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Rathaus Zahna Rathaus Zahna: Monika Hönicke, die Chefin der Zahlen geht

Von Thomas Tominski 30.11.2019, 06:48
Ihren Schreibtisch im Zahnaer Rathaus hat Monika Hönicke am Freitag geräumt. Bis zur Rente stehen anderthalb Jahre Ruhephase auf dem Plan.
Ihren Schreibtisch im Zahnaer Rathaus hat Monika Hönicke am Freitag geräumt. Bis zur Rente stehen anderthalb Jahre Ruhephase auf dem Plan. T. Tominski

Zahna - Monika Hönicke klopft mit dem Zeigefinger auf einen Aktenstapel. „Den rechten Haufen muss ich noch abarbeiten“, sagt die Kämmerin der Stadt Zahna-Elster, die am Freitag ihren Schreibtisch im Rathaus geräumt hat und bis zum Renteneintritt nun knapp eineinhalb Jahre Ruhephase genießt. Die Chefin der Zahlen geht mit schwarzen Ziffern unter dem Etat. „Es ist ein leichter Überschuss“, sagt sie fachgerecht, diese Tatsache gilt bei „Finanzern“ als Erfolgsmeldung. Monika Hönicke verlässt das Büro mit einem lachenden und weinenden Auge.

Sie wird ihr Team vermissen, die tägliche Fahrt von Dietrichsdorf nach Zahna. „Es ist in der Region viel entstanden“, sagt die 62-jährige und freut sich, dass sie ihren Teil dazu beigetragen hat.

Ausbildung zur Maschinistin

Die Kämmerin erzählt, dass Zahlen schon immer „ihre Welt“ gewesen sind. Im zweiten Anlauf sei sie endlich in ihrem Traumjob gelandet. Die anvisierte Lehrstelle habe damals eine Mitbewerberin bekommen. Hönicke schließt eine Ausbildung als Maschinist für Transport- und Hebezeuge ab und geht im Stickstoffwerk Piesteritz in Schichten arbeiten. „Ich konnte bis zum Kran alles fahren“, sagt sie mit hörbarem Stolz in der Stimme. Nach der Geburt des ersten Kindes trifft die damals junge Mutter eine wichtige Entscheidung. Sie fängt in der Gemeindeverwaltung ihres Heimatortes Dietrichsdorf an, beginnt eine Ausbildung zur Finanzkauffrau und blickt auf der Zielgeraden ihres Berufslebens auf 35 Jahre im öffentlichen Dienst zurück. „1984 bin ich zu meiner ersten Abendsitzung gefahren.“

Über die Stationen Mühlanger, Zörnigall und Elster landet die Kämmerin 2008 im Rathaus von Zahna. Das Erstellen von Haushaltsplänen sei wie eine Achterbahnfahrt. Rote und schwarze Zahlen unter dem Strich haben sich beharrlich abgewechselt. „Das hängt immer mit den Schlüsselzuweisungen zusammen. Wenn eine Million fehlt...“ Hönicke gibt zu, dass sie manchmal von Zahlen träumt. Doch trotz aller Hochs und Tiefs hat sie nie den Optimismus verloren.

Die scheidende Kämmerin kennt alle Klischees zum Thema Büroarbeit. Quatschen und Kaffee trinken sei das gängigste. Nach dem Mittag habe es in ihrer Abteilung Kaffee gegeben. Doch den hat jeder Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz getrunken. Wenn Hönicke „von meinen Finanzern“ spricht, meint sie die größte Abteilung im Haus. Ihre Truppe hat sie wie bereits erwähnt ins Herz geschlossen. Beim Thema Selbsteinschätzung legt sie eine Pause ein.

Sie hat nie mit der Faust auf den Tisch hauen müssen. Alle im Team haben an einem Strang gezogen. Etwas ist der 62-Jährigen beim Rückblick auf ihr Berufsleben ganz wichtig. „Meine Schwiegereltern haben mir immer den Rücken frei gehalten. Wenn ich abends zu Sitzungen gefahren bin, brauchte ich mir nie Sorgen um die Betreuung unserer Kinder machen. Denn mein Mann hat ebenfalls im Schichtdienst gearbeitet.“ Monika Hönicke freut sich auf die Ruhephase bis zur Rente.

Jetzt hat sie mehr Zeit für Familie und Enkelkinder, die ersten Projekte mit ihrem Mann sind bereits geplant. Mit Reisen nach Kanada (inklusive Niagarafälle), Norwegen und Italien hat sich das Ehepaar die Welt schon ein Stück angeschaut, Moskau und Sankt Petersburg stehen noch auf dem Wunschzettel. „Wir haben andererseits in Dietrichsdorf ein schönes Zuhause“, sagt sie. Soll heißen: Die beiden Städtereisen müssen nicht sofort über die Bühne gehen. Hönicke dreht sich auf ihrem Stuhl und schaut auf die vielen Ordner im Büro. „Ich glaube, früher hatte ich einen größeren Kopf. Heute weiß ich nicht mehr, was alles drin ist“, bemerkt sie scherzhaft.

Große Lücke hinterlassen

Durch die Zusammenlegung von Hauptamt und Finanzen übernimmt Simone Kase den Posten von Hönicke. „Nach 35 Jahren im Amt hinterlässt sie selbstverständlich eine große Lücke“, meint die Hauptamtsleiterin, die zudem stellvertretende Bürgermeisterin ist. Für Simone Kase ist es kein Sprung ins kalte Wasser. „Ich habe bis 2011 im Bereich Finanzen gearbeitet.“ Ihre Vorgängerin sei „immer in Ordnung“ gewesen. Schwarze Zahlen sind ein tolles Abschiedsgeschenk.

(mz)