Kulturverein Premsendorf Kulturverein Premsendorf: Oldtimer sind wie Magnete

Premsendorf - Als sich Gisbert Schlunk und Annett Klett auf dem Traktor der Marke Eicher setzen, um zur Ausfahrt zu rollen, da waren von dem Gefährt schon unzählige Fotos geschossen worden. Immer wieder stoppten Besucher des ersten Oldtimertreffens des Kulturvereins Premsendorf an dem Gefährt und amüsierten sich. Denn an dem Traktor befindet sich ein Hänger, auf dem genau dieses Exemplar als Modell steht, natürlich ebenfalls mit Gisbert Schlunk am Steuer.
Das Original, das kurz darauf für die Ausfahrt in Gang gesetzt wird, ist Baujahr 1959. Mit seinem Sohn Daniel habe er etwa 500 Stunden allein in den Aufbau dieses Traktors investiert. Daniel Schlunk, der sich ebenfalls auf einem historischen Traktor an der Ausfahrt über Kremitz und Holzdorf beteiligt, kündigt an, dass auch von diesem Gefährt ein Modell entstehen wird. Besucher solcher Schauen wird dann auch das sicher freuen.
Formulare reichen nicht
Der Kulturverein hat sich mit dieser Veranstaltung auf ein neues Feld gewagt. Die Interessengemeinschaft will die Tradition, die einst im Nachbarort Kremitz begründet wurde und die durch die Veränderungen im Leben des Hauptorganisators zum Erliegen kam, fortführen. Wie viele Aussteller werden kommen, wie viele Besucher? Am Samstagvormittag ist das noch ungewiss. Doch dann muss Georg Cieplik zwischendurch mal rasch nach Hause, um weitere Anmeldeformulare und Belehrungszettel zu drucken.
Die 150, die er vorbereitet hatte, gehen nämlich zur Neige. Als der Vorsitzende des Kulturvereins das erzählt, ist ihm die Freude über den Zuspruch anzusehen.
In Premsendorf fühlt sich auch Bernd Breitkreuz wohl. Der Traktorenfreund aus Rückersdorf gehört dem Lanz Bulldog Club MC Lindena an. Drei Stunden war er mit seinem Lanz Bulldog, Baujahr 1958, von seinem Heimatort im Elbe-Elster-Kreis nach Premsendorf unterwegs. Die 55 Kilometer lange Strecke ist ihm allerdings nicht unbekannt. Früher ist er bis Kremitz gerollt, als es dort noch die Traktorentreffen gab, nun eben bis Premsendorf.
Auf der Tour in den Ostzipfel von Sachsen-Anhalt haben er und seine Mitstreiter es möglichst vermieden, auf Bundesstraßen zu fahren, um den Autoverkehr mit ihren langsamen Gefährten nicht zu stark zu behindern. Schließlich kennen sie in Richtung Premsendorf auch ein paar Schleichwege, lässt Bernd Breitkreuz wissen. „Die Technik zieht schon“, sagt er beim Blick auf die in mehreren Reihen stehenden Fahrzeuge im Naherholungsgebiet Rieke.
In Lindena fällt so eine Schau freilich deutlich größer aus, merkt er an. Vor wenigen Wochen gab es dort das 16. Traktorentreffen. Aller zwei Jahre wird es veranstaltet. Aber diesmal war es aufgrund der Hitze nicht so gut besucht. 460 Traktoren waren da zu sehen. Die Besucherzahl vergangener Jahre wurde diesmal nicht erreicht. Normalerweise rechnen die Lindenaer mit 6 000 Leuten, also eine ganz andere Hausnummer als in Premsendorf.
Aber für das erste Mal sei das an der Rieke schon richtig gut, ist beim Rundgang über den Platz, auf dem neben Traktoren auch Mopeds, Motorräder, Autos, Lastkraftwagen und andere Gefährte stehen, immer wieder zu hören. Bernd Breitkreuz freut auch das. Und im Gegensatz zu den älteren Lanz Bulldog auf den Nachbarstellplätzen muss er vor der Inbetriebnahme nicht vorglühen und nicht kurbeln. „Meiner hat schon einen Anlasser.“
Doch bis er den an seinem Traktor das erste Mal betätigen konnte, hat er viel Arbeitszeit investiert. „Der lag in Einzelteilen rum.“ Nun ist der Lanz Bulldog, der an der Motorhaube eine 20 trägt, die auf die PS-Zahl hinweist, ein Blickfang. Da er jetzt Rentner sei, so Breitkreuz, könne er sich intensiver mit seinem Hobby befassen. Bei einem Oldtimertreffen, lässt er noch wissen, schaue er auch immer nach den Eigenbauten, so auch in Premsendorf.
„Wir sind doch mit der DDR-Technik groß geworden.“ Und jeder Eigenbau-Traktor weise Besonderheiten auf. Denn es konnte nur verbaut werden, was an Einzelteilen gerade zur Verfügung stand.
In langer Schlange
Wer am frühen Samstagnachmittag rechtzeitig in Premsendorf, Kremitz und Holzdorf am Straßenrand steht, bekommt angesichts der langen Oldtimer-Schlange einen einzigartigen Einblick in die Geschichte des Fahrzeugbaus. Die Teilnehmer wiederum erfahren, dass es doch noch regnen kann. Auf dem Weg zwischen Holzdorf und Kremitz werden jene, die kein Fahrerhaus über sich haben, so nass, dass Kleidungswechsel angesagt ist.
Aber der Niederschlag entspannt kurzzeitig die Brandgefahr wegen der Trockenheit. Dieses Thema hat die Organisatoren sehr beschäftigt. Feuerwehrleute aus Holzdorf, Kremitz und Premsendorf wachen an der Rieke. Vom Fahrzeugwerk Annaburg steht ein Riesenfass auf einem Traktoranhänger mit 20 000 Litern Wasser bereit. Der Kulturverein ist dankbar, dass so viele die Veranstaltung unterstützen.
„Die Premsendorfer Traktorenfreunde bedanken sich bei allen“, sagt Georg Cieplik. Auch am Montag noch freut er sich über die große Resonanz an Ausstellern, letztlich haben 190 Premsendorf angesteuert. Auch das gemeinsame Aussteller-Frühstück am Sonnabend und Sonntag ist gut angekommen, ebenso das Kulturprogramm der Arnsnestaer. Das Resümee von Georg Cieplik: „Es war einfach fantastisch.“
(mz)

