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Orangenfest in Oranienbaum Orangenfest in Oranienbaum: Orangen kommen unters Messer

19.05.2017, 19:01
Passend historisch gekleidet - Kinder und Begleiter der Kindertagesstätte Kinderland
Passend historisch gekleidet - Kinder und Begleiter der Kindertagesstätte Kinderland Tourismusgesellschaft/N. Göring

Oranienbaum - Mit einem großen „Hähnekrähen“ werden am Samstagmorgen 8.30 Uhr die Bewohner rund um den Oranienbaumer Marktplatz von etwa 50 gefiederten Prachtexemplaren des Geflügelzüchtervereins Oranienbaum und Umgebung 1906 begrüßt. So originell wird das traditionelle Orangenfest, das im Jahr 2000 aus dem Stadtfest hervorging, eröffnet.

Vereine, Kindertagesstätten und Schulen des Barockstädtchens laden an diesem dritten Maiwochenende zu einem bunten Stadtfest rund um den Orangenbaum ein. In einem großen Festumzug durch die Stadt präsentieren sich am Sonnabend, 15 Uhr nicht nur kleine Holländer und das Orangenvolk dem Fürstenpaar und seinen Gästen.

Standesgemäß werden Henriette Catharina und Johann Georg II. in einer Kutsche vorfahren. Das schönste Umzugsbild wird auch in diesem Jahr wieder belohnt. Die Gäste dürfen also gespannt sein und die ortsansässigen Juroren (Ortsbürgermeister Michael Marks, Christa Schmidt und ein Freiwilliger aus dem Kreis der Gäste) werden es sicher nicht leicht haben, ihre Wahl zu treffen.

Auf dem Oranienbaumer Markt befindet sich in der nordwestlichen Ecke ein Gebäude, das mit großen Lettern auf seine frühere Verwendung hinweist, Schmiedemeister Reinhold Pforte prangt dort. In diesem Gebäude von 1870 wirkten mehrere Generationen einer Schmiededynastie, die ursprünglich aus Dösel in der Nähe von Halle stammte. Hier ließen die Bauern ihre Pferde beschlagen und Wagenräder richten. Bis Ende der 1980er Jahre wurden die Pferde der Reitsportsektion Horstdorf noch von den jugendlichen Reitern nach Oranienbaum geritten, um sie dort beschlagen zu lassen, solange ihre Reiter im Nachmittagsunterricht saßen. Im Inneren der Huf- und Wagenschmiede wirkt es noch immer so, als wäre der letzte hier tätige Meister seines Fachs nur kurz ins Büro verschwunden, alle Werkzeuge hängen an ihrem Platz, alle Maschinen sind noch funktionstüchtig. Hier wurde bis 1990 nicht nur der nicht ungefährlichen Arbeit des Hufbeschlagens nachgegangen.

Zwar klingt seit über 20 Jahren nicht mehr täglich der Hammer im typischen Rhythmus auf dem Amboss, doch jedes Jahr im Mai wird das alte Haus durch Schmiedemeister Rüdiger Köllner aus Zahna belebt. Zum Orangenfest öffnet sich das große Tor und lädt die Besucher ein, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Dann glühen wieder Eisen im Feuer des eindrucksvollen Warmofens und nervöse Pferde tänzeln am Strick und warten auf ihr neues Schuhwerk.

Das Eröffnungsprogramm im großen Festzelt unter dem Motto „Ein Stück Holland mit chinesischem Flair“ rund um die Fürstin Henriette Catharina und ihren Gemahl Johann Georg II. präsentiert in diesem Jahr die Grundschule Oranienbaum. Mit kleinen Bühnenstücken und unterhaltsamen Tänzen wollen die Schüler historische Ereignisse und ein Stück Heimatgeschichte zum Besten geben.

Eine Kirmes, der Trödelmarkt, Musikeinlagen, Programmbeiträge und Informationsstände beleben den historischen Marktplatz Sonnabend von 8.30 bis 1 Uhr und Sonntag von 10 bis 19 Uhr. In der historischen Schmiede und dem Tabak-Collegium im Kavalierspavillon des Oranienbaumer Schlosses wird alte Handwerkskunst dargeboten.

Lohnenswert ist der Besuch am Stand der Gesamtschule im Gartenreich (GiG): Zum einen wird zu einem Minikino geladen, in dem kurze Filme über die Schule und auch ein Film vom Oranienbaumer Stadtfest 1973 gezeigt werden. Zum anderen präsentiert die GiG die Chronik des ehemaligen Krankenhausgebäudes in der Marienstraße 42, das heute das Schulgebäude ist und am 6. Mai seinen 111. Geburtstag feierte.

Köstliche Orangenmarmeladen und nützliche Gegenstände, die die Schüler der GiG im Hauswirtschafts- und Technikunterricht produzieren, können wieder gegen eine Spende erworben werden. Dabei kann man sich mit Vertretern des Lehrerkollegiums und mit dem Förderverein intensiv über die Gesamtschule austauschen.

Höhepunkt am Sonntag um 16 Uhr ist die 14. Oranienbaumer „Orangenschäl-Meisterschaft“. In diesem Jahr werden erstmals neue Regeln in Kraft treten. Es gilt nicht nur schnell zu sein, sondern auch sehr sorgfältig. Maximal neun Teilnehmer dürfen gegeneinander antreten. Jeweils neun goldgelbe Zitrusfrüchte - so viele zieren das Orangenbäumchen auf dem Marktplatz - kommen unters Messer. (mz)