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Kemberger Kunst- und Kulturverein Kemberger Kunst- und Kulturverein: Nicht nur Kunst im Turm

Von Sabine Wesner 22.12.2017, 13:14
Gudrun Böhme vom Kemberger Kunst- und Kulturverein kümmert sich um die Ausstellungen im Turm. Das Ziffernblatt der alten Turmuhr ist dabei dekoratives Accessoire.
Gudrun Böhme vom Kemberger Kunst- und Kulturverein kümmert sich um die Ausstellungen im Turm. Das Ziffernblatt der alten Turmuhr ist dabei dekoratives Accessoire. Th. Klitzsch

Kemberg - Das Ambiente ist einmalig. Künstler und Hobbykreative sind ebenso beeindruckt wie die Besucher, die zu den seit 1995 organisierten Ausstellungen in den Kemberger Stadtturm kommen.

„Einige kommen sogar vorrangig wegen des Turms, der ja sonst für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist“, verrät Gudrun Böhme, die sich als Mitglied des Kemberger Kunst- und Kulturvereins um die Ausstellungen in der „Galerie im Turm“ kümmert.

Als sich der Verein im August 1995 mit damals 15 Kunst- und Kulturinteressierten gründete, stand von Anfang an die Idee, den sanierten, aber ungenutzten Stadtturm für eine Galerie zu nutzen. Das Turminnere hat Flair. Zwar wurden Elektrik und Fußboden erneuert, die roten Ziegelwände des 1854/55 erbauten Stadtturms tragen ebenso zum Charme der Galerie bei wie die original erhaltene gusseiserne Wendeltreppe zur Türmerwohnung und das riesige Ziffernblatt der alten Turmuhr, das man bei Ausstellungen gern als dekoratives Accessoire nutzt.

„Ingeborg Kunna und die Anfang 2016 leider viel zu früh verstorbene Hannelore Walde waren damals die Initiatorinnen. Sie waren beide künstlerisch tätig und hatten sich in den Turm verliebt“, sagt Gudrun Böhme. Schon wenige Wochen nach der Vereinsgründung wurde im September 1995 hier die erste Ausstellung eröffnet.

94 Ausstellungen hat der Kunst- und Kulturverein Kemberg seit seiner Gründung 1995 im 86 Meter hohen Stadtturm bereits organisiert. Im nächsten Jahr sind laut Gudrun Böhme vier weitere Expositionen geplant. Den Auftakt machen im Mai die Malereien von Jörg Kuss aus Reuden. Im Juni werden Scherenschnitte von Bärbel Mohaupt von der Wittenberger Künstlerinnengruppe „Alba Blau“ gezeigt und im Juli können Radierungen und Bleistiftzeichnungen von Erdmute Peuker bewundert werden. Die vierte Ausstellung mit Arbeiten von Schülern der Kemberger Ganztagsschule ist der Kemberger Autorin und Gelehrten Ernestine Reiske anlässlich ihres 220. Todestages gewidmet.

„Das waren Malereien und Grafiken von Rosel Stein aus Dessau“, erzählt Gudrun Böhme. Seither hat der Verein unter Vorsitz des sehr aktiven Günter Rösner schon zu 94 Ausstellungen in den Turm eingeladen. „Mit der Galerie wollen wir Laienkünstlern der Region, Fotografen, Profis sowie Schulen und allen, die etwas zu zeigen haben, eine Plattform bieten“, sagt die Kembergerin, die seit 2007 Mitglied ist und sich heute um die Ausstellungen im Turm kümmert.

„Das habe ich von Hannelore übernommen. Wir waren befreundet, ich habe mitgemacht und die Vertretung übernommen, als sie krank wurde“, erzählt die 68-Jährige und spricht von einem großen Verlust - nicht nur für den Verein, in dem die Gründerin einst die Gruppe der Montagsmalerinnen unter ihre Fittiche genommen hatte. „Die 100. Ausstellung, die voraussichtlich 2019 stattfinden wird, wollen wir Hannelore Walde widmen“, so Böhme.

Der heute auf 30 Mitglieder angewachsene Verein, in dem auch die Wittenberger Künstlerinnengruppe „Alba Blau“ aktiv ist, hat sein Domizil im alten Rathaus, wo sich verschiedene Gruppen treffen. Wie die Heimatgeschichtler, zu denen auch Gudrun Böhmes Mann und Stadtarchivar Günter Böhme gehört. Sie kümmern sich um die Stadtgeschichte, organisieren Vorträge und haben auch den Denkmalpfad initiiert.

Die Handarbeitsgruppe strickt für die Babys der Stadt und ist mit ihren Arbeiten auch bei Weihnachts- und anderen Märkten präsent. Und Hertha Pohle betreut seit Jahren die Heimatstube. Auch die literarischen Abende, die musikalischen Nachmittage und die Ausstellungen im Alten Rathaus gehen auf das Konto des aktiven Vereins, der die Turmgalerie, in der es ohne Heizung jetzt viel zu kalt und zu feucht ist, bis Mai in die Winterpause geschickt hat. (mz)