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Kirche in Annaburg Kirche in Annaburg: Aus Lehm geformt

Von Evelyn Jochade 03.11.2017, 18:37
Unter der fachkundigen Anleitung von Pfarrerin Viola Hendgen (stehend) fertigten die zehn Frauen in Annaburg vornehmlich Stücke fürs bevorstehende Weihnachtsfest.
Unter der fachkundigen Anleitung von Pfarrerin Viola Hendgen (stehend) fertigten die zehn Frauen in Annaburg vornehmlich Stücke fürs bevorstehende Weihnachtsfest. Evelyn Jochade

Annaburg - „Mutti, halt den Stern fest!“, bittet Silvia Kleitz. Sie und ihre Mama, Renate Fritzsching (75), sind nur zwei von zehn Frauen, die an diesem Tag die verschiedensten Geschenkideen umsetzen. Ihr Werkstoff ist Tonerde.

Nicht alle sind dabei Anfänger. Das ist zu sehen. Da entstehen teils richtige Kunstwerke. Wie eine kleine Skulptur. Ihr Leben dauert allerdings nur Sekunden, dann hat die Künstlerin sie wieder zu einer runden Kugel werden lassen. Der Grund: „Sie hat mir nicht gefallen“. Silvia Kleitz und ihre Mutter sind von solcher Kunstkritik noch ein Stück entfernt.

Aber sie sind begeistert, was aus diesem unscheinbaren Ton alles entstehen kann. „Wir wollten das schon lange einmal versuchen und jetzt, wo es auf Weihnachten zugeht, passt das prima. Und Viola ist eine ausgezeichnete Lehrerin.“

Pfarrerin Viola Hendgen, die den Kurs leitet, kommt hinzu und hört das dicke Lob gern. „Ich gebe etwas Hilfestellung, wo es nötig ist und Anregungen für Modelle. Vor einiger Zeit habe ich einen Lehrgang besucht und gebe nun bereits im dritten Kurs mein Wissen weiter. Möglich wurde das Ganze auch, weil sich hier, als ich meine Pfarrstelle antrat, ein Brennofen in einer Ecke fand.

Den haben wir instand gesetzt. Nun können die Schalen, Figuren, Wichtel Engel auch, wie es sein muss zweimal gebrannt werden“. Einmal im „Schrü-Brand“ bei 950 Grad und bei rund 1.000 Grad im zweiten Brand. Davor und dazwischen liegen allerdings noch andere, wichtige Arbeitsschritte.

So müssen die kleinen Stücke nach dem Formen zunächst erst eine Woche trocknen, wodurch sie um etwa zehn Prozent schrumpfen. So wird, gewollt, aus der kleinen Villa, letztlich ein nettes Toilettenhäuschen. Vorgesehen als spezielles Räucher-„Männchen“ fürs WC und der große Wichtel deutlich kleiner. Mit „Engabe“, einem farbigen Ton, bemalt, geht es dann das erste Mal in den Ofen. Danach kommen Farbe und Glasur drauf und ab geht es das zweite Mal in die Hitze.

Erst dann zeigt sich, ob das Werk wirklich gelungen ist. So ist es mit einem Treffen natürlich nicht getan. Mindestens zwei oder drei Termine werden es wohl sein, wie die Pfarrerin einschätzt, bis die Frauen ihre Kunstwerke, die sie verschenken wollen oder auch fürs eigene Weihnachtsfest gefertigt haben, mit nach Haue nehmen können.

Im Februar/März plant Viola Hendgen einen neuen Kurs. Dann geht es auf das Frühjahr zu, Ostern ist nicht mehr weit und vielleicht möchte der eine oder andere seinen Garten mit neuer Keramik verschönern? (mz)