1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Landwirte demonstrieren gegen Natura 2000: Landwirte demonstrieren gegen Natura 2000: Landkreis Wittenberg stark vertreten

Landwirte demonstrieren gegen Natura 2000 Landwirte demonstrieren gegen Natura 2000: Landkreis Wittenberg stark vertreten

Von Frank Grommisch 10.01.2019, 11:46
Bei der Protestaktion in Magdeburg spricht der Präsident des Landesbauernverbands, Olaf Feuerborn, zu den mehreren hundert Teilnehmern, die mit der Landesverordnung Natura 2000 unzufrieden sind.
Bei der Protestaktion in Magdeburg spricht der Präsident des Landesbauernverbands, Olaf Feuerborn, zu den mehreren hundert Teilnehmern, die mit der Landesverordnung Natura 2000 unzufrieden sind. DPA

Jessen - Es war richtig, dass sich der Kreisbauernverband Wittenberg bei der Demonstration gegen Natura 2000 stark vertreten war. Davon ist der Kreisvorsitzende Ralf Donath, der in den Seydaland Vereinigten Agrarbetrieben beschäftigt ist, überzeugt.

Aus dem Landkreis hätten sich am Dienstag etwa 60 Leute an der Aktion vor der Staatskanzlei in Magdeburg beteiligt und sie seien damit neben der Delegation aus dem Jerichower Land die stärkste Abordnung gewesen. Die offiziellen Angaben zur Teilnehmerzahl schwanken, Ralf Donath geht davon aus, dass sich 350 bis 400 Leute einfanden.

Aufmerksamkeit erlangt

Im Vorfeld hatte er sich gewünscht, dass es möglichst 1 000 Leute sein sollten, die gegenüber der Landesregierung ihren Unmut artikulieren. Auch wenn die Zahl deutlich verfehlt wurde, aufgrund der hohen Medienpräsenz sei deutschlandweit über den Protest berichtet worden, merkt er dazu an.

Zu den extra ausgewiesenen Arealen, die in der Landesverordnung Natura 2000 enthalten sind, gehören die Vogelschutzgebiete Annaburger Heide und das Mündungsgebiet der Schwarzen Elster. Als Gebiete von gemeinschaftlicher Bedeutung sind darin benannt der Grieboer Bach östlich von Coswig, die Woltersdorfer Heide nördlich von Wittenberg, die Dessau-Wörlitzer Elbauen, der Korgsche und der Steinsdorfer Busch, die Kuhlache und die Elsteraue bei Jessen, die untere Schwarze Elster, der Klödener Riß, die Elbaue zwischen Griebo und Prettin, das Gewässersystem in der Annaburger Heide, die alte Elster und die Rohrbornwiesen bei Premsendorf, die Lausiger Teiche und der Ausreißer-Teich bei Bad Schmiedeberg, das Fliethbach-System zwischen Dübener Heide und Elbe und der Bresker Forst östlich von Oranienbaum.

Betroffen von den Regelungen in der Landesverordnung seien vor allem Leute in Flussauen wie an der Elbe und der Schwarzen Elster, denen etwa vorgeschrieben wird, wann Flächen gemäht, wie gedüngt und wann sie betreten werden dürfen. Reine Ackerbauregionen tangiere die Landesverordnung nicht so stark.

Auch das habe womöglich Auswirkungen auf die Teilnehmerzahl gehabt. Bauern, Waldbesitzer, Angler und Jäger hätten in der Landeshauptstadt deutlich ihre Kritikpunkte gegen die Landesverordnung vorgebracht, die in Sachsen-Anhalt seit wenigen Tagen in Kraft ist. Dass sich von der Landesregierung, die in der Staatskanzlei getagt haben soll, niemand sehen lasse habe, sorgte auch bei Ralf Donath für Enttäuschung. Im Vorfeld war schon angenommen worden, dass sich jemand den Fragen und Forderungen der Protestler stellt.

Nach der Demonstration hätten verschiedene Minister wortlos und nach seinem Eindruck mit betretenen Mienen die Staatskanzlei verlassen. Der Kreisvorsitzende ist überzeugt, dass der Landesregierung letztlich auch durch den Protest bewusst gemacht wurde, dass sie bei Natura 2000 auf dem falschen Weg ist.

Die Landschaften, die jetzt ohne Rücksicht auf Eigentümer und Nutzer als besonders schützenswert festgelegt wurden, hätten sich doch auch durch das Bewirtschaften der Agrarbetriebe so entwickelt. Dass jetzt die Flächenbesitzer und die Bewirtschafter auf diesem Wege in gewisser Weise materiell und finanziell enteignet werden, das sei der Hauptkritikpunkt. Hier müsse sich etwas ändern.

Arbeitsplätze bedroht

Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes ist dennoch zuversichtlich, dass sich ein Dialog entwickelt. „Das muss besprochen werden.“ Der Bauernverband stehen dem offen gegenüber. „Wir sind bereit, uns zu bewegen.“ Die mangelnde Kommunikation, die ausgebliebenen Gespräche mit den Betroffenen vor Inkrafttreten der Landesverordnung, sei das Hauptproblem.

Zweifel gibt es allerdings, dass die von Agrarministerin Claudia Dalbert (Bündnis 90/ Die Grünen) angekündigten Informationsveranstaltungen des Landesverwaltungsamt zu Natura 2000 etwas bringen. „Wir wissen doch, was drin steht“. Die Kritikpunkte gehörten angesprochen, schließlich gehe es um Existenzen. (mz)