Merschwitz Merschwitz: Dorfgemeinschaft baut trotz Finanznot in Windeseile Spielplatz
Merschwitz - „Es gibt hier nicht nur fruchtbare Elbwiesen“, sagt augenzwinkernd eine gut gelaunte Ortsbürgermeisterin. Diana Skowronek spielt auf den Kindersegen im kleinen Merschwitz an. Das Dorf nahe Pretzsch zählt um die hundert Bewohner - darunter etliche kleine Erdenbürger.
Dass die jetzt einen schönen, geschützten Platz zum Spielen haben, ist einer nicht eben selbstverständlichen Initiative zu verdanken - von Eltern, Anwohnern, Unternehmen. Und sie ist in erstaunlich kurzer Zeit umgesetzt worden. Im Herbst vergangenen Jahres erfolgte nach den Worten der Ortsbürgermeisterin die erste Zusammenkunft, am Kindertag am Mittwoch war bereits Eröffnung, die zu einer Art Dorffest geriet.
Weil die Stadt bekanntlich finanziell klamm ist, war von dieser Seite wenig zu erwarten. Also nahmen die Merschwitzer die Sache selber in die Hand. Im November zogen einige von ihnen von Tür zu Tür, um Geld zu sammeln: Zusammen kam die stattliche Summe von rund 800 Euro. Ein glücklicher Umstand ist außerdem, dass mit Steffen Biermann ein Mann im Ort lebt, der sich auf das Bauen von Spielgeräten aus Robinienholz spezialisiert hat.
Er erklärte sich bereit, die Initiative tatkräftig zu unterstützen. Das Holz hat im Übrigen die Stadt zur Verfügung gestellt, Biermann durfte sich im Stadtwald aussuchen, was er benötigt. Die Kommune spendierte zur Eröffnung außerdem eine massive Holzbank und einen Papierkorb. Das Gelände, auf dem der Spielplatz errichtet wurde, ist städtisch, ein kleiner Streifen Land wurde allerdings noch dazu gepachtet.
Die Eröffnung eines neugestalteten Spielplatzes erfolgte am Donnerstag auch in Bad Schmiedeberg. Die Geräte in der Luisenstraße, die dort schon länger stehen, sind jetzt freigegeben worden - vorher fehlte es noch am Fallschutz. Die Stadt hat 6500 Euro investiert. Die alten Spielgeräte an dem Platz - einst ein Geschenk der Partnerstadt Bad Wildungen - hatten ihre beste Zeit hinter sich und mussten erneuert werden. (mz/mac)
Zuwendungen erhielten die Merschwitzer auch von anderer Seite: Die Agrargenossenschaft Pretzsch spendierte den Zaun, die Firma RHG Bau und Garten Pretzsch einen Kirschbaum, der zur Einweihung mit den Kindern eingepflanzt wurde. Als eine Art neuen Ortsmittelpunkt bezeichnet Diana Skowronek den Spielplatz, der auch als Treffpunkt für Erwachsene gedacht sei.
Und natürlich nicht ausschließlich für Merschwitzer Kinder bestimmt ist. Pretzscher Familien zum Beispiel könnten eine Fahrradtour unternehmen und Station machen am neuen Spielplatz mit Rutschenturm und Kletterwand und Netzaufgängen, wie Spezialist Biermann die Geräte bezeichnet. Ein bisschen Geld ist im Übrigen noch übrig. Von rund 300 Euro spricht die Ortsbürgermeisterin, davon könnte beispielsweise eine Wippe angeschafft werden.
In Merschwitz jedenfalls ist die Freude groß: „Toll, dass hier was für die Kinder gemacht wird“, sagen die beiden Mütter Madlen Schulze-Renkert und Jacqueline Kurzhals. Stadtrat Eckhard Reiche bemerkt: „Traurig, dass die Stadt kein Geld hat. Aber solche Aktionen fördern den Zusammenhalt.“
Den Kuchen zum Einweihungsfest hat übrigens Rita Krüger von „Omas Backstübchen“ gestiftet. Die Merschwitzerin stellte Mittwoch just fest, dass sie ihr kleines Unternehmen am Tag genau gegründet hat: 13 Jahre zuvor. (mz)
