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Lichtenburg in Prettin Lichtenburg in Prettin: Aufgeweckte Schlossgeister

Von Evelyn Jochade 27.10.2017, 18:07
Ratten sind für Jamy (neun, rechts) und Finley (acht) kein Problem. Sie werden einfach per Ring gefangen.
Ratten sind für Jamy (neun, rechts) und Finley (acht) kein Problem. Sie werden einfach per Ring gefangen. E. Jochade

Prettin - Gruseln ist dieser Tage „in“. Und welche Lokalität würde sich besser dafür eignen als die Prettiner Lichtenburg. Schließlich gibt es hier ja nachgewiesenermaßen mit der Sagengestalt „Schlüsselmarie“ eine hauptamtliche Spukverantwortliche.

Sie ließ sich beim „Spuk im Schloss“ jedoch nicht sehen, möglich, dass ihr das Kindergeschnatter nicht passte. Möglich aber auch, dass die fürchterlichen Gestalten, die das Schloss in der dunklen Stunde bevölkerten, ihr selbst Angst machten.

Mit Hausgeistern tanzen

Diese drangen in fast jeden Winkel des Schlosses vor, wo auf engen, geheimnisvollen Wendeltreppen so manche Geister lauerten. Der „Wir“-Verein, der die Tradition der Spuknacht mit großem Erfolg übernommen hat, scheute keine Mühen, diese Veranstaltung zu einem echten Geistertreffen zu machen und schickte seine Mitarbeiter vom Lichtenburg-Team als Hexen, Zauberer und andere Wesen ins Rennen.

So eröffnete Birgit Gerstenberger als Hexe in der spärlich beleuchteten Schlosskirche den Abend. Sie war aus ihrem Heim, einem krummen Baum in der Nähe, herüber gekommen, weil sie die lahmen Schlossgeister auf Trab bringen wollte.

„Die schlafen doch bloß immer“, kritisierte sie. „Ich habe meine Teufelsgeige mitgebracht. Ich will heute mit den Hausgeistern tanzen.“ Nun, das war ganz im Sinne der 161 kleinen und großen Geister, die an diesem Abend ins Schloss eingefallen waren.

Aber wie gesagt, vorsichtig sollten sie schon sein. Und so tasteten sie sich, zumeist unter Führung der Haushexe Marion, die Augen weit aufgerissen und die Ohren gespitzt, durch die langen Gänge. Immer darauf gefasst, einem Gespenst zu begegnen.

Spuk-Stationen

Erneut hatten die Organisatoren acht Stationen aufgebaut. Die dort gestellten Aufgaben waren von den Gästen zu lösen und manchmal nicht jedermanns Sache. Ein Griff in einen Sack mit unbekanntem Inhalt und dem Hinweis, darin eventuell eine Schlange vorzufinden, beispielsweise. Wer es dennoch wagte und die Mutprobe bei Amelie (zwölf), Kira (13) und Nina (13) bestand, wurde mit einer Tafel Schokolade reichlich belohnt.

Die Schülerinnen halfen bereits zum zweiten Mal, die Spuknacht einen Erfolg werden zu lassen. Ihre Motivation war schnell erklärt: „Wir haben alle drei was übrig für Grusel.“ Und für so liebe Tierchen, wie die drei gut genährten fetten Ratten, welche im Nebenraum hockten und von den Kindern mit kleinen Reifen gefangen werden wollten. Wer das schaffte, bekam einen Stempel auf seine Laufkarte. Für Jamy (neun) und Finley (acht) war das kein Problem.

Trotz ihrer schweren Verletzung. Beiden war ein großes Messer quer durch den Kopf gefahren und sie somit, wie sie meinten, eigentlich tot. Ihnen könnten also die Gespenster nichts anhaben, lachten sie. Die beiden Muttis, Evelyn Schikowski aus Annaburg und Sabrina Steinmeyer aus Groß Naundorf, hatten sich große Mühe gegeben und ihre Söhne per Schminke eine ganze Stunde lang in Untote verwandelt.

Es ist anzunehmen, dass diese selbst die beiden Dukaten zählenden Mönche im Gewölbekeller mit ihrem Aussehen erschreckten.

Dort, wo der Gespensternebel waberte, vermutete man hinter jedem Pfeiler ein schreckliches Geheimnis. Doch da ging es recht friedlich zu. Anders im Erdgeschoss, wo im Beisein von Mönch Dieter mit einem großen Holzhammer arme Walnüsse zertrümmert werden sollten. Der schwere Hammer spielte da meist nicht mit. Beim „Hau die Nuss“ kam es auf Kraft und Schnelligkeit an.

Kraft tanken

Wer da noch Defizite hatte, konnte im Untergeschoss einige Kalorien nachlegen und bei leckeren Burgern und anderen Spezialitäten Kraft auftanken, um dann vielleicht wieder in die Gruselführung einzusteigen.

Oder die kleinen Geister drehten einfach am Glücksrad, wo Marketenderin Ingrid sie bei einem Gewinn mit süßen Bonbons belohnte. Eines aber blieb an diesem Tag offen: Hatte Hexe Birgit nun die Schlossgeister aufwecken können und mit ihnen getanzt? Leise Musik in den Tiefen des Spukschlosses hatten die Besucher ja den ganzen Abend gehört. (mz)