Kampf gegen Leukämie Kampf gegen Leukämie: Wie Baby Maike sich ins Leben zurückkämpft

Bülzig - An den Händen von Erwachsenen gelaufen ist Maike schon länger. Doch seit Heiligabend 2019 geht sie allein. Mal vorsichtig, ein andermal beherzt drauflos tippelnd. Was bei anderen Kindern in dem Alter als normale Etappe in der Entwicklung hingenommen wird, ist für diese Kleine viel mehr: Es sind Schritte zurück ins Leben.
Das hielt für die Tochter von Juliane und André Diekmann bisher wenig Gutes bereit. Anders gesagt: Was die kaum 20 Monate alte Maike schon durchgemacht hat, reicht für ein ganzes, langes Leben. Kaum auf der Welt, erkrankte die kleine Bülzigerin schwer. Als sie ein halbes Jahr alt war, kam für die Eltern die niederschmetternde Diagnose: Akute Myeloische Leukämie, kurz AML. Von da an war nichts mehr wie vorher. Wie denn auch!
Es folgten monatelange Aufenthalte im Universitätsklinikum Halle, Knochenmarkpunktionen, Chemotherapien, ein einziges Hoffen und Bangen und schließlich das zermürbende Warten auf eine geeignete Stammzellspende, ohne die es Maike nicht geschafft hätte. Unter anderem im Juli 2019 warb die Rettungsstelle des evangelischen Krankenhauses Paul Gerhardt Stift, dort arbeitet auch Juliane Diekmanns Mutter, für eine Typisierungsaktion zu Maikes Gunsten. Kurze Zeit später kamen über 600 Teilnehmer.
Große Anteilnahme
Die Anteilnahme der Menschen am Schicksal des kleinen Mädchens war groß, und auch hier ließ Maikes Geschichte niemanden unberührt. Das gilt gleichermaßen für eine weitere Typisierungsaktion, die im August vom Sportverein Allemannia Jessen - Juliane Diekmann gehört zur Spielgemeinschaft Dabrun-Jessen - initiiert wurde und zu der mehr als 300 Frauen und Männer kamen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits abgezeichnet, dass es einen geeigneten Spender gibt. Doch war die Aktion keineswegs umsonst: Denn nicht nur Maike wartete auf eine Stammzellspende, sondern noch andere Leukämiepatienten. Nach Angaben der Krebsgesellschaft erkranken jährlich in Deutschland rund 13700 Menschen an Leukämien, davon etwa 40 Prozent an akuten Formen wie der AML.
Erste Weihnacht zu Hause
Maikes Transplantation war am 11. September 2019 in Halle. Davor bekam sie erneut Chemotherapie, um, wie Juliane Diekmann sagt, „das Immunsystem auf Null zu fahren“. Nach der Transplantation ging es auf die Isolierstation und wie in all den Monaten zuvor, so harrte sie auch da bei Maike aus. Nur ab und zu gönnte sie sich eine kurze Pause, dann kam Vertretung aus der Familie.
Ortswechsel. Das neue Jahr ist gerade zwei Tage alt, Maikes Eltern lassen zu Hause in Bülzig die letzten Monate Revue passieren. An den Wänden hängen Bilder aus unbeschwerteren Tagen - zu sehen sind die werdenden Eltern, die nicht ahnten, was das Schicksal ihnen aufbürden sollte, zumal bis dahin in der Familie keine Krebserkrankungen bekannt waren. Ein anderes Bild zeigt diverse Feuerwehren, ein Hinweis auf die ehrenamtliche Tätigkeit der Diekmanns. Auch zu Silvester musste ausgerückt werden.
Dieses Silvester war genauso wie Weihnachten das erste, das Maike zu Hause verbringen konnte. Noch immer trägt sie einen Katheter, über den Medikamente gegeben werden oder Blut entnommen wird, sowie eine Sonde zur Flüssigkeitsversorgung. Die letzte Punktion, sagt Juliane Diekmann, war ohne Befund, die nächste sei für März anberaumt. Wenn auch dann alles in Ordnung ist, könne der Katheter raus, dito die Sonde. Bis dahin sei es eben doch noch eine „Zitterpartie“. Ob Maike „krebsfrei“ bleibt, entscheide sich ohnehin erst nach fünf Jahren.
Zuversichtlich sind die Diekmanns schon jetzt. „Wir hoffen, dass Maike keinen Rückfall bekommt und dass sie die Welt entdecken kann“, sagt Juliane Diekmann. Die ersten Schritte unternimmt die kleine Kämpferin bereits. Am 8. Mai 2020 kann Maike ihren zweiten Geburtstag feiern. (mz)