NABU kürt Vogel des Jahres 2016 NABU kürt Vogel des Jahres 2016: Stieglitz fühlt sich in Jessener Land wohl

Jessen - Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) haben den Stieglitz zum Vogel des Jahres 2016 gekürt. Seit 1971 bestimmen die beiden Naturschutzorganisationen zu Beginn jeden Jahres einen solchen Vogel. Kriterien für seine Wahl können die existenzielle Bedrohung der Art, aber auch eine elegante Lebensweise, seine Farbvielfalt, Konflikte mit dem Menschen oder anderes sein. Der erste von NABU und LBV bestimmte Vogel des Jahres war 1971 der Wanderfalke. Einzelne Tiere wie der Weißstorch schafften es bereits mehrfach zur Nominierung. Der Vogel des Jahres 2016 wurde bereits in der Renaissance hoch verehrt und ist deshalb auf vielen Gemälden zu sehen. Berühmt wurde unter anderem das 1506 vom Italiener Raffaelo gemalte Bild „Madonna mit Stieglitz“.
Winzling ist bedroht
Für den Stieglitz als Vogel des Jahres 2016 sprechen zwei Argumente. Der nur 16 Gramm schwere Sänger der Gattung Fink besticht zum einen durch sein buntes Federkleid, musste in den vergangenen zwei Jahrzehnten aber auch einen deutlichen Rückgang seines Lebensraumes verkraften. Als Folge dessen ging der Bestand in Deutschland von einstmals über einer Million Brutpaare (1990) um mehr als die Hälfte zurück. „Experten gehen davon aus, dass es europaweit heute noch etwa 35 Millionen Brutpaare gibt“, erläuterte Bernd Simon in einem Fachvortrag vor Mitgliedern der NABU-Ortsgruppe Jessen und andern.
Die Ursachen für den Verlust des Lebensraumes sind vielschichtig. Industriemäßige Landwirtschaft, von der Europäischen Union geförderte Monokulturen, das Ausbringen von Giften zur Unkrautbekämpfung oder das Ausmähen von Ackerrandstreifen gehören neben anderem dazu. Am wohlsten, so Simon, fühle sich der Stieglitz, der als gesellig gilt und gern die Nähe zu Artgenossen sucht, in Gärten, Parks und auf blühenden Brachflächen. Hier findet er unter anderem Disteln, deren Samen er pickt. Diese Vorliebe bei der Nahrungssuche brachte dem Stieglitz seinen zweiten Namen ein - Distelfink.
Jeder kann etwas zum Schutz tun
Dass man bereits mit einfachen Mitteln viel erreichen kann, bewiest die Region das Altkreises Jessen. Überall dort, wo in den vergangenen Jahren Sträucher und Gehölze angepflanzt wurden, zeichne sich nach Ansicht der NABU-Ortsgruppe Jessen eine Zunahme des Bestandes an Stieglitzen ab. Als Beispiele hierfür benannte Bernd Simon Orte wie Rade, Labrun, Kleindröben oder Klossa. Das Lebensumfeld der Vögel verbessern könne aber auch jeder Garten- oder Grundstücksbesitzer. Hierfür reicht es schon, eine monoton grüne Wiese mit Sträuchern zu umgeben oder Blumen darauf auszusäen. Eindringlich mahnte Simon deshalb: „Helfen Sie uns mit, unsere Natur wieder etwas bunter zu machen. Die Vogelwelt, aber auch der Mensch werden sich darüber freuen.“ (mz)