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Inklusion in Rackith und Wittenberg Inklusion in Rackith und Wittenberg: Arbeit für alle

Von Karina Blüthgen 29.03.2019, 13:32
Ministerin Grimm-Benne und Witra-Geschäftsführer Gießmann
Ministerin Grimm-Benne und Witra-Geschäftsführer Gießmann Klitzsch

Rackith/Wittenberg - Als Petra Grimm-Benne in Rackith ankommt, läuft die Sortiermaschine auf vollen Touren. Auf dem Diakoniehof ist es Zeit, die morgendlichen Produkte der Hühner, sprich Eier, nach Größe zu sortieren, zu stempeln und in Kartons zu packen. Knapp tausend Hühner in Hühnermobilen geben täglich ihr Bestes, um den Hof rentabel zu machen.

Geld für Ausstattung

Der Besuch der Landesarbeitsministerin Grimm-Benne (SPD) am Donnerstagvormittag ist nicht zufällig. Sie ist nach Rackith gekommen, um einen Fördermittelbescheid in Höhe von 200 000 Euro zu übergeben. Denn der Diakoniehof, seit Anfang 2018 als gGmbH in Trägerschaft des Augustinuswerkes, ist ein sogenannter Inklusionsbetrieb.

Das Geld ist einmalig für die technische Ausstattung des Inklusionsbetriebes, also für die Schaffung von Grundlagen zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen, vorgesehen. Vier sollen es in Rackith sein, und was genau entsteht, lässt sich die Ministerin von Matthias Monecke, Geschäftsführer des Augustinuswerkes, vor Ort erklären.

Mehrere Hunderttausend Euro hat das Augustinuswerk seit der Übernahme in die Sanierung des Rackither Traditionsstandortes gesteckt. Hühnermobile wurden angeschafft, in denen das Federvieh vollautomatisch versorgt wird. Die Mobile werden wöchentlich umgesetzt, so dass die Hühner immer wieder frisches Grün picken können. Das Schlachthaus ist saniert, ebenso der Hofladen (geöffnet dienstags 14 bis 18 Uhr, donnerstags 10 bis 14 Uhr und freitags 12 bis 14 Uhr), der perspektivisch neben Eigenprodukten auch Gemüse und Butter anbieten soll.

Inzwischen werden nicht nur Eier produziert und verkauft, übrigens auch an den Gewächshäusern in der Feldstraße (ehemals Petite Fleur). Die Legehühner werden auch als Suppenhühner vermarktet, zur Schlachtung werden zudem 400 Masthühner und 120 Enten gefüttert. Vor Weihnachten kommen Gänse, Flug- und Pekingenten dazu. „Wir sind ein Bio-Betrieb“, betont Monecke. Mit der nun vergrößerten Mitarbeiterzahl dank Förderung soll ein Freilandversuch beim Gemüseanbau gestartet werden.

Die regelmäßige Einnahme durch Eier und Schlachtgeflügel reiche gerade, um über die Runden zu kommen. „Unser Problem ist, dass Behinderte nicht mehr erwirtschaften können“, macht Matthias Monecke gegenüber der Ministerin deutlich, dass zwar der auch von ihm befürwortete Mindestlohn steigt, jedoch nicht der Nachteilsausgleich für die Einstellung Behinderter. Petra Grimm-Benne hört aufmerksam zu. Sie ist angetan von den Bedingungen. „Gerade der Bereich Landwirtschaft ist geeignet, Menschen mit Behinderung in Arbeit zu bringen“, findet sie.

Mieter und Mitarbeiter

Einen weiteren Bescheid überreichte die Ministerin in Wittenberg, 400000 Euro erhält die Witra Service GmbH. Die Tochter der kommunalen Wohnungsgesellschaft Wiwog erbringt Leistungen wie Hausmeisterservice, Grünpflege und Winterdienst. 2007 erworben, beschäftigt die Witra heute 61 Menschen, davon 16 mit schwerer Behinderung - was schon jetzt deutlich mehr ist als die gesetzlich vorgeschriebene Quote von fünf Prozent. Dank der Förderung, die in technisches Gerät investiert wird wie etwa Lastenfahrräder, spezielle Rasenmäher oder Räumgerät, das Handarbeit verringert, will man deren Anteil weiter erhöhen.

Die Witra gilt als erstes kommunales Unternehmen in Sachsen-Anhalt überhaupt, das Inklusionsbetrieb ist. Interessant, wo die Witra ihre Mitarbeiter rekrutiert: Gut 50 Prozent stammen aus der eigenen Mieterschaft, was laut Rando Gießmann, Geschäftsführer von Wiwog und Witra, allen Vorteile bietet. Man habe „nicht nur eine städtebauliche Verantwortung“, zeigte er sich erfreut über die Unterstützung des Bundes bei der Inklusion.

(mz)

Matthias Monecke (links) erhält den Bescheid für den Diakoniehof.
Matthias Monecke (links) erhält den Bescheid für den Diakoniehof.
Blüthgen