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Rudern Rudern: Und plötzlich Weltmeister

Von andreas richter 28.08.2013, 21:17
Georg Teichmann, Alex Sievers, Hannes Redenius und Max Appel (von links) unmittelbar nach ihrem Zieleinlauf bei der Weltmeisterschaft.
Georg Teichmann, Alex Sievers, Hannes Redenius und Max Appel (von links) unmittelbar nach ihrem Zieleinlauf bei der Weltmeisterschaft. mz Lizenz

dixförda/MZ - „Ganz ehrlich? So richtig erfassen kann ich es bislang nicht, ich bin immer noch am Verarbeiten, dass ich jetzt tatsächlich Weltmeister bin.“ Dem 17-jährigen Hannes Redenius aus Dixförda (Stadtteil Jessen) war am 11. August der ganz große Wurf gelungen. Bei der Ruder-WM im litauischen Trakai überquerte er mit seinen Teamkollegen im entscheidenden Rennen der Doppel-Vierer als Erster die Ziellinie. Und dies nur wenige Wochen, nachdem er bei den Deutschen Meisterschaften den Titel aus dem Wasser fischte.

Nach dem Rennen hat sich der erfolgreiche Nachwuchsruderer eine Pause gegönnt. Es zog ihn nach der Rückkehr aus Litauen zu seiner Freundin nach Niedersachsen, Urlaub stand auf dem Plan. Nach Dixförda kam der Weltmeister erst am Dienstag. Dies aber auch nur für einen Tag. Am Mittwoch ging die Reise weiter nach Halle. Dort nimmt Hannes Redenius am 2. September eine Lehre als Koch auf, richtet sich die kommenden Tage seine erste eigene Wohnung ein.

Beim Gespräch im elterlichen Haus in Dixförda ist dem jungen Mann anzumerken, dass er sich offensichtlich wirklich erst an das Wort Weltmeister gewöhnen muss. „Wir hatten schon mit einer Medaille spekuliert. Aber dass es Gold werden würde“, sinniert er in Ruhe, durchlebt noch einmal die Gefühle beim Zieleinlauf. „Wir waren völlig fertig, konnten eigentlich nichts sagen und mussten gleich diese Fülle an Emotionen verarbeiten.“

Dabei sah es nach den Vorläufen gar nicht nach dem Titelgewinn aus. Redenius erinnert sich, „dass wir in den Hoffnungslauf gehen mussten, um ins Finale einzuziehen. Wir hatten nämlich im Vorlauf die Amerikaner etwas unterschätzt, die sehr stark aufgetrumpft haben“. Andere Rudernationen wie Rumänien und Italien hatten die Deutschen zwar auf ihrem Tippzettel, sie spielten aber bei den Entscheidungen nicht die große Rolle. Der Umweg über den Hoffnungslauf schien bei den Vier aber für das Finale die nötigen Kräfte freizusetzen. Georg Teichmann, Alex Sievers, Hannes Redenius und Max Appel mussten sich gegen Südafrika, USA, Italien und China behaupten. Am Ende hatten sie eine Bootslänge Vorsprung. Nach 5:57,87 Minuten war Deutschland im Ziel, es folgten Neuseeland (5:59,97 min) und die Chinesen (6:02,09 min).

Stolz hält der Ruderer sein WM-Gold in der Hand. Außer der Medaille gab es noch etwas Preisgeld, das in die Finanzierung des Führerscheins fließt. „Der muss nun unbedingt her, ich bekomme nämlich für den Sieg auch noch ein Auto gestellt“, erzählt Hannes Redenius stolz.

Nach der Weltmeisterschaft ist vor der Weltmeisterschaft, sagt er jetzt. Die Titelausbeute aus diesem Jahr soll weiter ergänzt werden. Aber: In den kommenden Monaten gilt es zuerst das intensive Training und die Lehrausbildung unter einen Hut zu bekommen. Redenius hat zwar im Hallenser Maritim-Hotel eine spezielle Lehrstelle für Nachwuchsspitzensportler bekommen. „Ob das jedoch alles dann so klappt, muss ich ausloten. Beides nur halb zu machen, kommt für mich nicht in Frage.“ Der Dixfördaer hat sich daher überlegt: „Bekomme ich das mit der Lehre nicht richtig hin, wechsel ich zur Bundeswehr. Dort gibt es ja auch eine eigene Sportförderung.“

Ihn hat der Ehrgeiz noch mehr gepackt. Mit dem Wechsel in die Altersklasse U 23 will er erneut Weltmeister werden. Und das große Fernziel bleibt Olympia. „Die nächsten Spiele in Rio de Janeiro kommen für mich noch nicht in Frage, aber 2020 kann ich mir einen Start vorstellen.“

Der Weg dorthin wird nicht einfacher. Hannes Redenius bringt zwar beste Voraussetzungen mit. Aber Ausruhen auf Lorbeeren kommt nicht in Frage. So hat ein Doppel-Vierer-Weltmeister beispielsweise keinen automatischen Anspruch auf einen Startplatz. „Vor allen großen Wettkämpfen muss ich zu den besten Einern gehören, erst aus diesen werden die Besatzungen zusammengestellt“, erklärt er das Prozedere. Aber davor scheut er sich nicht. „Ich habe gar nicht das Gefühl, dass ich sehr unter Druck stehe. Ich glaube, dass mich der WM-Titel eher beflügelt.“ Dass er seine Träume weiter verwirklicht, das ist Hannes Redenius zuzutrauen.

Hannes Redenius hatte sich nach der WM eine Auszeit gegönnt, kam erst in dieser Woche zurück ins heimatliche Dixförda. Dies aber auch nur für einen Tag.
Hannes Redenius hatte sich nach der WM eine Auszeit gegönnt, kam erst in dieser Woche zurück ins heimatliche Dixförda. Dies aber auch nur für einen Tag.
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