1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Wittenberg
  6. >
  7. Landwirtschaft : Landgut "Elbeland" Axien besteht seit 25 Jahren

Landwirtschaft  Landgut "Elbeland" Axien besteht seit 25 Jahren

Von Sven Gückel 04.12.2016, 12:00
Harald Günther, er gehört zum Vorstand des Landgutes Axien, sorgt bei Kühen für Futternachschub.
Harald Günther, er gehört zum Vorstand des Landgutes Axien, sorgt bei Kühen für Futternachschub. Sven Gückel

Axien - Der Anfang war mühevoll, doch die Idee einfach zu verlockend. Mit dem Kauf von Tieren und Gebäuden der einstigen LPG Rade hoben engagierte Landwirte um Gerhard Böhme vor 25 Jahren in Axien das Landgut „Elbeland“ aus der Taufe. Heute zählt es zu den landwirtschaftlichen Vorzeigeeinrichtungen der Region.

Vieles aus der Anfangszeit nimmt sich verglichen mit dem heutigen Zustand des Landgutes Axien bescheiden aus. Die Technik war teilweise veraltet, der Kuhstall wurde den Ansprüchen moderner Tierhaltung nur zum Teil gerecht. Mit entsprechender Überzeugungskraft bei den Banken, vor allem aber mit umsetzbaren Plänen im Kopf gingen Böhme und die Seinen das Werk an.

Neue Stallungen wurden gebaut, die Landtechnik schrittweise erweitert und modernisiert. „Inzwischen“, betont er, „ist unsere Technik auf dem aktuellsten Stand.“ Auch in wirtschaftlicher Hinsicht wurden die Hausaufgaben regelmäßig gemacht. Als sich abzeichnete, dass man mit Schweinefleisch nur wenig verdient und dieser Markt extremen Schwankungen unterworfen ist, trennte sich das Landgut von der Sparte. Der unmittelbar neben dem Betriebsgelände stehende Schweinestall wurde verkauft.

Umso mehr legte Gerhard Böhme sein Augenmerk auf die Rinder im Stall und das Ackerland, das durch die 24 Mitarbeiter des Betriebes bestellt wird. Etwa 60 Prozent des anfallenden Aufwands gelten dem Feldbau. Getreide, Winterraps, Gräser, Ackerbohnen, Erbsen, Sonnenblumen, Mais, Rüben und mehr werden auf der Fläche angebaut.

Ein wichtiger Faktor ist zudem die Saatgutvermehrung. Eine Arbeit, die höchste Qualität verlangt und nicht jeder Betrieb ausführen kann. Dafür weist dieser Markt aber keine Absatzprobleme aus. „Auf unsere Scholle konnten wir uns bislang immer verlassen“, sagt Böhme.

Ganz anders als beim Milchpreis. Einzig dieser, davon ist der Axiener überzeugt, habe die Landwirtschaft in ihre derzeitige Krise getrieben. Zwar zeichnet sich im Augenblick eine leichte Verbesserung der Situation ab, wie lange das aber Bestand haben wird, vermag auch Gerhard Böhme nicht zu sagen. Landwirtschaft ist ein Lotteriespiel, bei dem die Bauern nur selten gewinnen.

Obwohl ein Großteil der Flächen des Landgutes in Elbnähe liegt, kämpft der Agrarbetrieb wie andere auch mit der zunehmenden Trockenheit in den Sommermonaten. Wenn Böhme früh morgens das Bett verlässt, gilt sein erster Blick meist den aktuellen Wetterdaten.

„2002 war natürlich ein Katastrophenjahr. Der einzige Trost für uns war, dass die Stallungen trocken blieben. Seinerzeit verzeichneten wir 658 Milliliter Regen pro Quadratmeter. Doch schon zwölf Monate später waren es gerade einmal halb soviel“, verrät er mit Verweis auf seine Aufzeichnungen. Jammern will Böhme aber nicht. Das Wetter könne niemand beeinflussen, und das sei auch gut so, betont er. Sein Credo: „Als Bauer muss man die Dinge eben nehmen wie sie sind.“

Weitaus weniger nachsichtig gegenüber dem Schicksal ist er bei der Ausbildung des Nachwuchses. 18 Lehrlinge hat der Betrieb in seinem Bestehen schon zur Facharbeiterprüfung geführt. Vier sind es aktuell. „Mit der Jugend muss man sich beschäftigen, wenn man sie gewinnen will“, verdeutlicht der Axiener, der nie um einen Spruch verlegen ist. Doch Gerhard Böhme weiß, wovon er spricht.

Auch als Chef kümmert er sich, soweit möglich, um die Ausbildung seiner künftigen Mitarbeiter. Zudem steht der Hof des Landgutes immer wieder Fachhochschulabsolventen offen, die auf ihm ein Praktikum absolvieren möchten. Als bekennender Pferdefreund widmet sich Böhme bekanntermaßen auch der Erhaltung der Rasse Rheinisch Deutsches Kaltblut, gewährt anderen Pferdebesitzern das Unterstellen ihrer Tiere in den Stallungen des Landgutes. Doch weitaus wichtiger ist ihm die Arbeit mit den 750 Rindern, die der Betrieb hält. Sie sind ein Teil der Zukunft des Agrarbetriebes.

Beim alle zwei Jahre stattfindenden Verpächtertag gewährt das Unternehmen seinen Verpächtern tiefe Einblicke in das gegenwärtige Tun. Was die Gäste dabei zu sehen bekommen, dürfte sie mehr als zufrieden stellen. Und gehörig Grund zur Annahme geben, dass das Landgut Axien noch viele gute Jahre vor sich hat. (mz)