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ICE tötet Arbeiter ICE tötet Arbeiter bei Bülzig: Feuerwehrleute suchten die Opfern

Von Ute Otto 11.12.2016, 14:25
Die Feuerwehr war in der Nacht im Einsatz und suchte die getöteten Bahnmitarbeiter.
Die Feuerwehr war in der Nacht im Einsatz und suchte die getöteten Bahnmitarbeiter. Klitzsch

Bülzig - Kurz nach 20 Uhr geht am Sonnabend der Alarm bei der Stadtfeuerwehr Zahna-Elster ein. Neben medizinischen Rettungskräften, Bundes- und Landespolizei, Notfallmanagern der Bahn und dem Kriseninterventionsteam des Landkreises werden sie nach Bülzig an die Bahnstrecke beordert.

Zwei Techniker der Deutschen Bahn, 56 und 61 Jahre alt, die einer Störung im Signal nachgehen sollten, sind bei Bülzig vom ICE München-Berlin überfahren worden. 19.58 Uhr habe der Lokführer selbst „Person auf dem Gleis“ gemeldet, das Unglück aber nicht mehr verhindern können. Er hat einen Schock erlitten.

Bahn-Techniker bei Bülzig von ICE getötet: Suche mit dem Hubschrauber

Auch für die 47 Feuerwehrleute soll es eine lange Nacht werden. Auf der Brücke über der Kreisstraße Am Gewerbepark ist der Zug zum Stehen gekommen, nur wenige hundert Meter vor dem Haltepunkt Bülzig. Gefahrloses Aussteigen ist an dieser Stelle nicht möglich. Im Zug harren mehr als 300 Fahrgäste stundenlang aus.

Der Zug gehört zu der ehemaligen Gattung „Metropolitan“ an. Die Züge verkehren seit 2004 als reguläre ICE und IC-Züge. Anders als klassische ICE haben diese Züge eine Lok und Waggons.

Zufällig ist ein Notfallseelsorger an Bord, der sich bis zum Eintreffen weiterer Krisenmanager um das Zugpersonal kümmert. Auch die Fahrgäste werden informiert, ihnen bleibt nur abzuwarten.

Es ist fast 22.30 Uhr, als die Einsatzleitung der Bundespolizei entscheidet, dass ein Ersatzzug angefordert wird und das Umsteigen am Haltepunkt Bülzig erfolgen soll. Bis es soweit ist, vergeht noch eine weitere Stunde.

Mit der Technik der Feuerwehr Zahna-Elster wird der Bereich hinter dem stehenden Zug ausgeleuchtet. Die Stelle, an der der Zug die Männer erfasste, liegt im Wald.

Die Bilder, die auf die Kameraden bei der Suche nach den Körperteilen der beiden Opfer einwirken, möchte man sich nicht vorstellen. Zur Unterstützung kommt kurz vor Mitternacht noch eine Hubschrauberbesatzung mit Wärmebildkamera zum Einsatz.

Psychologe unterstützt die Feuerwehrmänner, die bei Bülzig die getöteten Mitarbeiter der Deutschen Bahn suchten

„Alle, die hier dabei waren, sprechen noch in dieser Nacht mit dem Psychologen“, sagt Stadtwehrleiter Heiko Plewa. „In der Form hatten wir noch keinen Einsatz“, umschreibt der Stadtwehrleiter die Dimension der psychischen Belastung.

Möglicherweise, so Plewa am Sonntagmittag, werde er einige Einsatzkräfte nochmals zur Nachsorge schicken. Dafür gibt es das Kriseninterventionsteam des Kreises.

Vor Ort ist ebenfalls Kreisbrandmeister Roland Kartäuser. Auch er spricht von einem schweren und langwierigen Einsatz. „Ich habe natürlich auch den Landrat informiert“, sagt er. Jürgen Dannenberg (Linke), so der Kreisbrandmeister, soll nicht erst aus den Nachrichten erfahren, welche Tragödie sich in seinem Kreis abgespielt hat.

Getötete Bahnmitarbeiter bei Bülzig: Fahrgast im ICE regt Spendenaktion an

Die Vollsperrung der Bahnstrecke wird um 2.09 Uhr aufgehoben. 2.30 Uhr können die Feuerwehrleute den Einsatzort verlassen. Mit fast fünf Stunden Verspätung kommen die Fahrgäste in Berlin an. Sie haben Anspruch auf Teilrückerstattung des Fahrpreises.

Fabian Raith, ein 29-jähriger Berliner, der in Leipzig in den Zug gestiegen ist, möchte das Geld den Hinterbliebenen der beiden verunglückten Männer zukommen lassen. „Ich könnte mir vorstellen, dass andere das auch machen“, bittet er die Mitteldeutsche Zeitung um Unterstützung, eine solche Spendenaktion publik zu machen. (mz)