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Investition in Vockerode Investition in Vockerode: Firma plant einen der größten Laster-Parkplätze Deutschlands

Von Marcel Duclaud 01.03.2019, 10:01
Der Abriss einst zum Gewächshaus gehörender Gebäude am Ortseingang von Vockerode hat bereits begonnen.
Der Abriss einst zum Gewächshaus gehörender Gebäude am Ortseingang von Vockerode hat bereits begonnen. Alexander Baumbach

Vockerode - Der Abrissbagger hat ganze Arbeit geleistet. Eines der unansehnlichen, seit Jahren leer stehenden Gebäude am Ortseingang von Vockerode ist nur noch ein Haufen Schutt. Es gehörte zur großen Gewächshausanlage, Berufsschule, Verwaltung und Lehrlingswohnheim befanden sich einst auf dem Areal, für das sich jetzt offenkundig ein Investor gefunden hat.

Platz für eine Tankstelle

Er heißt Albert Hauptstein und steigt gerade aus seinem Wagen mit Münchener Kennzeichen. Der Unternehmer, der vor 42 Jahren klein anfing und inzwischen eine Firmengruppe mit rund 80 Beschäftigten führt, hat große Pläne in Vockerode: Er zeigt auf das einstige Lehrlingswohnheim, das gerade entkernt und entmüllt wird, und sagt: „Das wird das Motel.“

Und dort, wo bislang noch das einstige Verwaltungsgebäude verrottet, soll nach seinen Vorstellungen eine Tankstelle errichtet werden. Auf der anderen Straßenseite hingegen ist das Herzstück der millionenschweren Investition vorgesehen: ein riesiger Parkplatz für Lkw. Hauptstein spricht von etwa 350 Stellplätzen. Wird das Realität, findet sich in Vockerode demnächst einer der größten Laster-Parkplätze der Republik. Hauptstein hofft auf zügige Bauarbeiten und Genehmigungen.

„Wenn es nach mir geht, sind wir morgen fertig“, bemerkt der Bayer. Im Herbst sollen nach seinen Vorstellungen die ersten Stellplätze genutzt werden können.

Noch keine Anträge

Das ist sportlich, weil sowohl der Landkreis als auch der Bürgermeister von Oranienbaum-Wörlitz, Mike Strömer (CDU), erklären, von den Plänen zwar zu wissen und auch Gespräche geführt zu haben, bislang aber noch keine verbindlichen Anträge vorliegen zu haben. Kreissprecher Ronald Gauert bestätigt allerdings, dass der Verkauf von einem Stück Land dort, das dem Kreis gehöre, vorbereitet werde.

Strömer äußert sich zurückhaltend. Was er begrüßt, ist „die Befreiung des Ortes von Ruinen. Wenn das Eingangstor von Vockerode attraktiver gestaltet wird, kann das ein Bürgermeister nur positiv sehen“. Was die Projekte von Hauptstein betrifft, betont Strömer: „Das muss in Einklang mit der Bürgerschaft erfolgen.“

Der Investor glaubt an sein Vorhaben. Die Lage für einen solchen Großparkplatz sei gut, die Autobahn nur etwa einen Kilometer entfernt.

Er habe bereits Anfragen von Speditionen, berichtet Hauptstein und spricht von einem eingezäunten und überwachten Gelände, von Toiletten und Duschen, von Zufahrtskontrollen und Steckdosen für Kühl-Laster, damit die Aggregate nicht die ganze Nacht laufen müssen. In drei Bauabschnitten soll sein Vockerode-Projekt verwirklicht werden, erklärt er - wenn denn die Genehmigungen vorliegen.

Nicht zuletzt weil der Mangel an Lkw-Stellplätzen in Deutschland erheblich ist, geht der Unternehmer von einem Erfolg aus. ADAC-Sprecherin Melanie Mikulla bestätigt, dass in Deutschland zwischen 10 000 und 30 000 Laster-Parkplätze fehlen: „Das Defizit ist enorm und lässt sich schwer aufholen, weil der Verkehr ständig zunimmt.“

Zudem dauere der Bau lange, weil Genehmigungsprozesse schwierig sind. Ob die Fahrer ein Angebot wie in Vockerode annehmen, sei aber nicht leicht zu sagen, weil sie ja möglichst kein Geld ausgeben wollen. Autohöfe hätten oft freie Kapazitäten, während Autobahnparkplätze überquellen und Zu- und Ausfahrten zugeparkt seien, was Gefahren birgt.

Albert Hauptstein, der Bauunternehmer aus München, ist im Übrigen in der Region mehrfach engagiert. Mit seinen Unternehmen baut er in Dessau ein Pflegeheim mit 164 Plätzen samt 48 Wohnungen für betreutes Wohnen. 2016 hat die Firma rund 550 Wohnungen in Zschornewitz und Vockerode aus dem Vattenfall-Portfolio übernommen. Dass es nicht leicht sei, die zu vermieten, räumt er ein. Das gehe oft nur über Modernisierungen, die Schritt für Schritt erfolgen. „Wir haben aber einen langen Atem“, verspricht er.

Mieter gern gesehen

Die Parkplatz-Investition, so hofft Hauptstein, könne im Übrigen helfen, Mieter zu gewinnen. Zum einen, weil Arbeitsplätze geschaffen würden, zum anderen, weil sich durch den Abriss das Ortsbild zum Positiven verändere. „Wenn es gewünscht ist, dass wir hier investieren, bleiben wir“, bemerkt der Münchener und spielt damit nicht zuletzt auf Skepsis und Beschwerden aus der Nachbarschaft an. (mz)