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Reformationsgeschichte Reformationsgeschichte: QR-Code am Denkmal

Von Ute Otto 22.05.2017, 16:32
Pastorin Viola Hendgen vor dem Annaburger Pfarrhaus
Pastorin Viola Hendgen vor dem Annaburger Pfarrhaus Otto

Annaburg - „Luther war hier“ - die Plakette mit dem Cranach-Kupferstich, der Luther noch als Mönch zeigt, prangt jetzt auch an Kirche und Pfarrhaus in Annaburg. Die Schrift orientiert sich an der Handschrift Luthers. Da wirkt der QR-Code daneben wie ein Stilbruch.

Viola Hendgen, Pfarrerin für den Bereich Annaburg-Klöden-Prettin I, stört das nicht: „Der QR-Code ist ein modernes Medium. Luther war seinerzeit über moderne Medien äußerst dankbar“, sagt sie.

So wie der Buchdruck es erst möglich gemacht habe, seine Thesen gegen den Ablasshandel und die ins Deutsche übersetzte Bibel weithin bekannt zu machen und unters Volk zu bringen, ermöglicht heute dieses Quadrat schnellen Zugriff auf Informationen über die Menschen und Ereignisse jener Zeit.

Großes Zusammenwirken

Mit ihrem Kooperationsprojekt „Luther war hier“ wollen das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und die Investitionsmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt zum Reformationsjubiläum auf bekannte und bisher weniger bekannte Orte aufmerksam machen, in denen Luther lebte, oder auf seinen Reisen Station machte.

Mindestens elf Aufenthalte von Martin Luther in Pfarrhaus und Kirche im damaligen Lochau sind belegt. Kirchenvisitationen sowie die Einführungen der Pfarrer Franz Günther 1520 und seines berühmteren Nachfolgers Michael Stifel 1528 haben Luther ins damalige Lochau geführt. Auch hat er nach dem Tode Franz Günthers, dessen Witwe mit Michael Stifel verheiratet war, in der Lochauer Kirche die Hochzeitspredigt selbst gehalten.

60 sind es insgesamt, verteilt auf 33 Städte und Ortschaften. Am Annaburger Schloss, wo sich Luther mehrfach mit kurfürstlichen Beratern, insbesondere Spalatin getroffen hat, wurde die Plakette schon im Herbst 2016 angebracht.

Das Anliegen des Kooperationsprojektes, die Aufmerksamkeit auch auf weniger bekannte Orte der Reformationsgeschichte zu lenken, scheint zu fruchten. Viola Hendgen hat aus dem Fenster des Pfarrbüros den Blick auf den Platz mit dem Stifelbrunnen und sie beobachte dort vermehrt Gäste, die sich augenscheinlich über die Hintergründe informieren. „Es sind nicht Hundertschaften, aber es hat zugenommen.“

Die Pfarrerin würdigt ausdrücklich den großen Beitrag, den Heimatverein und der Förderverein Porzellaneum leisten, die Bedeutung der Orte ins Bewusstsein zu rücken. „Es kann immer nur wünschenswert sein, wenn die Kräfte in einem Ort zusammen wirken. Gemeinsames Interesse und Zusammenhalt tut uns allen gut.“

Das Stifel-Festival mit der Aufführung eines Stücks über den Pfarrer und Mathematiker, der den Weltuntergang für den 15. Oktober 1533, 8 Uhr, prophezeite, ist der Beitrag aller Annaburger zum Reformationsjubiläum. „Da bringen wir uns als Kirche bewusst ein - schauspielerisch wie finanziell“, so Hendgen. Ein weiterer, eher für das lokale Publikum gehaltener Beitrag ist die Vortragsveranstaltung „Wie Martin Luther wurde“, der bislang schon zweimal guten Zuspruch gefunden hat.

Hauptsächlich aber möchten sich die Kirchengemeinden ihres sowie auch des Pfarrbereiches von Hans-Jörg Heinze, Annaburg-Klöden-Prettin II, in die großen regionalen Veranstaltungen des Reformationsjubiläums einbringen. „Ich halte es für wenig sinnvoll, zusätzlich Einzelveranstaltungen zu machen und noch kleinteiliger zu werden. Man muss das Rad nicht neu erfinden“, sagt die Pfarrerin.

Liturgen bei Abendmahl

Bei der Eröffnung der Weltausstellung am Sonnabend waren sie in Wittenberg und am großen Festgottesdienst am 28. Mai wirken Viola Hendgen und Pfarrer Heinze als Liturgen zum Abendmahl mit. Schon am Vorabend wird ein Bus Interessenten aus Prettin-Annaburg zur „Nacht der Lichter“ auf das Gottesdienst-Festgelände bringen.

Für das große Luther-Oratorium, das am 26. August auf der Schlosswiese in Wittenberg aufgeführt wird, proben Sänger aus den beiden Pfarrbereichen. Der Waldgottesdienst mit Picknick, der ansonsten alljährlich in Klöden gefeiert wird, findet als Reminiszenz an das Jubiläum diesmal am Pfingstmontag im Wittenberger Luthergarten statt. (mz)