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Köhlerei Eisenhammer Köhlerei Eisenhammer: Der Biber nagt an den Nerven

Von Michael Hübner 14.03.2018, 10:34
Die Schäden an den Öfen der Köhlerei werden von Vertretern des Magdeburger Umweltministeriums und des Landkreises begutachtet.
Die Schäden an den Öfen der Köhlerei werden von Vertretern des Magdeburger Umweltministeriums und des Landkreises begutachtet. Thomas Klitzsch

Eisenhammer - Norma Austinat - das Köhlerliesel der Dübener Heide - umarmt den ihr völlig unbekannten Mann. Die spontane Freude der Frau hat der Name des Gastes ausgelöst. „Ibe“, stellt er sich kurz vor. Der 70-Jährige gilt europaweit als der Biberexperte. Peter Ibe begeisterte mit seiner Kompetenz in TV-Sendungen wie „Die Sendung mit der Maus“ oder „Wunder der Wissenschaft“.

Seinen Spitznamen Bibervater erhielt er, als er Moppel, Kleine und Knorkelohr groß zog, nachdem die Tiere beim Oderhochwasser bei Frankfurt ihre Eltern verloren hatten.

Ibe ist die stürmische Begrüßung gar nicht so recht, schließlich hat die Frau ein Problem. Sie betreibt mit ihrem Ehemann Jörn die Köhlerei Eisenhammer. Dem Traditionsbetrieb steht buchstäblich das Wasser bis zum Hals. Ein Kulturgut, so wird der Handwerksbetrieb mehrfach genannt, droht zu versinken. Die vier großen Öfen sind praktisch durch aufsteigende Nässe außer Gefecht gesetzt.

Mario Bretschneider zeigt am Dienstagnachmittag Behördenvertretern die Schäden. „Die Risse am Mauerwerk sind deutlich zu sehen“, so der Sachverständige. So ein Vor-Ort-Termin ist inzwischen nichts Besonderes mehr. „Hatten wir schon unzählige“, stellt Norma Austinat fest und sagt, dass es immer nur bei einer kurzen Stippvisite geblieben ist.

Das ist am Dienstag anders. Es geht auch in den Wald, zum Bach, quasi zum Tatort. Denn als Verursacher vermuten die Austinats das Wappentier der Heide. Vizelandrat Jörg Hartmann (CDU) ist sich da nicht so sicher. Der Wittenberger ist bestens auf die Spurensuche im „Heide-Moor“ ausgerüstet - zwar im feinen Zwirn, aber mit Gummistiefeln. Damit stellt er schon äußerlich klar: Er weiß, was ihn erwartet und kontert so die Vorwürfe der Behördenuntätigkeit.

„Wir haben Nahrungsdämme beseitigt, den Wohndamm zur Wasserregulierung geschlitzt“, so Hartmann. „Es ist besser geworden, aber nicht gut“, sagt Jörn Austinat. Seine Frau betont, dass es nicht Ziel sei, „den Biber“ zu töten. Der Mensch müsse aber in die Natur eingreifen dürfen, wenn es notwendig sei. Und das lasse das Gesetz zu. In der Runde wurde auch daran erinnert, dass zu DDR-Zeiten Problemtiere einfach in den Westen abgeschoben wurden. „Gab 1.000 Gulden pro Tier“, wird erzählt.

Eine Umsiedlung ist am Eisenhammer aber keine Option. „Man kann nicht einfach mit einer Kiste kommen und sagen, Biber spring rein“, so Ibe, der nach der Wende 500 Stück eingefangen hat. Abnehmer waren Dänemark und Holland. „Die nehmen aber keine mehr“, so der Experte.

Das Einfangen im aktuellen Fall könne bis zu sechs Wochen dauern. Er favorisiert, um „die Situation zu entschärfen“, die Rücknahme der Biber-Dämme. Genau das will auch Norma Austinat. Sie könnte Ibe schon wieder umarmen. (mz)

Die Wassersituation in der Nähe der Köhlerei hat auch negative Folgen für die Bäume des Heide-Waldes.
Die Wassersituation in der Nähe der Köhlerei hat auch negative Folgen für die Bäume des Heide-Waldes.
Thomas Klitzsch