MDV-Mobil und Tarifverbund MDV-Mobil und Tarifverbund: Waben zählen mit Neulingen in Jessen

Jessen - Wie er am Fahrkartenautomaten vorgehen muss, wenn er ein bestimmtes MDV-Ticket lösen will, möchte der ältere Herr am Info-Mobil des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes auf dem Jessener Marktplatz wissen. Auch ohne Zugriff auf einen Automaten kann Nora Barchfeld helfen.
Aus dem Effeff beschreibt die junge Frau die Reihenfolge der Anzeigen und welche Buttons zu drücken sind, um ans Ziel zu gelangen, das da heißt: Ein Ticket, das zugleich für S-Bahn, Bus und Straßenbahn gilt.
Junge und Vielfahrer sind firm
„Uns ist das in Fleisch und Blut übergangen“, spricht Katrin Schneider, die zweite MDV-Vertreterin am Mobil, für die junge Generation und für Vielfahrer. Aber weil sie eben „diejenigen erreichen möchten, die selten mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen und stattdessen mit dem Auto unterwegs sind“, haben sie den Standort in der Jessener Innenstadt gewählt.
Seit einem Jahr gehören der östliche Teil des Kreises Wittenberg wie auch der brandenburgische Elbe-Elster-Kreis zum Tarifgebiet des MDV. Seither ist sowohl bei der Reiseauskunft im Internetportal der Deutschen Bahn als auch an den DB-Fahrkartenautomaten generell schon der MDV-Tarif ausgewiesen.
Wie das System funktioniert, erklärt Katrin Schneider Neulingen anhand des Verbundplanes, auf dem Liniennetze und wabenförmig die Tarifzonen abgebildet sind.
Sehr übersichtlich erscheint darauf das MDV-Gebiet Nordost mit Anhalt-Bitterfeld, Dessau-Roßlau und Wittenberg, wo lediglich die Bahnstrecken, nicht aber Buslinien ausgewiesen sind. Hier konnten sich die Kreise als Träger des straßengebundenen Öffentlichen Personennahverkehrs noch nicht zur Mitgliedschaft im MDV durchringen. Entscheiden müssten das die Kreistage.
Will ein einzelner Gelegenheitsreisender beispielsweise von Jessen nach Halle fahren, durchquert er neun Tarifzonen, das kostet 10,70 Euro (ab Januar 11 Euro). Damit kann der Reisende bis zu vier Stunden nach Entwertung des Tickets noch in Halle kreuz und quer mit der Straßenbahn fahren.
Mit dem 24-Stunden-Ticket ist für insgesamt 17,90 Euro (ab Januar 18,30 Euro) zeitlich auch die Rückfahrt möglich. Man kann sich das anhand des Verbundplanes analog ausrechnen, indem man auf dem Plan die zu durchreisenden Tarifzonen zählt und sich aus den rund 35 Ticketangeboten in der Tabelle das passende auswählt.
„Die Tickets sind an den unterschiedlichen Bedürfnissen orientiert: wohin, wie oft und wie viele Reisende“, so Schneider. Schneller geht es zwar mit der App „MOOVME“, die seit Sommer zur Verfügung steht.
„Da wird mit der Verbindung der günstigste Tarif angezeigt“, so Schneider. Bezahlt werden kann per Lastschriftverfahren, mit Kreditkarten, über die Mobilfunkrechnung oder mit PayPal. Die Sache hat einen Haken: Sobald der Nutzer den Button „kaufen“ drückt, gilt das Ticket als entwertet und die Zeit läuft. Eine Reise ein paar Tage vorab zu buchen, ist damit nicht möglich.
Nicht nur für Berufspendler
Das passt schlecht zum Ansinnen des MDV, die Öffentlichen nicht nur für beruflich bedingte Fahrten zu bewerben, sondern auch für Wochenendausflüge zu den Sehenswürdigkeiten im Tarifgebiet, denn auch dazu hat das MDV-Mobil Informationsmaterial an Bord, auch von der Welterberegion. Für die Nachfrage, ob diesbezüglich Veränderungen geplant sind, war in der Pressestelle des MDV am Donnerstag niemand erreichbar. (mz)