagt die 41-Jährige und ist wie der ganze Hundesportverein stolz darauf, den Zuschlag für die Austragung der Landesmeisterschaft erhalten zu haben und dies auch noch im Jubiläumsjahr, denn der Landesverband feiert sein 30-jähriges Jubiläum.
Landesmeisterschaften sind für Stephanie Marx vertrautes Terrain. Da kennt sie sich aus, sowohl als Teilnehmerin wie auch als Richterin. 13 Mal wurde sie in der Vergangenheit Landesmeisterin, als Privatfrau wie auch im Beruflichen, denn bei Marx gibt es keine Trennung zwischen Freizeit und Job.
An der Diensthundeführerschule Pretzsch arbeitet sie als Ausbilderin und Diensthundeführerin. In Trebitz gibt es neben der Malinois-Zucht deshalb auch noch ihren französischen Jagdhund, einen Mantrailer, der bei der Suche von Vermissten eingesetzt wird.
Landesmeisterschaft des SGSV Sachsen-Anhalt am 11. und 12. Mai auf dem Hundeplatz Coswig. Fährtenarbeit im Gelände am Samstag, am Nachmittag Training und am Abend Beisammensein auf dem Hundeplatz, Sonntag ab 8 Uhr Prüfungen auf dem Hundeplatz.
Manche der Hundesportfreunde und Kollegen nennen Stephanie Marx auch eine Hundeflüsterin. Da muss die Trebitzerin lachen. „Man muss einfach offen sein für Neues und selbstkritisch. Ich versuche nur, besser zu sein als vorher“, erklärt sie ihr Erfolgsrezept. Die Hundepädagogik habe sich in den vergangenen Jahren enorm entwickelt. „Das funktioniert alles über Motivation und Emotion“, erklärt Marx. Spielzeug und Futter seien die beste Bestätigung. „Sie sind Motivationsgrundlage.“
Erkannt und trainiert hat sie das seit der Jugend. Die Liebe zum Hund begann mit einem Welpen, aus dem Urlaub mitgebracht. Mit 13 Jahren nahm sie Bobby, einen Jagdhund, mit zum Hundesport. Sie blieb dabei, obwohl der Vater Angst vor Hunden hatte. „Die hat er inzwischen überwunden und selbst einen“, sagt Marx. Sie wurde Leistungsrichter, Schutzdiensthelfer und begann 2003 Malinois zu züchten, denn „das hat einfach super gepasst“.
Sie mag diesen belgischen Schäferhund, der weniger kompakt als der deutsche ist, dafür anhänglicher. Andere Hunde begleiteten Marx in ihrer beruflichen Laufbahn, die an der Polizeischule in Aschersleben begann und über die Bereitschaftspolizei in Halle schließlich zur Hundestaffel und dann zur Schule in Pretzsch führte, an der die Tiere für drei Bundesländer ausgebildet werden.
Am Samstag und Sonntag ist Stephanie Marx hingegen ganz privat bei der Landesmeisterschaft des Schutz- und Gebrauchshundesportverbandes Sachsen-Anhalt unterwegs. Elf Starter haben sich dafür gemeldet. Bei 48 Vereinen im Land scheint das wenig.
„Es ist einfach sehr anstrengend, so weit zu kommen“, erklärt Marx. Vier Prüfungen sind zuvor abzulegen, allein drei in der Kategorie Gebrauchshunde. Der Standard der letzten Prüfung ist auch jener, der bei der Landesmeisterschaft gilt. Um erfolgreich zu sein, müsse man drei bis vier Trainingseinheiten in der Woche absolvieren, sagt die Expertin.
Mit einem weiteren Richter wird sie am Wochenende die Fährtenarbeit im Gelände und die Abteilungen Unterordnung und Schutzdienst bewerten. „Qualitätsunterschiede sieht man da natürlich“, weiß die 41-Jährige. Es müssten sowohl Erziehung als auch Ausbildung stimmen. Die Gewinner können sich über die Verbands- zur Deutschen Meisterschaft qualifizieren, an der Stephanie Marx bereits teilnahm.
Womöglich ist dies für die Trebitzerin in der nächsten Saison wieder drin, wenn Tante Ilse ihre Mutterschaft verkraftet hat. „Im Herbst beginne ich wieder mit ihrem Training“, meint Marx. Auf dem Gehöft in Trebitz wird es dann etwas ruhiger sein. Die Malinois-Welpen haben längst im ganzen Land neue Besitzer gefunden. Schließlich gibt es noch anderswo Liebhaber dieser Rasse.
(mz)