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Porzellaneum in Annaburg Porzellaneum in Annaburg: Geschirr von eigener Hand

Von Ute Otto 30.06.2018, 06:23
Ben, Elias, Rebekka und Lotti Schlomach aus Frankfurt/Main bemalen im Porzellaneum Geschirr. Bald sollen es die Gäste auch selbst herstellen können.
Ben, Elias, Rebekka und Lotti Schlomach aus Frankfurt/Main bemalen im Porzellaneum Geschirr. Bald sollen es die Gäste auch selbst herstellen können.  Otto

Annaburg - Porzellan bemalen können Besucher des Annaburger Porzellaneums jetzt schon. Künftig sollen sie an der Herstellung von Porzellangeschirr von Anfang bis Ende mitwirken können. „Unser Plan ist es, eine Handmanufakturstrecke aufzubauen“, informiert Anja Liebig vom Förderverein Annaburger Porzellaneum.

Der Verein hofft dafür auf Zuschüsse aus dem Investitionsprogramm zur Förderung von Kunst und Kultur, das aus dem Europäischen Fonds für Nationale Entwicklung gespeist wird. 33,5 Millionen Euro stehen für Sachsen-Anhalt zur Verfügung.

Mit seinem Projektantrag steht der Förderverein auf dem 16. Platz der Landes-Prioritätenliste. 47 Vorhaben waren in dem Wettbewerb eingereicht worden, 25 wurden als förderwürdig ausgewählt. „Es freut uns schon mal, dass wir wahrgenommen werden“, sagt Anja Liebig. Gefördert werden können aber aus gegenwärtiger Sicht nur zwölf Projekte.

„Nun haben wir erfahren, dass das Land einen Antrag auf Erhöhung des Gesamtbudgets gestellt hat“, erklärt die Annaburgerin. Die Chancen, dass das Annaburger Vorhaben damit noch auf die Projektliste für diese Antragsrunde rückt, steigen.

Vom ehemaligen Porzellanwerk gehört dem Förderverein das an der Torgauer Straße gelegene Gebäude. Der ehemalige Werksverkauf wird derzeit zu einem Museumsshop umgewandelt - die Fläche macht nur knapp ein Viertel des Gesamtareals aus. Hinter dem Laden soll die Schau- und Mitmachmanufaktur entstehen. Anja Liebig, die selbst Keratechnikerin mit Abitur gelernt hat, schildert den groben Ablauf: Die Besucher dürfen Masse aus Feldspat, Quarz, Kaolin und Wasser zubereiten und in die Gipsformen für ein ausgewähltes Teil gießen.

Weil der Trocknungsprozess mehrere Stunden dauert, bekommen sie ein adäquates Werkstück. Von dem müssen die Nahtstellen der Form geputzt werden, ehe es weiter geht in den Dekorraum. Je nachdem, ob sie das Dekor darunter oder darauf haben wollen, erfolgen die Glasur und dann der abschließende Brand. Ihre Werke bekommen die Gäste nach Hause geschickt.

Arbeitsplätze, Werkzeug und Zubehör - vor allem Formen - befinden sich im „Erbe“, das der Verein nach Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter übernehmen konnte. Rohporzellan ist ebenfalls noch im Lager.

Aber einmal werden diese Vorräte zu Ende sein. Die Besuchermanufaktur sorgt also für den eigenen Nachschub. „Kaum jemand weiß, dass Annaburg der letzte Ort in Sachsen-Anhalt war, in dem noch Porzellan produziert wurde, und das 140 Jahre lang“, so Liebig. „Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal.“ Ein funktionierendes Industriemuseum würde zugleich Annaburg aufwerten und Gäste in die Stadt bringen, wovon viele andere in dem geschichtsträchtigen Ort profitieren könnten.

Siegfried Kramer, Elektroingenieur, ist im Verein der planerische Kopf. Er hat mit Hilfe weiterer Vereinsmitglieder die Räume vermessen und liefert die Grobplanung als Arbeitsgrundlage für die Architektin in Jessen. Denn wenn das Antragsverfahren eröffnet wird, müssen alle Unterlagen beisammen sein. Der Bauantrag soll diese Woche beim Landkreis eingereicht werden. „Wir haben uns den vorzeitigen Maßnahmebeginn ausdrücklich genehmigen lassen“, so die in Verwaltungsdingen erfahrene Anja Liebig.

500.000 Euro benötigen die Annaburger für die Umsetzung ihres Vorhabens. 100.000 Euro müssen sie als Eigenkapital aufbringen. „Da es unwahrscheinlich ist, dass wir einen Spender finden, der 100.000 Euro gibt, suchen wir lieber tausend Spender mit je hundert Euro“, denkt Kramer pragmatisch. Eine Liste mit potenziellen Großspendern will er auch abarbeiten. Aber auch kleine Zuwendungen seien willkommen.

Spendenkonten gibt es bei der Sparkasse Wittenberg:

IBAN DE 92805501010101023308

BIC NOLADE21WBL

und bei der Volksbank Elsterland:

IBAN DE87 800626080005664187

BIC GENODEF1JE1

(mz)