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Kreismusikschule Kreismusikschule: "Ritterschlag" beim Bundeswettbewerb in Lübeck

Von Corinna Nitz 09.06.2018, 16:48
Erfolgreiche Musikschüler, von links: Jenai Ketelaar und Marit-Isalie Meincke, Jonas und Justin Lohrmann sowie (hinten rechts) Barbara Dietrich und Barbara Guti mit den Lehrerinnen Irina Wachtel und Christiane Treu
Erfolgreiche Musikschüler, von links: Jenai Ketelaar und Marit-Isalie Meincke, Jonas und Justin Lohrmann sowie (hinten rechts) Barbara Dietrich und Barbara Guti mit den Lehrerinnen Irina Wachtel und Christiane Treu Thomas Klitzsch

Wittenberg - Franz Schubert ist gerade mal 31 Jahre alt geworden, gleichwohl hat er der Nachwelt unter anderem etwa 600 Lieder hinterlassen. Zu den bekanntesten gehört „An die Musik“, das er auf ein Gedicht seines Freundes Franz von Schober komponierte. Es ist eine Liebeserklärung an die Musik, jene „holde Kunst“, die ihn selbst „in grauen Stunden“ in eine bessere Welt „entrückt“.

Graue, schwere Stunden mögen den sechs jungen Menschen, die am Donnerstag dieser Woche in der Kreismusikschule (KMS) Wittenberg zusammensitzen, bisher hoffentlich erspart geblieben sein. Sie machen einen aufgeräumten Eindruck - und im Moment besteht für sie ohnehin nur Grund zu großer Freude.

Denn Jenai Ketelaar und Marit-Isalie Meincke, Barbara Guti und Barbara Dietrich sowie Jonas und Justin Lohrmann haben beim diesjährigen Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ zweite Preise erhalten und 22 beziehungsweise 23 Punkte erzielt.

Wenn es um die musikalische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen geht, dürfen nach Meinung von Kreismusikschuldirektor Markus Biedermann jene nicht vergessen werden, die selbige ermöglichen: die Eltern. Sie wirken im Hintergrund, begleiten zu Wettbewerben und Auftritten.

Die nächsten Termine, an denen auch einige der preisgekrönten Musikschüler zu erleben sind, liegen vor der Haustür: Beim Stadtfest gibt es am Sonntag um 11 Uhr auf dem Marktplatz ein Konzert u. a. mit der Jugend-Big-Band und dem Chor des Luther-Melanchthon-Gymnasiums. Ebenfalls am Sonntag beginnt um 15 Uhr auf dem Lutherhof ein Serenaden-Konzert mit dem Paul-Gerhardt-Orchester.

Bereits am Montag, 11. Juni, wird in die Kreismusikschule ins Bildungszentrum Lindenfeld eingeladen. Um 18 Uhr werden in der Aula leistungsstarke Schüler der Einrichtung einen Ausschnitt aus ihrem Können präsentieren - letztmalig, denn nach langjährigem Unterricht beenden diese Schüler ihre Ausbildung an der KMS. Erklingen sollen Werke für Klavier und Blockflöte verschiedener Komponisten.  

Während Guti und Dietrich, beide 17, sowie die 13- und 16-jährigen Lohrmann-Brüder in der Kategorie Klavier vierhändig auftraten, stellten sich Ketelaar (Gesang) und Meincke (Klavierbegleitung) im Bereich Musical den Juroren. Gut 15 Minuten mussten die beiden 13-Jährigen performen, etwa präsentierten sie aus „Käpt’n Blaubär“ das Lied „Schlechte Idee“, in dem es unter anderem heißt: „Wo ich bin, haut nichts hin“. Ein Satz, den Meincke und Ketelaar in Lübeck umgehend ad absurdum führten.

Eine Woche, 2600 Teilnehmer

Dort, in der Hansestadt, wurde der Bundeswettbewerb diesmal ausgerichtet. Eine Woche Ende Mai, 25 Spielorte, 2600 Teilnehmer, zählt Dietrich auf, die schon - wie etwa die Gebrüder Lohrmann - auf einige Wettbewerbserfahrung verweisen kann (und die nach Auskunft von KMS-Direktor Markus Biedermann „als jemals jüngste“ schon mit 16 Jahren den Oberstufenabschluss Klavier gemacht hatte). Ob denn - bei diesen Erfahrungen - das Lampenfieber weniger wird? Dietrich sagt: „Es wird eher mehr, je länger man spielt.“ Guti: „Das hört nie auf.“

Trotzdem hatten die beiden nichts Besseres zu tun, als sich unmittelbar nach dem Auftritt in Lübeck noch in den Ensemble-Wettbewerb „Musik aus Kommunen“ von EnviaM zu stürzen. Sie haben es (für Sachsen-Anhalt) in Bernburg direkt ins Finale geschafft und spielen im November dieses Jahres in der Oper Chemnitz. Dass nun solche Leistungen nicht vom Himmel fallen, liegt auf der Hand - und auch, dass es auf der anderen Seite sehr gute und engagierte Lehrer braucht.

Zwei von ihnen sind die Klavierpädagoginnen Irina Wachtel und Christiane Treu. Wachtel sagt: „Es ist auch für Lehrer ein Glück, solche Schüler zu haben.“ Dass die „etwas Besonderes“ sind, bekräftigt Treu, die allerdings auch sagt: „Begabung alleine reicht nicht.“ Was es auf Schülerseite ebenfalls braucht, seien Disziplin, Fleiß und der Wille, voranzukommen, selbst zu gestalten: „Es ist ein langer Weg, der Durchhaltevermögen erfordert.“ Und um bei einem großen Wettbewerb wie dem Bundesausscheid zu bestehen, sei nicht zuletzt die Auftrittserfahrung wichtig.

Eine Klasse für sich

Im Hinblick auf den Bundeswettbewerb betont Musikschuldirektor Biedermann gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung: „Für mich ist die Teilnahme der Ritterschlag. Und wenn man dann noch im oberen Punktebereich spielt, ist das ein extra Ritterschlag. Da weiß man, dass man zu den Besten gehört.“ Und zwar bundesweit. „Das ist noch mal eine ganz andere Klasse, denn dort treten nicht nur Schüler von kommunalen Schulen an, sondern auch von Spezialschulen oder solche, die von einem Professor aufs Studium vorbereitet werden.“

Biedermann verweist auf die enormen Pensen, die im Vorfeld eines solchen Wettbewerbs absolviert werden müssen. Auch von den Lehrern, über die er sagt: „Das sind Top-Leute, die ihre Schüler so weit bringen.“ Letztlich sei all dies auch „eine gute Werbung für die Kreismusikschule“, deren Aufgabe es zwar vor allem sei, „individuell zu fördern - aber auch eine Spitze zu haben, die eine Motivation für andere Schüler ist“.

Und der Lohn der Mühe? Jenseits der Preise, die jemand gewinnen kann, ist das so viel mehr. „Musik ist sehr allumfassend“, sagt Treu. „Sie bereichert die Seele.“ Es ist befriedigend, ein Instrument zu beherrschen. Überhaupt: „Man hat eine Beschäftigung, auf die man, als Bereicherung für sein Leben, auch später zurückgreifen kann, selbst wenn man die Musik nicht zum Beruf macht.“ Das zum Beispiel hat Justin Lohrmann, der mit seinem jüngeren Bruder übrigens auch im Paul Gerhardt Orchester wirkt, nach dem jetzigen Stand nicht vor. Für ihn sei Musik „einfach ein Hobby“.

(mz)