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Mühle in Lebien Mühle in Lebien: Brotduft unter hölzernen Ruten

Von Sven Gückel 27.05.2018, 05:59
Gerald Görz’ Mühlenbrot ging weg wie warme Semmeln.
Gerald Görz’ Mühlenbrot ging weg wie warme Semmeln. Sven Gückel

Lebien - Lebiens Bäcker Gerald Görz und seine Frau Kerstin konnten wieder backen. Den gesamten Pfingstmontag schoben sie Teiglinge in die aufgeheizte Feuerstelle. Die fertigen Produkte erfreuten sich unter den Besuchern des Festes regen Zuspruchs.

Zum Mühlentag, an dem sich Lebien mit seiner historischen Bockwindmühle beteiligt, war der Mühlenofen instand gesetzt worden. Er wies schon seit längerem keinen richtigen Zug mehr auf, was das Backen in ihm unmöglich machte.

Eine Interessengemeinschaft von Frauen des Dorfes hat es in enger Absprache mit dem Ortschaftsrat übernommen, die Mühle am Ortsrand und das um sie herum entstandene Mühlendorf wieder aktiver mit Leben zu erfüllen. „Anfang Mai“, erläutert Susann Engelhardt, eine der aktiven Frauen, „haben wir einen Arbeitseinsatz unternommen, bei dem zahlreiche Sitzgelegenheiten und Teile des Zauns auf dem Mühlengelände aufgearbeitet wurden.“

Zeitgleich zum Geschehen am Backofen führte Detlef Lindner Interessierte durch die Etagen der 19 Meter hohen Bockwindmühle, erläuterte ihnen ihre Funktionsweise und gab dabei nebenher kleine Anekdoten preis. Die acht Meter langen Ruten der 1833 errichteten Lebiener Bockwindmühle drehen sich heute nur noch zu Schauzwecken im Wind.

Das um Lebien geerntete Getreide wird längst andernorts gemahlen. Und dennoch ist und bleibt die Bockwindmühle Lebien ein markanter und wichtiger Teil des Dorfes. Detlef Lindner ist der Sohn von Alfons Lindner, dem letzen Müller des Ortes. Bis 1959 hielt er das Mahlwerk in Betrieb, um es schließlich nach einer aufwendigen Restaurierung 1979 an die Gemeinde zu verkaufen.

Heute gehört die Mühle der Stadt Annaburg. Unter anderem liegt es nun an ihr, das technische und ortsgeschichtlich bedeutsame Denkmal zu erhalten.

Es besteht dringend Handlungsbedarf. Vor allem der Treppenaufstieg in die Mühle ist reparaturbedürftig. Auch die Außenfassade würde sich über einen neuen Anstrich freuen. „Im Inneren ist die Mühle jedoch gut in Schuss, weist ausschließlich originale Bestandteile auf“, sagte Detlef Lindner nicht ohne Stolz.

Sein Sohn Tobias, Enkel des letzten Müllers, wies zudem darauf hin, dass man sich auch über Spenden zur weiteren Erhaltung der Mühle freuen würde. Schon in wenigen Tagen werden sich Kindergartenkinder aus Prettin das hölzerne Mahlwerk genauer ansehen. (mz)